Wirtschaft

Versicherer will nun doch aufs Parkett Talanx geht an die Börse

Nun also doch: Der Versicherer Talanx geht an die Börse.

Nun also doch: Der Versicherer Talanx geht an die Börse.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Zickzackkurs geht weiter: Deutschlands drittgrößter Versicherer Talanx will nun doch an die Börse gehen – noch vor einer Woche hatten die Hannoveraner den Gang aufs Parkett mit viel Wirbel abgesagt. Bei der Kehrtwende muss der Talanx-Vorstand allerdings einige Ziele begraben.

Der Versicherungskonzern Talanx nimmt seine erst vergangene Woche aufgegebenen Börsenpläne überraschend wieder auf. "Wir glauben, die Zeit ist reif; die Signale der vergangenen Tage haben uns ermutigt", sagte Vorstandschef Herbert Haas in einer Telefonkonferenz. "Deshalb setzen wir unseren Börsengang fort und beginnen schon morgen mit der Vermarktung der Talanx-Aktien."

Am 2. Oktober soll die Aktie erstmals an der Börse notiert werden. Von Freitag an bis 1. Oktober können die Investoren die Aktien zeichnen. Allerdings macht das Unternehmen Abstriche: Statt 700 Mio. Euro will Talanx nur 500 Mio. bei den Investoren einsammeln. Damit wären 11,5 Prozent der Anteile im Streubesitz. Die Preisspanne liegt zwischen 17,30 und 20,30 Euro je Aktie, was den Versicherer insgesamt mit 4,4 Mrd. bis 5,0 Mrd. Euro bewertet. "Das ist nicht unsere Wunschbewertung, aber wir können damit leben", sagte Haas.

Erst vor einer Woche hatte Haas die erst Anfang September publik gemachten Pläne beerdigt - trotz steigender Börsen und positiver Stimmung unter den Investoren. Er machte den Banken schwere Vorwürfe, weil sie zu hohe Erwartungen geweckt hätten. Noch am Freitag hatte er einen neuen Anlauf für die kommenden sechs Monate ausgeschlossen. "Der Vorstand hat eingesehen, dass man bei der Bewertung auch kompromissbereit sein muss", sagte ein Banker nun.

Durch das verkleinerte Volumen kann sich Talanx nun auf die zahlungsbereitere Investoren-Klientel konzentrieren. Im ersten Anlauf hatten die Banken Finanzkreisen zufolge eine Preisspanne vorgeschlagen, die Talanx mit 4,2 bis 5,1 Mrd. bewertet hätte. Das war Haas und seinen Kollegen zu wenig: Sie hatten sich mindestens 4,8 Mrd. Euro vorgestellt, ist doch allein der 50-Prozent-Anteil am Rückversicherer Hannover Rück an der Börse drei Mrd. Euro wert.

Talanx akzeptiert bescheidenere Ziele

Talanx rechnet offenbar mit einem Preis am unteren Ende: 500 Mio. Euro kommen schon bei einem Zuteilungspreis von 17,30 Euro herein, wenn alle Aktien verkauft werden. Dazu kommen 300 Mio. vom japanischen Partner Meiji Yasuda, der eine Wandelanleihe in Talanx-Aktien tauscht. Mit dem japanischen Lebensversicherer waren die Hannoveraner zusammen in Osteuropa auf Einkaufstour gegangen. Mit dem Erlös aus dem Börsengang sollen die dadurch entstandenen Schulden getilgt und weitere kleinere Zukäufe finanziert werden.

Haas' Ziel, Talanx schon bald nach dem Börsengang in den Nebenwerteindex MDax zu führen, dürfte wegen des geringen Streubesitzes utopisch sein. Haas räumte ein, der Einzug in den Index sei nun schwieriger zu erreichen. Potenzielle Anleger monieren, dass das zudem die Handelbarkeit der Aktie beeinträchtigen könnte. Mit einer Börsennotiz eröffnet sich das Unternehmen die Möglichkeit, Zukäufe über eine Kapitalerhöhung zu finanzieren und damit den Streubesitz zu erhöhen. Der bisherige Alleineigentümer, der Versicherungsverein HDI, will aber die Mehrheit behalten. Für den neuen Anlauf aufs Parkett wurden zwei der begleitenden Banken ausgetauscht. Neben der Deutschen Bank begleitet nun die Berenberg Bank federführend den Börsengang. Die ursprünglich als globale Koordinatoren eingesetzten Banken Citi und JPMorgan wurden in die zweite Reihe zurückgestuft.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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