Möglichst ohne Neubau Tausende Kilometer Wasserstoff-Leitungen geplant
12.07.2023, 11:40 Uhr Artikel anhören
Durch viele Leitungen, die künftig für Wasserstoff genutzt werden sollen, fließt heute Gas.
(Foto: IMAGO/Sylvio Dittrich)
Vor allem in der klimaschädlichen Industrie soll grüner Wasserstoff für eine emissionsarme Zukunft sorgen. Dafür braucht es in Deutschland ein gut ausgebautes Leitungsnetz, das jetzt Formen annimmt. Ein großer Teil der Infrastruktur dafür steht bereits.
Damit Wasserstoff in der klimaneutralen Industrie der Zukunft eine tragende Rolle spielen kann, muss er über weite Strecken transportiert werden können. Wie ein solches bundesweites Wasserstoff-Kernnetz aussehen könnte, stellten die deutschen Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) vor. "Ziel ist es, so viel wie möglich umzustellen und nicht neu zu bauen", sagte FNB-Geschäftsführerin Barbara Fischer.
Mehr als die Hälfte der Leitungen, durch die künftig Wasserstoff geleitet werden soll, werden heute als Gasleitungen genutzt. Die Bundesregierung will einen zügigen Hochlauf des Wasserstoffmarktes erreichen. So soll vor allem in bestimmten Wirtschaftsbereichen der hohe Ausstoß von Treibhausgasen reduziert werden.
Für die angestrebte Klimaneutralität gilt mit Ökostrom erzeugter Wasserstoff - auch grüner Wasserstoff genannt - insbesondere in der Industrie als zentraler Baustein. Für andere Bereiche, wie zum Beispiel Autos, wird die Technologie hingegen weitestgehend als ungeeignet angesehen, da es deutlich effizienter ist, die Fahrzeuge direkt mit Strom zu "betanken", anstatt den Umweg über die Herstellung von Wasserstoff zu gehen.
Große Industriestandorte sollen angebunden werden
Nach dem aktuellen Stand der Planung soll das Netz Leitungen mit einer Gesamtlänge von 11.200 Kilometern umfassen. Es werde lange Verbindungen vom Norden in den Süden Deutschlands sowie von Osten nach Westen geben, sagte Fischer. Wichtig sei es vor allem, große Industriestandorte anzubinden, die ohne Wasserstoff nicht klimafreundlich betrieben werden können, bei denen also etwa eine Elektrifizierung kaum möglich sei. Dazu gehören die Stahl- und die Chemie-Branche.
Zunächst soll das Wasserstoff-Kernnetz in einer ersten Stufe wichtige Wasserstoff-Infrastrukturen umfassen, die bis 2032 in Betrieb gehen sollen. Die Bundesnetzagentur muss die Ausgestaltung des Netzes genehmigen. In einer zweiten Stufe soll bis Ende dieses Jahres eine umfassende Wasserstoff-Netzentwicklungsplanung im Energiewirtschaftsgesetz verankert werden.
Quelle: ntv.de, rog/dpa