Wirtschaft

Imageproblem wegen Musk? Tesla-Verkauf bricht in Deutschland ein

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Jahrelang steht Tesla an der Spitze der E-Auto-Verkäufe. Doch damit ist nun wohl Schluss: Während der Absatz an Elektroautos signifikant ansteigt, sehen die Tesla-Zahlen ganz düster aus. Experten kritisieren Chef Musk und fehlenden Fortschritt.

Im Januar sind die Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland kräftig gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stieg die Zahl um 53,5 Prozent auf 34.500 E-Autos, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mitteilte. Der Absatz von Autos des US-Elektroautobauers Tesla ist in Deutschland allerdings deutlich eingebrochen: Im Januar wurden fast 60 Prozent weniger US-Stromer neu zugelassen als im Vorjahresmonat.

Tesla Motors (USD)
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Der Autoindustrieverband freute sich über die generell "sehr positive Entwicklung". Laut Beratungsfirma EY ist die Anzahl neuer E-Autos ein Rekordwert für einen Januar. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) warnte hingegen, wegen eines Sondereffekts seien die Zahlen irreführend. Insgesamt ging der Neuwagenmarkt im Januar zurück. Mit 207.640 Fahrzeugen wurden laut KBA 2,8 Prozent Autos weniger neu zugelassen als im Vorjahresmonat. "Der deutsche Neuwagenmarkt ist relativ schwach", erklärte EY.

Auffällig ist der starke Rückgang der Zulassungen von Tesla-Fahrzeugen: Der US-Autobauer brachte 59,5 Prozent weniger Fahrzeuge auf die Straße. In Summe waren es 1277 Autos des von Tech-Milliardär Elon Musk geführten Herstellers, die verkauft wurden. Laut EY sank Teslas Anteil am E-Auto-Markt damit von 14 auf 4 Prozent.

Elon Musk für Tesla ein Problem?

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer führt das zum einen darauf zurück, dass Tesla wenige Neuerungen anzubieten hat: "Model 3 und auch Model Y sind gegenüber dem Wettbewerb in die Jahre gekommen", sagte er. Dazu komme das "extrem schädigende Verhalten von Elon Musk. Kein Mensch möchte sich mit dem Verhalten von Musk in Verbindung bringen lassen". Tesla und Musk seien nahezu untrennbar miteinander verbunden.

Schon im vergangenen Jahr hatte bei Stromern keine andere Marke so stark an Absatz eingebüßt wie Tesla, das sein europaweit einziges Werk in Grünheide bei Berlin hat. Die Neuzulassungen sackten KBA-Daten zufolge um gut 26.000 auf knapp 38.000 ab. Das entsprach einem Marktanteil von 9,9 Prozent. Dadurch rutschte die Firma vom zweiten auf den dritten Platz im deutschen BEV-Markt ab. Noch 2022 hatte sie an der Spitze gestanden.

Experten erklärten die Schwäche des Autobauers zuletzt unter anderem mit einem Imageproblem, das auch auf Mehrheitseigner Musk und dessen politisches Engagement zurückgeht. Musk unterstützt US-Präsident Donald Trump.

Verbrenner werden teurer, E-Autos günstiger

Reine Elektroautos hatten im Januar einen Marktanteil von 16,6 Prozent, wie das KBA weiter mitteilte. Sie lagen damit an dritter Stelle: Auf Platz eins kamen Hybrid-Fahrzeuge mit einem Marktanteil von 37,1 Prozent, gefolgt von Benzinern mit 30,0 Prozent. Dieselfahrzeuge kamen auf einen Anteil von 15,9 Prozent, Plug-in-Hybride auf 8,5 Prozent. Ein Grund für den starken Anstieg der Neuzulassungen von E-Autos ist auch der niedrige Vorjahreswert. "Aufgrund des abrupten Förderstopps im Dezember 2023 brachen die Elektro-Neuzulassungen im Januar 2024 ein", erinnerte EY.

Der ZDK, der unter anderem Autohändler vertritt, verwies zudem auf die Verschärfung der EU-Flottengrenzwerte zum Jahreswechsel: Um die neuen CO2-Vorgaben einzuhalten, hätten die Hersteller Zulassungen von Elektroautos und Hybriden vom vergangenen in dieses Jahr verschoben. "Dies ist ein Sondereffekt, der unsere Auftragslage nicht widerspiegelt", erklärte ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn.

Der Automarktexperte der Beratungsfirma, Constantin Gall, rechnet dennoch mit weiter steigenden Elektro-Neuzulassungen. "Die Vertriebsoffensive der Hersteller zeigt bereits Wirkung", erklärte er. Aufgrund weiterer Preisnachlässe im Elektro- und zugleich Preissteigerungen im Verbrennersegment dürfte der Preisunterschied zwischen vergleichbaren Modellen beider Kategorien kleiner werden.

VDA erwartet 2025 ein Viertel mehr gebaute E-Autos

Laut Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) wurden im gesamten Jahr 2024 in Deutschland 1,06 Millionen reine Elektroautos hergestellt - zusammen mit Plugin-Hybriden waren es 1,35 Millionen Autos. Der Verband rechnet hier in diesem Jahr mit einer Steigerung um 24 Prozent auf 1,67 Millionen Wagen.

Der VDA legte auch Monatsdaten zur Autoproduktion vor: Hergestellt wurden im Januar 340.800 Autos - das sei zwar der höchste Januarwert seit 2020, er liege aber immer noch neun Prozent unter dem Vorkrisenniveau 2019. Auch die Lieferungen aus deutschen Werken ins Ausland stiegen im Januar stark, doch auch sie liegen noch zwölf Prozent unter dem Vorkrisenniveau.

Laut einer Ifo-Umfrage ist die Stimmung in der deutschen Autoindustrie weiter schlecht. Der Index des Ifo für das Geschäftsklima der Branche sank von minus 35,0 Punkten im Dezember auf minus 40,7 Punkte im Januar. Ihre Position auf den Auslandsmärkten bewerteten die Unternehmen demnach so niedrig wie noch nie - außerhalb und innerhalb der EU. Auch auf dem deutschen Markt haben sie laut Umfrage deutlich an Boden verloren.

Quelle: ntv.de, mpa/dpa/AFP

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