Schienenkartell kostet Posten ThyssenKrupp entlässt Manager
06.07.2011, 22:02 Uhr
Ein Bauernopfer für die "Schienenfreunde"?
(Foto: dpa)
Der Industriekonzern ThyssenKrupp zieht nach der Aufdeckung eines Schienenkartells personelle Konsequenzen. Medienberichten zufolge muss Bereichsvorstands Uwe Sehlbach gehen. Er soll zwar nicht zu den "Schienenfreunden" gehören, muss aber die politische Verantwortung übernehmen.
Nach der Aufdeckung eines Schienenkartells muss ein ThyssenKrupp-Manager einem Zeitungsbericht zufolge den Hut nehmen. Auf Druck von Konzernchef Heinrich Hiesinger müsse Bereichsvorstand Uwe Sehlbach gehen, berichtete das "Handelsblatt" vorab unter Berufung auf Unternehmenskreise.
Sehlbach war zuletzt im Geschäftsbereich Materials Services für die Eisenbahntechnik verantwortlich. Dem Manager sei keine Verstrickung in das Kartell mit dem Namen "Schienenfreunde" nachzuweisen, das über Jahre Preise auf dem deutschen Schienenmarkt abgesprochen haben soll. Er habe jedoch die politische Verantwortung für den Fall übernehmen müssen, berichtete die Zeitung.
"Herr Sehlbach ist seit dem 30. Juni nicht mehr in unserem Unternehmen", sagte ein ThyssenKrupp-Sprecher. "Weiter wollen wir den Artikel des Handelsblatts nicht kommentieren." ThyssenKrupp hatte bereits fast die komplette Führungsriege der Tochter GfT Gleistechnik GmbH ausgetauscht, nachdem sich der Vorwurf wettbewerbswidriger Absprachen erhärtet hatte.
Den durch das Schienenkartell verursachten Schaden, der laut "Handelsblatt" bei bis zu einer Milliarde Euro liegt, muss vor allem die Deutsche Bahn tragen. Neben der Thyssen-Krupp-Tochter GfT ist auch eine in Duisburg ansässige Tochter des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine ins Visier der Ermittler geraten. Voestalpine tritt als Kronzeuge auf und hofft, einer Strafe zu entgehen.
Auch ThyssenKrupp hofft laut "Handelsblatt" auf Milde: "Wir kooperieren vollumfänglich mit dem Bundeskartellamt und der Staatsanwaltschaft", sagte Thomas Kremer, im Konzern für Compliance verantwortlich, dem Blatt. Die Ergebnisse einer internen Ermittlung wurden zeitnah dem Bundeskartellamt vorgelegt.
Quelle: ntv.de, sla/rts/DJ