"Zügige Anti-Krisen-Schritte nötig" Trichet drängt Politik
28.09.2011, 09:27 Uhr
Jean-Claude Trichet
(Foto: REUTERS)
Für EZB-Chef Trichet liegt der Ball im Kampf gegen die Schuldenkrise im Feld der Politik. Der Franzose verlangt eine schnelle Umsetzung entsprechender Beschlüsse. Zudem sei seitens der politisch Verantwortlichen verbale Disziplin notwendig. Trichet verteidigte die Geldpolitik der Währungshüter. Die nächste EZB-Ratssitzung ist in der kommenden Woche.
Im Kampf gegen die Eurozonen-Schuldenkrise hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, die Politik zu schnellem und effektivem Handeln aufgefordert. Der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera" sagte er, jetzt seien effektive Aktionen, zügige Umsetzung, verbale Disziplin und ein stärkerer Zusammenhalt aller Beteiligten gefordert. In vielen Ländern steht in den kommenden Wochen die parlamentarische Zustimmung zum Euro-Rettungsschirms EFSF an.
Trichet hatte erst am Rande der Tagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Washington gesagt, dass die Eurozone im Epizentrum einer sich anbahnenden globalen Krise der öffentlichen Finanzen stehe. Die EZB ist eine der Schlüsselfiguren bei der Lösung der Euro-Schuldenkrise. Sie hatte in den vergangenen Monaten Anleihen von den unter Beschuss stehenden Eurozonen-Staaten wie Griechenland, Italien und Spanien in Milliardenhöhe aufgekauft, um Banken mit Geld zu versorgen und die Märkte zu beruhigen. Dafür steht sie selbst stark in der Kritik und bräuchte zum Beispiel bei einem Schuldenschnitt Griechenlands höchstwahrscheinlich selbst frisches Eigenkapital von den Staaten.
Trichet verteidigte die Geldpolitik der Währungshüter. Die EZB lege die Zinssätze mit Blick auf die Stabilität in der Eurozone fest. Die Notenbank sei bei den Zinsen nicht auf einen Kurs programmiert. Damit deutete Trichet an, dass die EZB in der kommenden Woche den strafferen geldpolitischen Kurs wohl nicht ändern wird. Die Zentralbank hatte im April und Juli die Leitzinsen angehoben.
Inflation und Deflation im Blick
Der Franzose wies im Vorfeld der EZB-Ratssitzung in der kommenden Woche darauf hin, dass die Geldpolitik der Notenbank sowohl Inflations- als auch Deflationsrisiken entgegenwirke. "Die bemerkenswerte Verankerung der Inflationserwartungen, die auf unserer glaubwürdigen Geldpolitik beruht, schützt uns vor dem Risiko einer Inflation und dem Risiko einer Deflation", sagte Trichet.
An den Finanzmärkten ist wegen der anhaltenden Staatsschuldenkrise in Europa eine EZB-Leitzinssenkung bereits für 6. Oktober eingepreist. Erwartet wird unter Beobachtern für die nächste Ratssitzung zudem die Ankündigung eines neuen zwölfmonatigen Refinanzierungsgeschäfts mit Vollzuteilung.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/DJ/rts