Wirtschaft

Endspurt für den Börsengang Twitter fürchtet Fehler

Wird der Börsengang ein Erfolg?

Wird der Börsengang ein Erfolg?

(Foto: REUTERS)

In Kürze geht der Twitter-Börsengang über die Bühne. Die letzten Vorbereitungen laufen, der Preis wurde gerade erst erhöht. Es sieht nach einem erfolgreichen Debüt aus – doch das Beispiel Facebook zeigt, dass vieles noch schiefgehen kann.

An einem Samstag Ende Oktober herrschte ungewohnte Betriebsamkeit an der New Yorker Börse. Die Mitarbeiter des Börsenbetreibers NYSE mussten Überstunden an der Wall Street schieben. Sie probten den Twitter-Börsengang. Hunderttausende Kauf- und Verkaufsaufträge fluteten die Computersysteme. Es sei alles glatt gelaufen, erklärte die Börse später. Erleichterung machte sich breit.

Der Handelsstart in New York ist für den Nachmittag vorgesehen. Und dabei darf nichts schief laufen. Zu frisch ist die Erinnerung an das Desaster beim Börsengang von Facebook vor eineinhalb Jahren. Damals waren die Börsensysteme dem Ansturm nicht gewachsen. Stundenlang wussten Anleger nicht, ob ihre Aufträge nun ausgeführt worden waren oder nicht.

Twitter hat aus dem Debakel gelernt - und von Anfang an einen anderen Weg als Facebook eingeschlagen. Statt an die rein elektronische Technologiebörse Nasdaq zu gehen, hat sich das Unternehmen für die konkurrierende New York Stock Exchange entschieden, deren Wurzeln bis ins Jahr 1792 zurückreichen. Zu der Traditionsbörse gehört der berühmte Handelssaal an der Wall Street.

Hier wird wohl Twitter-Chef Dick Costolo die Eröffnungsglocke läuten. Dann werden Aktien im Wert von mehr als 2 Milliarden Dollar platziert; erst am Montag hatte Twitter den Preis der Aktien angehoben. Das ist zwar weiterhin nur ein Achtel des Facebook-Volumens, aber für ein verlustreiches, gerade mal sieben Jahre junges Unternehmen dennoch viel Geld. Gehandelt wird die Hoffnung auf ein einträgliches Geschäft in der Zukunft.

Sakko statt Kapuzenpulli

In den vergangenen Wochen haben Costolo und sein Team bei Investoren geworben. Bei seinem Auftritt in New York trug der Twitter-Chef Hemd und Sakko, wenn auch keine Krawatte. Als Facebook-Gründer Mark Zuckerberg vor Investoren in der Finanzmetropole sprach, war er in seinem typischen Kapuzenpulli aufgelaufen - was bei einigen Wall-Street-Leuten für Unmut sorgte. Doch Zuckerberg dürfte das egal gewesen sein.

Rein wirtschaftlich stand Facebook zu seinem Börsengang besser da als Twitter. Das Unternehmen schrieb schwarze Zahlen. Dennoch fiel die Aktie binnen weniger Monate um mehr als die Hälfte. Die Pannen beim Börsenstart waren dabei noch das kleinste Problem. Die Anleger hatten plötzlich die Sorge, dass die zunehmende Beliebtheit von Smartphones das Geschäft schmälern könnte - denn die erste Facebook-App steckte voller Macken und die Werbeeinnahmen tröpfelten hier lediglich. Das Online-Netzwerk besserte nach: Neue App, neue Werbeformate. Heute liegt die Aktie ein Drittel über ihrem Ausgabekurs.

Twitter-Chef Costolo und seine Mannen scheinen auch aus der Ferne genug gelernt zu haben. Sie erzielen schon heute 70 Prozent ihrer Werbeeinnahmen über mobile Geräte, Tendenz steigend. Und die Entscheidung, die Nasdaq zu meiden, scheint ebenfalls richtig gewesen zu sein. Die Technologiebörse hatte gleich zweimal in der vergangenen Woche mit technischen Problemen zu kämpfen, die Teile des Handels zum Erliegen brachten. Die NYSE lief derweil rund.

Zuckerberg vermied es, den Kollegen von Twitter einen Rat für deren Börsengang zu geben. "Ich bin die letzte Person, die man fragen sollte, wie man einen reibungslosen Börsengang hinbekommt", sagte lachend er auf einer Konferenz.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts

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