Wirtschaft

Angst vor Deflation wächst US-Konjunkturerholung bremst ab

Die amerikanische Wirtschaft wächst lansamer als erwartet, Arbeitslosigkeit und Immobilienmarkt bereiten der Notenbank Fed zunehmend Sorgen. Im Kreis der Notenbanker wächst deshalb die Furcht, dass die USA in eine Deflation abgleiten. Ein Blick nach Japan zeigt, was dieses Szenario bedeuten kann.

Stetig fallende Preise führen zu einem massiven Verlust von Arbeitsplätzen.

Stetig fallende Preise führen zu einem massiven Verlust von Arbeitsplätzen.

(Foto: Reuters)

In den USA mehren sich die Zeichen, dass die wirtschaftliche Erholung an Fahrt verliert. Die Notenbank Fed malt ein skeptischeres Bild als bisher, auch harte Konjunkturdaten deuten darauf hin.

So ist die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal 2010 etwas schwächer gewachsen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft stieg von April bis Juni mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,4 Prozent, wie das Handelsministerium mitteilte. Analysten hatten allerdings im Schnitt mit 2,5 Prozent gerechnet. Die Wirtschaftsleistung im Vorquartal wurde unterdessen um einen vollen Prozentpunkt auf 3,7 Prozent nach oben revidiert.

Die US-Notenbank stellte in ihrem jüngsten Konjunkturbericht zwar fest, dass sich die Wirtschaft im Großen und Ganzen weiterhin erholt. Doch in einigen Bezirken gehe der Konjunktur die Luft aus. Fed-Chef Ben Bernanke spricht von ungewöhnlich unsicheren Aussichten.

Wachstum verlangsamt sich

Die US-Wirtschaft wächst zwar seit rund einem Jahr wieder, doch vor allem eine hohe Arbeitslosigkeit und Probleme am Immobilienmarkt machen der weltgrößten Volkswirtschaft zu schaffen.

Vor diesem Hintergrund wächst die Angst, dass die USA in eine Deflation abrutschen. "Die USA sind heute näher an einer Entwicklung auf die japanische Art, als jemals zuvor in der jüngsten Geschichte", so James Bullard, der als Mitglied des Offenmarktausschuss, dem wichtigsten Gremium der US-Notenbank, mit über die Geldpolitik des Landes entscheidet.

Bei einer Deflation sinken die Preise für Waren und Dienstleistungen auf breiter Front. Dies führt zu sinkenden Gewinnen bei den Unternehmen und - wenn der Prozess lange anhält - auch zu massiven Verlusten an Arbeitsplätzen und damit wiederum sinkender Nachfrage und Kaufkraft der Konsumenten, was die Unternehmen in weitere Schwierigkeiten bringt. Japan war seit 1993 von einer langanhaltenden, oft als "verlorenes Jahrzehnt" bezeichneten, Deflation betroffen.

Bullard wechselt die Fronten

Die Äußerungen Bullards sind bemerkenswert, da er bisher zu den Notenbankern gehört, die Inflation als eine viel größere Bedrohung ansehen als Deflation.

Doch derzeit liegt die Preissteigerung in den USA deutlich unter dem Ziel der Notenbank, die eine Inflation von höchstens 2 Prozent zulassen will. Deshalb fordern viele Ökonomen die Fed auf, die Zinsen auf absehbare Zeit nicht zu erhöhen. Dass würde die Konjunkturerholung abwürgen – und die ohnehin schon hohe Arbeitslosigkeit noch verschärfen.

Komme es erst zur Deflation sei es schwer, einen Ausweg zu finden, so Bullards. Um eine sich selbst verstärkenden Spirale aus  fallenden Preisen, gelähmten Unternehmen und sich immer weiter  verlangsamendem Wachstum zu verhindern, sollten sich die USA nach  Auffassung deshalb wieder auf Maßnahmen besinnen, wie sie zur  Bekämpfung der Finanzkrise getroffen wurden. Auf dem Höhepunkt der  Krise hatte die Notenbank hunderte Milliarden Dollar in die Märkte  und das Bankensystem gepumpt und die Leitzinsen auf faktisch 0 Prozent gesenkt.

Quelle: ntv.de, jga)rts/AFP

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