Wachstum von 3,5 Prozent USA erwachen aus der Krise
29.10.2009, 15:40 Uhr
Yeah, yeah, yeah: Die USA sind wieder da.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die US-Wirtschaft hat sich mit dem ersten Wachstum nach einjähriger Unterbrechung vermutlich aus der Rezession gelöst. Privater Konsum, Wohnimmobilienmarkt und Exportwirtschaft heizten die Wirtschaftsleistung an, wie das Handelsministerium in Washington nach ersten Berechnungen mitteilte. "Wir sehen die Trendwende", sagte Christina Romer, oberste Wirtschaftsberaterin im US-Präsidialamt. An den Aktienbörsen wurden die Daten mit kräftigen Kursgewinnen aufgenommen. Analysten dämpften jedoch die Hoffnung auf eine schnelle Erholung.
Die Wirtschaftsleistung der USA legte im Sommer aufs Jahr hochgerechnet um 3,5 Prozent zu, nachdem sie im Frühjahr noch um 0,7 Prozent abgenommen hatte. Das ist mehr als Analysten erwartet hatten und das stärkste Wachstum seit zwei Jahren. "Dies ist ein positives Zeichen dafür, dass die Anreizprogramme Wirkung zeigen", sagte Dan Cook, Analyst bei IG Markets in Chicago. "Wenn wir Billionen in die Wirtschaft gesteckt hätten und nun ein Minus bekommen hätten, wäre das ein furchtbares Signal für den Markt gewesen."
Anders als etwa in Deutschland endet mit dem Plus in den USA aber nicht automatisch die Rezession: In den Vereinigten Staaten entscheidet das Nationale Wirtschaftsforschungsinstitut NBER darüber, wann die Krise vorbei ist. Sie achtet dabei auch auf den Arbeitsmarkt - und dort ist die Lage derzeit so schlecht wie seit 26 Jahren nicht. Allein in der vergangenen Woche verloren 530.000 Menschen ihren Job, nur 1000 weniger als in der Woche zuvor.
Zudem bezweifeln Analysten, dass die Erholung mit diesem Tempo weitergeht. "Ich schätze, wir werden noch einmal so etwas im vierten Quartal sehen, aber dann wird es schwächer werden", sagte Nigel Gault von IHS Global Insight. Nach Einschätzung von Romer profitierte die US-Wirtschaft stark von den milliardenschweren Konjunkturprogrammen.
Hilfe durch Abwrackprämie und Steuergutschriften
So kurbelte die Abwrackprämie "Cash for Clunkers" ("Bares für Rostlauben") den Autoabsatz an und trieb den Konsum um 3,4 Prozent in die Höhe. Das war das stärkste Wachstum seit Anfang 2007; im Frühjahr war der private Verbrauch noch um 0,9 Prozent gesunken. Allerdings lief das Programm bereits im August aus. Zuletzt trübte sich das Verbrauchervertrauen ein, die US-Amerikaner machen sich immer mehr Sorgen um ihre Finanzen.
Auch der private Wohnungsbau, der um 23,4 Prozent nach oben schnellte, profitierte von staatlicher Unterstützung. Hauskäufer erhalten einen Steuernachlass von 8000 Dollar, wenn sie zum ersten Mal eine eigene Immobilie erwerben. Doch auch dieses Programm läuft im November aus. Allerdings haben sich Kreisen zufolge führende Vertreter beider Parteien im US-Senat auf eine Verlängerung des Programms bis April geeinigt.
Mit der kräftigen Erholung trug der Wohnbau erstmals seit 2005 zum Wachstum der US-Wirtschaft bei. Dennoch ist damit gerade einmal der scharfe Einbruch um 23,3 Prozent vom Vorquartal ausgeglichen.
Düster sieht es dagegen noch bei den Investitionen aus. Allein der Bau gewerblicher Immobilien gab um neun Prozent nach, was andauernde Probleme in diesem Markt andeutet. Zuletzt warnten hier auch Vertreter der US-Notenbank Fed vor Schwierigkeiten.
Quelle: ntv.de, wne/rts