Griechenland und der Geldmarkt Umschuldung hinterlässt Spuren
13.03.2012, 14:02 UhrDie Erleichterung über den Schuldenschnitt Griechenlands mit Hilfe eines Anleihetauschs ist groß. Allerdings bleibt er nicht ohne Folgen. Vor allem auf dem Geldmarkt sind die Auswirkungen spürbar. Das Wort "Verwerfungen" macht die Runde.
Die Umschuldung Griechenlands durch einen Bondtausch hat am Geldmarkt einige Spuren hinterlassen. Von Verwerfungen mochten Händler aber nicht sprechen. Auffallend war vor allem der starke Anstieg der teueren EZB-Übernacht-Kredite an die Banken auf über 15,6 Mrd. Euro per Montagabend. Zugleich haben die Institute nach Berechnungen der EZB derzeit 738,5 Mrd. Euro mehr zur Verfügung, als sie überhaupt für die Erfüllung der Mindestreserve bräuchten. "Das ist auf die Umschuldung Griechenlands zurückzuführen", erläuterte ein Händler. Vermutlich werde schon mit Beginn der neuen Mindestreserve-Periode am Mittwoch eine Entspannung eintreten.
Seit langer Zeit Misstrauen
Schon seit Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2007 regiert am Interbankenmarkt das Misstrauen. Die Banken leihen einander kaum noch Geld und legen es lieber bei der EZB an, obwohl sie dafür nur noch einen Zins von 0,25 Prozent bekommen. Dagegen müssen sie der Notenbank bei Tendern einen Zins von einem Prozent bezahlen. Besonders kostspielig ist die Übernacht-Ausleihe bei der EZB, die den Banken 1,75 Prozent Zinsen abnimmt.
Im Rahmen ihres Schuldenschnitts haben die Banken alte griechischen Anleihen gegen neue getauscht. Zugleich nimmt die EZB wieder griechische Staatsanleihen als Sicherheiten an. Das habe vermutlich zu dem Anstieg der Kredite geführt, mutmaßte ein Händler. "Wenn diese Annahme stimmt, dann wird das Volumen in den nächsten Tagen wieder abschwellen", erklärte ein anderer Händler.
Tatsächlich teilt die EZB nicht mit, welche Banken warum ihre Ausleihe benötigen. In den vergangenen Tagen hatte das Volumen meist unter 1 Mrd. Euro gelegen. Normalerweise gleichen Banken damit Spitzen im Zahlungsverkehr aus.
Interbanken-Zinsen sinken
Die EZB teilte zudem beim regulären Wochentender mit 42,2 Mrd. Euro 75 Banken mehr Geld zu als gedacht. Auch dies könnte mit der Umschuldung zusammenhängen, vermutete ein Händler. Zugleich orderten 19 Banken beim Monats-Tender 9,8 Mrd. Euro und damit weniger als erwartet. Nach einer Reuters-Umfrage hatten Geldhändler beim Wochentender im Schnitt mit einer Zuteilung von rund 18 Mrd. Euro gerechnet - etwa dem Volumen, das aus dem Tender der Vorwoche fällig wird. Beim Monatstender war mit einem Zuteilungsvolumen von 15 Milliarden Euro gerechnet worden.
Derweil gingen die Interbanken-Zinsen weiter zurück: Der Drei-Monats-Euribor - für viele Banken Referenzzins für Kredite oder Guthaben von Kunden - rutschte auf ein 17-Monats-Tief von 0,876 Prozent. Die Tagesgeldsätze bewegten sich meist um 0,25 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts