Wirtschaft

Machtkampf im Aufsichtsrat VW-Chef Diess droht heute die Degradierung

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Herbert Diess will den VW-Konzern konsequent neu ausrichten. Falls das nicht gelinge, droht der Vorstandchef mit harten Einschnitten. Die Arbeitnehmervertreter sehen darin einen Angriff auf ihre Macht und stellen die Führungsfrage, die heute entschieden werden soll.

Im Streit um die Zukunft von Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess rückt eine Entscheidung näher. Heute kommt Berichten zufolge nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) das Präsidium des Aufsichtsrats zusammen, um darüber zu beraten, ob und wenn ja, unter welchen Bedingungen eine weitere Zusammenarbeit mit dem Manager möglich sei. Dabei zeichnet sich ab, dass Diess im Rahmen eines Kompromisses weitere Zuständigkeiten entzogen werden könnten, er aber seinen Posten an der Konzernspitze behalten soll. Volkswagen bestätigte entsprechende Berichte nicht.

Am 9. Dezember will der Aufsichtsrat über Milliarden-Investitionen und die Belegung der Werke für die nächsten Jahre entscheiden. Das sei nicht möglich, ohne bis dahin die Führungsfrage im Konzern geklärt zu haben, heißt es in einem Bericht. "Im Moment sieht es so aus, dass sich die Fäden zusammenfügen", sagte eine Person mit Kenntnis der Beratungen der Nachrichtenagentur Reuters. Ziel sei ein Gesamtpaket aus mehreren Vorstandspersonalien, Beschäftigungsperspektiven für die Arbeitnehmer und Investitionszusagen für die kommenden Jahre, erläuterten zwei weitere Eingeweihte. Damit könnte der Burgfrieden erneuert werden, der Diess nach den Turbulenzen um eine von ihm verlangte Vertragsverlängerung vor einem Jahr den Verbleib an der Konzernspitze ermöglicht hatte.

Zuletzt war der Machtkampf bei Volkswagen zwischen Diess und dem Betriebsrat über mögliche Einschnitte bei der Belegschaft und über den Führungsstil des Managers neu ausgebrochen. Der Betriebsrat wirft ihm vor, sich nicht an bei der Vertragsverlängerung im Juli gemachte Zusagen zur engeren Abstimmung mit den Arbeitnehmern zu halten. Für Unruhe hatten Äußerungen von Diess über den möglichen Abbau von bis zu 30.000 Stellen gesorgt, sollte die Transformation nicht gelingen. Aus Arbeitnehmerkreisen hatte es jüngst geheißen, das Vertrauen zu Diess sei massiv beschädigt. Ob es irreparabel sei, werde sich in den nächsten Wochen zeigen.

Machtzuwachs für Brandstätter

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Der Betriebsrat kritisiert, dass Diess die Belegschaft bei seinen Umbauplänen nicht genug einbeziehe. Auch die bei Volkswagen stark vertretene IG Metall äußert Zweifel an Diess. "Ein Trainer, der keinen Zugang zur Mannschaft hat, verliert das Spiel auf dem Platz", hatte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann bei der Betriebsversammlung am Donnerstag gesagt. Zuletzt ließ auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil erkennen, dass er nicht mehr uneingeschränkt zu Diess steht. In dem 20-köpfigen Aufsichtsrat von Volkswagen schwindet damit der Rückhalt für den Konzernchef. Weiterhin Unterstützung bekommt Diess von Hauptaktionär Porsche SE, über den die Familien Porsche und Piech gut 53 Prozent an Volkswagen halten.

Laut FAZ habe sich zuletzt eine Lösung abgezeichnet, in der VW-Markenchef Ralf Brandstätter als Gewinner aus dieser neuen Runde des Konflikts hervorgehen könnte. Demnach soll der unter den Arbeitnehmervertretern beliebte Brandstätter Mitglied des Konzernvorstands werden, so die Zeitung. Zudem werde Aufsichtsratskreisen zufolge überlegt, ihm dort die Zuständigkeit für die Volumengruppe des Konzerns zu geben - also die Verantwortung für die Massenmarken VW, Skoda und Seat. Bislang war Diess dafür im Konzernvorstand verantwortlich.

Quelle: ntv.de, mbo/rts/dpa

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