Käfer, Bulli und nun Passat VW produziert in den USA
24.05.2011, 16:27 UhrVolkswagen will in den USA an die Erfolge von Käfer und Bulli aus den 60er und 70er Jahren anknüpfen. Gelingen soll das mit einem speziell für den US-Markt konzipierten Passat-Modell, das vor allem Toyotas Bestseller Camry Käufer abspenstig machen soll. Produziert wird der "US-Passat" im neuen Werk in Chattanooga.
Volkswagen drückt in den USA aufs Gaspedal: Bei einer Großveranstaltung mit Konzernchef Martin Winterkorn und mehreren US-Senatoren eröffnet Europas größter Autobauer offiziell sein neues Werk in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee. Dort rollt der speziell für den Geschmack der amerikanischen Verbraucher entwickelte Passat vom Band. Das Familienauto ist der Auftakt für eine Offensive, in der Volkswagen mit neuen Modellen an frühere Erfolge in den USA anknüpfen will.
VW fährt derzeit in mehreren Regionen der Welt die Produktion hoch, um in einigen Jahren an dem angeschlagenen Weltmarktführer Toyota und der wieder erstarkten Opel-Mutter General Motors vorbeizuziehen. Dabei spielen die USA neben China eine Schlüsselrolle.
Jetta aus Mexiko, Passat aus den USA
Der Konzern investierte mehr als 1 Mrd. Dollar in die neue US-Fabrik. Bis zu 2500 Mitarbeiter sollen in Produktion, Verwaltung und Management beschäftigt sein, wenn das Werk voll arbeitet. Dann sollen 150.000 Autos im Jahr vom Band rollen. Bei den Zulieferern sollen durch das neue Werk laut VW bis zu 10.000 neue Arbeitsplätze in den USA entstehen.
Einen großen Teil der in Amerika verkauften Autos liefert das VW-Werk im mexikanischen Puebla mit einer Jahreskapazität von 550.000 Fahrzeugen, wo der Jetta gebaut wird. Mit dem US-Passat will Volkswagen den in Amerika besonders erfolgreichen Familienwagen Camry von Toyota angreifen. Der VW ist 7000 Dollar günstiger als sein Vorgängermodell und bietet mehr Innenraum.
VW mit großem Ziel
Bis 2018 will VW die Zahl der in den USA verkauften Autos auf eine Million Einheiten fast verdreifachen. Mit einem Marktanteil von drei Prozent spielt Europas größter Autobauer in den USA bisher nur eine Nischenrolle. Um in die Nähe von Toyota zu kommen, müssen sich die Wolfsburger gewaltig steigern. Der japanische Konzern setzte 2010 in Amerika fast 1,8 Millionen Fahrzeuge ab und erreichte damit einen Marktanteil von 15 Prozent. Platzhirsch war General Motors mit einem Marktanteil von 19 Prozent, Ford lag mit 17 Prozent auf Rang zwei.
Experten erwarten, dass die VW-Rivalen die Herausforderung annehmen werden. "Es gibt eine Menge Gegenwind", sagte Bill Visnic vom US-Marktforscher Edmunds. GM und Ford haben wegen der gestiegenen Benzinpreise inzwischen auch Klein- und Kompaktwagen im Angebot und steigerten ihren Absatz zuletzt deutlich. Die koreanische Gruppe Hyundai/Kia punktet in den USA ebenfalls mit ihren erschwinglichen Fahrzeugen und wächst immer mehr zu einem ernstzunehmenden Rivalen heran. Dagegen hat Toyota mit den Folgen der Beben-Katastrophe zu kämpfen und droht, in Amerika an Boden zu verlieren. Weltweit fiel Toyota zu Beginn des Jahres bereits hinter General Motors zurück.
Back to the roots
Für VW bedeutet die Eröffnung des Werks in Chattanooga einen Neuanlauf in den USA. Mit en legendären Modellen Käfer und VW-Bus feierte der Konzern in den 60er Jahren Verkaufserfolge. 1970 erzielten die Wolfsburger mit insgesamt 570.000 Neuzulassungen einen Marktanteil von sechs Prozent. In den folgenden Jahren ging es für VW in Amerika jedoch steil bergab. 1988 schloss der Konzern sein Werk in Westmoreland im US-Bundesstaat Pennsylvania.
Grund zum Jubeln gab es für VW zuletzt in erster Linie in China, wo die Niedersachsen vor der Konkurrenz liegen. Im Reich der Mitte schlug Europas größter Autobauer 2010 erstmals mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge los, 35 Prozent mehr als im Jahr davor.
Kooperation mit MoMA
Bereits zuvor hatte Konzernchef Winterkorn eine Partnerschaft mit dem weltberühmten Museum of Modern Art (MoMA) in New York City besiegelt. Das sichert VW einige Aufmerksamkeit auf dem von amerikanischen und asiatischen Konkurrenten beherrschten US-Markt.
Gemeinsam solle eine internationale Ausstellung zeitgenössischer Kunst geschaffen werden, sagte Winterkorn. Außerdem tritt VW als Sponsor für weitere Veranstaltungen und Aktionen des Museums auf. Das rückt den Konzern ins Blickfeld der jährlich mehr als drei Millionen Besucher und der weltweiten Kunstgemeinde.
Quelle: ntv.de, bad/dpa