Union fordert Agrardiesel-Aus Vermittler stutzen Wachstumschancengesetz erheblich
09.02.2024, 17:08 Uhr Artikel anhören
Der Kompromissvorschlag sieht weitere Abschreibungen für die Baubranche vor.
(Foto: picture alliance/dpa)
Mit dem Wachstumschancengesetz will die Ampel die Wirtschaft ankurbeln. Doch Länder und Kommunen stellen sich quer, weil sie den Großteil der Steuerausfälle tragen sollen. Ein Kompromiss sieht nun eine geringere Belastung vor - und streicht das Vorhaben um die Hälfte zusammen. Auch ein Kernelement fliegt raus.
Die Vermittlergruppe zum umstrittenen Wachstumschancengesetz hat nach Angaben mehrerer Ampel-Vertreter eine weitgehende Einigung mit der Union erzielt. Demnach soll das Entlastungsvolumen für die Wirtschaft nur noch 3,2 Milliarden Euro pro Jahr betragen, wie drei mit den Verhandlungen vertraute Personen sagten. Es wird damit in etwa halbiert und vor allem Kommunen werden nicht mehr so stark belastet. Auf sie sollen 555 Millionen Euro der erwarteten Steuermindereinnahmen des Staates entfallen, auf den Bund knapp 1,4 Milliarden und auf die Länder knapp 1,3 Milliarden Euro.
Dem Vernehmen nach ist die geplante Prämie in Höhe von 15 Prozent der Gesamtsumme bei Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen aus dem Paket geflogen. Sie war eigentlich das Kernstück. Weiter vorgesehen sind zusätzliche Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen, auch am Bau sowie vor allem für kleinere und mittelständische Betriebe.
Mit den Steuerentlastungen will die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP die lahmende Wirtschaft anschieben. Länder und Kommunen hatten aber kritisiert, dass bei ihnen der Großteil der Steuermindereinnahmen anfallen sollte. Deswegen wurde der Gesetzentwurf im Bundesrat blockiert.
Union stellt Bedingung
Die Union relativierte die Darstellung der Ampel-Vertreter. "Eine Einigung zum Wachstumschancengesetz steht für die Union weiterhin unter dem Vorbehalt, dass die Fortgeltung der Agrardiesel-Rückerstattung im Vermittlungsausschuss problematisiert und dazu eine Verständigung erzielt wird", sagte CDU-Politiker Mathias Middelberg. Dies belaste Landwirte zu stark, dieser Meinung seien auch SPD-regierte Länder.
Der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat soll sich am 21. Februar mit dem Wachstumschancengesetz beschäftigen. Dort könnte der Kompromiss formal gebilligt werden.
"Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis", sagte SPD-Finanzpolitiker Michael Schrodi. "Es kommen wichtige Wachstumsimpulse für die Wirtschaft." Gleichzeitig würden die Kommunen aber weniger belastet als ursprünglich vorgesehen.
Ursprünglich hatte die Bundesregierung allerdings steuerliche Entlastungen durch das Wachstumschancengesetz in Höhe von rund sieben Milliarden Euro pro Jahr ab 2024 und insgesamt über 32 Milliarden Euro in den nächsten Jahren vorgesehen. Das jetzige Niveau gilt als deutlich zu klein, um für echte konjunkturelle Impulse zu sorgen. Finanzminister Christian Lindner und Wirtschaftsminister Robert Habeck hatten den Standort Deutschland zuletzt mehrfach als nicht mehr wettbewerbsfähig bezeichnet. Steuersenkungen für Unternehmen gelten als eine Möglichkeit, mehr private Investitionen anzuschieben.
Quelle: ntv.de, jwu/rts