2500 Mitarbeiter betroffen Wadan-Insolvenz eröffnet
01.08.2009, 10:59 UhrDas Schweriner Amtsgericht hat das Insolvenzverfahren über die Wadan-Werften eröffnet. Von der Insolvenz seien insgesamt rund 2500 Mitarbeiter in Wismar und Rostock- Warnemünde betroffen, sagte Gerichtsdirektor Peter Winterstein. Die Gläubiger hätten bis zum 14. September Zeit, ihre Forderungen anzumelden. Details zum Vermögen des Unternehmens nannte er nicht.
Für die zuletzt in russischem Besitz befindlichen Werften war Anfang Juni trotz staatlich verbürgter Kredite in dreistelliger Millionenhöhe Insolvenz beantragt worden. Nachdem alle Versuche scheiterten, vorhandene Aufträge zu sichern und neue Investoren zu finden, hatte Insolvenzverwalter Marc Odebrecht auf der Grundlage seines Gutachtens die Eröffnung des Verfahrens empfohlen. Er hatte sich am Freitag "vorsichtig optimistisch" gezeigt, für beide Standorte einen Investor zu finden.

Das Containerschiff "Cynthia" wurde von einer Hamburger Reederei nach dem Insolvenzantrag nicht mehr abgenommen.
(Foto: AP)
Für die Mitarbeiter beginnt mit dem Eintritt in die Transfer- Gesellschaften an diesem Montag die Weiterqualifikation. Sie müssen allerdings Lohneinbußen von rund 30 Prozent hinnehmen. Der Geschäftsführer der "Transfergesellschaft Küste in Mecklenburg und Vorpommern", Oliver Fieber, sagte, die Gesellschaften seien Instrumente, die Investorensuche zu befördern. Deshalb werde die Qualifizierung flexibel gehalten.
Letzte Schicht
Am Freitag haben die Beschäftigten der Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde ihre vorerst letzte Schicht absolviert. In Wismar zogen Werftarbeiter in einem symbolischen Trauerzug durch die Innenstadt. Laut Insolvenzverwalter wechseln die meisten Beschäftigten am Montag zunächst in eine Transfergesellschaft, während die Suche nach einem Investor weitergeht.
Die Stimmung in der Wadan-Belegschaft sei "ziemlich gedrückt, wie auf einer Beerdigung", sagte die Wismarer Betriebsratsvorsitzende Ines Scheel. Auch "die gesamte Stadt" habe Abschied genommen: Zahlreiche Geschäftsleute hätten vorübergehend ihre Läden geschlossen, und insgesamt rund 6000 Menschen hätten sich zur Kundgebung auf dem Marktplatz versammelt.
Abnehmer nutzen Gunst der Stunde
Die Bundesregierung appellierte an die schwedische Reederei Stena Line, zwei Großaufträge im Volumen von rund 400 Mio. Euro vertragsgemäß abzunehmen. "Hier muss sich der Auftraggeber bewegen", erklärte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. In dem Fall wäre die Bundesregierung demnach weiterhin bereit, einen Massekredit von 190 Mio. Euro zu verbürgen. Insolvenzverwalter Odebrecht erklärte dazu, Stena und andere Abnehmer bei den Wadan Werften bestellter Schiffe hätten offenkundig ein großes Interesse, Tonnageüberkapazitäten durch Stornierungen oder Terminverschiebungen abzubauen.
Der Schiffbau leidet insgesamt unter dem Einbruch der Weltkonjunktur und dadurch bedingt sinkenden Umschlagszahlen und Frachtraten. Wadan ist nach Thyssen Krupp und der Papenburger Meyer-Werft die drittgrößte Werft bundesweit und beschäftigt gut ein Zehntel der Werftarbeiter in Deutschland. Zuletzt waren die Wadan-Werften seit 2008 mehrheitlich im Besitz eines russischen Investors.
Quelle: ntv.de, nne/dpa/AFP