Das Ende des Rohstoff-Booms? Warum die Preise fallen
13.05.2011, 18:03 Uhr
Plötzlich ging es nicht mehr weiter nach oben: Silber, Gold und Rohöl geben Ende April unvermittelt nach.
(Foto: REUTERS)
An den Rohstoffmärkten spielen die Kurse verrückt: Nach drastischen Steigerungen zu Jahresbeginn fallen die Preise von Rohöl, Silber und Gold teils deutlich. Dafür gibt es nach Ansicht von Beobachtern ein ganzes Bündel von Ursachen.
Plötzlich scheint es vorbei zu sein mit dem Preisboom an den internationalen Rohstoffmärkten. Seit Jahresbeginn waren viele Preise geradezu explodiert - in den vergangenen Tagen ging es dann kräftig nach unten: beim Rohöl sogar um rund zehn Prozent. Aber auch die Preise für Gold und Silber gaben seit Anfang Mai stark nach. Experten nennen viele Gründe für die Preis-Achterbahn: Eine große Rolle spiele beispielsweise der jüngst wiedererstarkte US-Dollar. Außerdem seien die Preise zuvor schlichtweg übertrieben gewesen.
In der Tat findet sich kaum ein Experte, der den ungewöhnlich starken Preisanstieg seit Anfang 2011 als gerechtfertigt ansah. Insbesondere am Edelmetallmarkt sprachen viele von einer Preisblase. Besonders stark hatte bis Anfang Mai der Silberpreis zugelegt - seit Januar war er um gut 65 Prozent in die Höhe geschnellt. Ende April hatte Silber knapp 50 Dollar je Feinunze gekostet und damit sogar den historischen Rekord von 1980 übertroffen. Auch am Ölmarkt war zuletzt immer häufiger von Übertreibungen die Rede.
Gründe für die Rohstoff-Rallye gibt es viele - unter anderem den deutlich stärkeren Dollar. Der "Greenback" hatte lange unter starkem Druck gestanden, seit Anfang Mai aber zu vielen wichtigen Währungen - nicht zuletzt zum Euro - kräftig an Wert gewonnen. Der Grund für die hohe Bedeutung des Dollar liegt auf der Hand: Nahezu alle Rohstoffklassen werden traditionell in US-Währung gehandelt. Ein schwacher Dollar beflügelt die Rohstoffnachfrage aus Ländern außerhalb des Dollar-Raums - ein fester Dollar belastet hingegen.
Faktoren hinter dem Dollar
Hinzu kommt die Unsicherheit unter den Anlegern. So lockt die abermals aufgeflammte Schuldenkrise in Griechenland viele Investoren aus riskanteren Anlagen wie Rohöl und treibt sie in sicherere Alternativen - wie deutsche oder amerikanische Staatsanleihen. Allerdings trifft dieses Argument nicht ganz auf krisensichere Anlagen wie Gold und Silber zu, die grundsätzlich von der Schuldenkrise profitieren. Hier nennen Experten den festeren Dollar als Grund für den Preisabfall - zumal Gold und Silber seit Jahresbeginn extrem heiß gelaufen waren.
Trotz aller Korrektur - das Preisniveau bleibt hoch und ist selbst ein Grund für sinkende Preise, denn es bremst die Nachfrage. Schon länger warnen Marktbeobachter, dass die sehr hohen Ölpreise die Nachfrage nach Ölprodukten wie Benzin dämpfen könnten. Und tatsächlich: Die Benzinnachfrage im weltgrößten Verbraucherland USA ist seit Wochen rückläufig. "Es wird immer deutlicher, dass das hohe Preisniveau die Benzinnachfrage dämpft", heißt es bei der Commerzbank.
Neue Vorgaben im Rohstoffhandel
Zudem haben führende Handelsplätze wie die New Yorker Warenterminbörse Comex seit Anfang Mai damit begonnen, ihre Sicherheitsleistungen für bestimmte Termingeschäfte deutlich anzuheben. Ziel ist auch das Eindämmen von Spekulationen. Da aber ein Großteil aller Rohstoff-Transaktionen über Geschäfte auf Termin abgewickelt wird, belasten höhere Sicherheitsleistungen auch die allgemeine Rohstoffnachfrage.
Grundsätzlich entlasten fallende Preise Unternehmen und Verbraucher, womöglich auch an der Tankstelle. Auch die Inflationssorgen der Europäischen Zentralbank dürften sie zumindest ein wenig ausräumen. Denn die aktuell hohe Inflation ist zu einem guten Teil auf den starken Preisanstieg von Energie und anderen Rohstoffen zurückzuführen.
Quelle: ntv.de, Bernhard Funck, dpa-AFX