Wirtschaft

Forderung des Dachverbandes Zentralbanken: Zinsen "schnell und entschlossen" anheben

Nicht nur in der Eurozone verliert das Geld rapide an Wert.

Nicht nur in der Eurozone verliert das Geld rapide an Wert.

(Foto: imago images/Rolf Poss)

Auch der Weltdachverband der Zentralbanken räumt ein, den Inflationsdruck unterschätzt zu haben. Doch nun gilt es, zügig weltweit die Zinsen zu erhöhen, bevor sich die enorme Teuerungsrate verfestigt. Allerdings ohne damit eine Rezession auszulösen.

Der Weltdachverband der Zentralbanken fordert angesichts der stark steigenden Inflation eine globale Welle von Zinserhöhungen. Die Zinssätze sollten rasch angehoben werden, forderte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). "Der Schlüssel für die Zentralbanken liegt darin, schnell und entschlossen zu handeln, bevor sich die Inflation verfestigt", erklärte BIZ-Generaldirektor Agustin Carstens im Jahresbericht der in der Schweiz ansässigen Organisation.

Der Schwerpunkt liege darauf, in den "kommenden Quartalen" zu handeln, forderte der ehemalige Chef der mexikanischen Zentralbank. Die BIZ hält eine weiche Landung der Wirtschaft - bei der die Zinsen steigen, ohne eine Rezession auszulösen - immer noch für möglich. Sie räumt aber ein, dass die Situation schwierig sei. "Vieles wird davon abhängen, wie dauerhaft diese inflationären Schocks sind", sagte Carstens und fügte hinzu, dass auch die Reaktion der Finanzmärkte entscheidend sein werde. Wenn die Zinsstraffung "zu massiven Vermögenskorrekturen führt und das den Konsum, die Investitionen und die Beschäftigung ansteckt - dann ist das natürlich ein schwierigeres Szenario".

Bisher keine größeren Marktverwerfungen

Steigende Energie- und Lebensmittelpreise treiben derzeit in vielen Ländern die Kosten für die Lebenshaltung nach oben. Die US-Notenbank Fed und die Bank of England haben in den vergangenen Monaten bereits mehrfach ihre Zinsen erhöht, teils so stark wie seit vielen Jahren nicht mehr. Das macht Kredite teurer, was die Nachfrage und damit den Preisauftrieb bremsen kann. Die Europäische Zentralbank (EZB) will im Juli nachziehen und erstmals seit elf Jahren ihren Leitzins anheben. Im September soll dann ein zweiter Schritt folgen. Globale Aktien sind seit Januar um 20 Prozent gefallen, weil Investoren wegen der Zinswende Geld umschichten.

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Die aktuelle Korrektur stelle "nicht unbedingt eine völlige Überraschung" sei, sagten Carstens. Es sei beruhigend, dass es bisher "keine größeren Marktverwerfungen" gegeben habe.

Die BIZ räumte ein, ebenso wie viele Zentralbanken den Inflationsdruck unterschätzt zu haben. "Ja, man kann hier ein wenig über Fehler beim Timing bestimmter Maßnahmen und die Reaktionen der Zentralbanken streiten", sagte Carstens. "Aber im Großen und Ganzen denke ich, dass die Zentralbanken sehr schnell und entschlossen reagiert haben." Er habe den Eindruck, dass sich die Zentralbanken am Ende des Tages durchsetzen dürften - "und das wäre gut für ihre Glaubwürdigkeit".

Quelle: ntv.de, awi/rts

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