Wirtschaft

"Farmville" in Not Zynga streicht massiv Stellen

Virtuelle Bauernhöfe waren einmal recht beliebt. Doch der Reiz war schneller weg, als gedacht.

Virtuelle Bauernhöfe waren einmal recht beliebt. Doch der Reiz war schneller weg, als gedacht.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ähnlich schnell wie der Spiele-Entwickler Zynga mit "Farmville" oder "Cityville" aufgestiegen war, geht es nun abwärts: Dem Unternehmen laufen die Nutzer davon. Nun müssen zahlreiche Beschäftigte gehen. Zynga will sich jetzt auf "komplexere" Spiele konzentrieren. Klingt nicht nach Spaß.

Der Internet-Spielehersteller Zynga zieht die Konsequenzen aus einem massiven Kundenschwund und baut knapp ein Fünftel seiner Stellen ab. "Niemand von uns hat jemals geglaubt, einen Tag wie diesen zu erleben", heißt es in einem Schreiben von Unternehmenschef Mark Pincus an die Belegschaft. Zyngas Firmenkultur sei eigentlich auf Wachstum ausgerichtet.

Etwa 520 Stellen werden gestrichen, das bedeutet, das ganze Entwicklerstudios in mehreren Städten geschlossen werden. Die Belegschaft sinkt auf rund 2300 Mitarbeiter. Das sind 400 weniger als zur Zeit des Börsengangs im Dezember 2011. Zwischen 70 und 80 Mio. US-Dollar sollen dadurch jedes Jahr eingespart werden. Durch die Umstrukturierung dürfte allerdings der bislang erwartete Nettoverlust im zweiten Quartal etwas höher ausfallen. Das Unternehmen geht von bis zu 39 Mio. US-Dollar aus. Zynga-Aktien schlossen in New York nach der Ankündigung zwölf Prozent im Minus bei 2,99 Dollar. Damit ist das Unternehmen 70 Prozent weniger wert als zur Zeit des Börsenstarts.

"Traurig, gehen zu müssen :-/ "

Die betroffenen Mitarbeiter erhielten - ganz im Stil eines Internetkonzerns - eine Email-Nachricht über ihre bevorstehende Entlassung. Einige der betroffenen Mitarbeiter machten ihrem Ärger über Twitter Luft. "Entlassungen - #zynga LA wird heute geschlossen...Rund 55 Menschen.:-/", schrieb Matthew Cox, ein erfahrener Schnittstellen-Programmierer. Immerhin räumte er ein, die Abfindung sei "großzügig". Aber gleichzeitig sei er sehr traurig, gehen zu müssen.

In New York wandte sich der Vizepräsident für das Mobilgeschäft, Travis Boatman, gerade einmal Minuten vor der offiziellen Bekanntgabe an die Mitarbeiter. Die Gerüchteküche hatte vorher schon gebrodelt, aber die meisten Büromitarbeiter erwischte die Entscheidung des Managements trotzdem kalt. Boatman habe deutlich gemacht, dass Zynga schwere Zeiten durchlebe und einige der mobilen Spiele die Erwartungen nicht erfüllt hätten, berichtete einer der Mitarbeiter.

Tablet-Trend verpasst

Der einstige Liebling der Online-Spielegemeinde ist insbesondere für den virtuellen Bauernhof "Farmville" bekannt. Das 2007 gegründete Start-up erlebte einen kometenhaften Aufstieg, warb in großem Stil Spieleprogrammierer von Rivalen wie Electronic Arts ab und schluckte durch Übernahmen einen Konkurrenten nach dem anderen.

Doch seit dem Börsengang steckt bei Zynga der Wurm drin, der Entwickler konnte an frühere Erfolge nicht anknüpfen. Immer mehr Spieler wenden sich den Angeboten auf Tablet-Computern zu, während Zynga sich insbesondere auf Titel für Facebook konzentriert hat. "Die Unternehmensgröße, die uns so erfolgreich geholfen hat, im Internet die führende Position bei Spielen in sozialen Medien zu erringen, erschwert es uns nun, auch bei mobilen Geräten zu führen, wo inzwischen die Musik spielt", erklärte Pincus in der internen E-Mail und in einem Blog.

Die Zahl der monatlichen Nutzer sank im ersten Quartal auf 253 Mio. von 292 Mio. im Vorjahreszeitraum. Entsprechend schrumpfte der Umsatz um 18 Prozent auf 264 Mio. Dollar. Im laufenden zweiten Quartal wird sich dieser Abwärtstrend nach Einschätzung des Managements um Gründer und Firmenchef Pincus sogar noch verschlimmern. Dank eines harten Sparkurses kam Zynga zu Jahresbeginn immerhin aus den roten Zahlen heraus und verdiente unterm Strich vier Mio. Dollar. Im Vorjahreszeitraum war noch ein Verlust von 85 Mio. Dollar aufgelaufen.

Zynga will nun weg von seinen klassischen Erfolgsprodukten, die sich auf die Schnelle spielen lassen. Stattdessen sollen Spiele mit mittlerer Komplexität her, die auch visuell reichhaltig sind. Aber diese Anstrengungen lösten bei Investoren bisher keine Begeisterung aus. Das liegt vor allem daran, dass die sogenannten Webbuchungen - die Menge an Käufen von virtuellen Gütern und Anzeigen - im ersten Quartal um mehr als ein Drittel einbrachen. Und der Siegeszug auf mobilen Geräten bleibt vorläufig aus. Die Buchungen dort legten gerade einmal um ein Fünftel zu und machen immer noch weniger als ein Viertel von Zyngas Gesamtgeschäft aus.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa/DJ

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