IPO der Superlative AgBank will's wissen
07.07.2010, 11:10 Uhr30 Mrd. Dollar Emissionserlös werden es nicht mehr. Rund 22 Mrd. Dollar sind beim Börsengang der Agricultural Bank of China (AgBank) aber noch drin. Die Preisspanne gibt das her und lässt weiter vom weltweiten IPO-Olymp träumen.
Die chinesische Agricultural Bank of China (AgBank) ist auf einem guten Weg, sich in den Geschichtsbüchern zu verewigen - mit dem weltweit größten Börsengang. Das Volumen könnte bei 22,2 Mrd. Dollar liegen und damit über dem bisherigen Rekord, dem 21,9 Mrd. Dollar schweren Initial Public Offering (IPO) der Industrial and Commercial Bank of China von Oktober 2006. Es wird aber eng.
Wie die AgBank mit Sitz in Peking mitteilte, sollen an der Börse in Hongkong 25,4 Milliarden Aktien zum Preis von 3,20 Hongkong Dollar (0,41 Dollar) je Aktie an den Start und unter die Leute gebracht werden. In Shanghai sollen die Aktien 2,68 Yuan (0,39 Dollar) kosten, dort sollen 22,24 Milliarden Anteilsscheine des viertgrößten Kreditgebers Chinas platziert werden.
Nur mit Greenshoe klappt's
Die Ausgabe dieser Aktien summieren sich zu einem Emissionserlös von umgerechnet 19,2 Mrd. Dollar. Hinzu kommen könnte eine Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) von 15 Prozent, die zusätzliche 2,9 Mrd. Dollar einbrächte. Die Erstnotiz ist in Shanghai für den 15. Juli angesetzt, einen Tag später sollen die Aktien dann in Hongkong gehandelt werden. Der 15. Juli mutiert damit zum weltweiten Groß-IPO-Tag: In Deutschland strebt der Außenwerber Ströer aufs Parkett und will mehr als 410 Mio. Euro einsammeln und damit den drittgrößten deutschen Börsengang in diesem Jahr vollziehen. In den USA wagt der Finanzinvestor KKR den Schritt aufs Börsenparkett.
AgBank gibt den Goliath
Die 1951 gegründete AgBank stellt aber alles bisher Dagewesene in den Schatten. Zwei nackte Zahlen verdeutlichen das: 350 Millionen Kunden hat das Institut, mehr als die USA Einwohner. Zudem wies die Bauernbank im vergangenen Jahr einen Gewinn von rund 8 Mrd. Euro auf. Als letzte der ehemals vier großen Staatsbanken soll das Institut, das mit fast 450.000 Angestellten mehr als 24.000 Filialen und 30.000 Geldautomaten betreibt, aus dem Staatseigentum in die freie Marktwirtschaft entlassen werden. Bank of China, China Construction Bank und ICBC haben diesen Schritt bereits hinter sich und das chinesische Staatssäckel kräftig aufgefüllt.
Wie viel Hunger hat der Markt?
Ob der Rekord fällt, hängt an der Marktsituation und die ist derzeit nicht die Beste: So lädt der Aktienmarkt in China derzeit nicht gerade zu Börsengängen ein: Seit rund einem Jahr befindet er sich in einem Abwärtstrend mit immer wieder kurzen Erholungsphasen. Der Shanghai Index fiel in diesem Zeitraum von etwa 3600 auf 2500 Punkte. Zudem gilt der chinesische IPO-Markt nach einer wahren Flut von Börsengängen unter Experten mittlerweile als gesättigt: An der Börse in Shanghai haben Unternehmen seit Anfang des Jahres bereits umgerechnet rund 40 Mrd. Euro eingesackt - ungefähr dieselbe Summe wie im gesamten Jahr 2009. Zur Sättigung trägt auch bei, dass viele chinesische Banken, die bereits börsennotiert sind, eine weitere Ausgabe von Anteilsscheinen im Milliardenvolumen planen.
Die angepeilten Kapitalerhöhungen könnten ein Hinweis auf den Geldbedarf der Finanzinstitute sein. Chinas Regierung hat bereits dreimal in diesem Jahr die Anforderungen an die Mindestreserven der Institute erhöht. Sie will damit erreichen, dass die Institute ihre Kreditvergabe drosseln und damit die Investitionen der Wirtschaft zurückgehen. Eine konjunkturelle Überhitzung soll dadurch verhindert werden.
Das alles könnte dem angepeilten Rekord des AgBank-IPOs noch auf die Füße fallen. Wie auch immer: Mitte Juli ist der Gang aufs Parkett geplant - zuerst am 15. Juli in Shanghai, einen Tag später dann in Hongkong. Zumindest bis dahin ist ICBC noch IPO-Rekordhalter.
Quelle: ntv.de