Chinesen helfen der HSH Nonnenmacher bleibt länger
01.12.2010, 12:35 UhrDie HSH Nordbank bekommt zunächst nun doch keinen neuen Chef. Der Vorstandsvorsitzende Nonnenmacher wird überraschenderweise auch nach der kommenden Aufsichtsratssitzung die Bank weiterführen. Dennoch bahnen sich große Veränderungen an: Die staatliche China Development Bank gewährt einen Kredit über eine halbe Milliarde Dollar. Möglicherweise ist das der Beginn einer sehr engen Beziehung.

Die HSH war im dritten Quartal nach langer Durststrecke wieder in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt.
(Foto: dpa)
Der umstrittene HSH-Chef Dirk Jens Nonnenmacher wird die Bank solange weiterführen, bis ein Nachfolger gefunden ist. Diesen Vorschlag von Aufsichtsratschef Hilmar Kopper hätten die Gesellschafter angenommen, sagte ein Banksprecher. Details über das Ausscheiden des Vorstandsvorsitzenden könnten erst bekanntgegeben werden, wenn eine für beide Seiten akzeptable und faire Lösung der vertraglichen Ansprüche gefunden und gleichzeitig ein Nachfolger benannt werden könne. Somit wird es bei der regulären Sitzung des Kontrollgremiums an diesem Donnerstag nicht zu dem von der Politik ursprünglich betriebenen schnellen Rauswurf Nonnenmachers kommen
Nonnenmacher steht seit Monaten in der Kritik - zunächst wegen umstrittener Finanzgeschäfte, später wegen einer Spitzelaffäre, in der mehrere Staatsanwaltschaften ermitteln. Nach nicht enden wollenden Berichten über Ausspähungsvorwürfe hatten die beiden Haupteigner Hamburg und Schleswig-Holstein Nonnenmacher Anfang November das Vertrauen entzogen. Sie forderten Kopper auf, die notwendigen Schritte einzuleiten, um eine Trennung herbeizuführen. Für eine fristlose Kündigung müssten dem umstrittenen Bankchef Verfehlungen nachgewiesen werden. Nonnenmacher beteuert seine Unschuld. Mit einem Abschluss der Ermittlungen durch die Hamburger Staatsanwaltschaft wird erst im Frühjahr gerechnet.
Bei einer Auflösung seines bis Oktober 2012 laufenden Vertrages stünde ihm einschließlich Altersversorgungsansprüchen eine Auszahlung von mehreren Millionen Euro zu. Bankkreisen zufolge streben die beiden Länder eine Zahlung unter Vorbehalt an. In den Vertrag soll eine Rückerstattungsklausel für den Fall aufgenommen werden, dass Nonnenmacher später wegen Straftaten verurteilt werden sollte.
Interesse aus China
Die Bank öffnet sich für Investoren aus China. Die staatliche China Development Bank gewährt der HSH einen Kredit über 500 Millionen Dollar mit einer Laufzeit von fünf Jahren, wie das norddeutsche Institut mitteilte. Darüber hinaus führten beide Häuser Gespräche über einen "weiteren Ausbau der Geschäftsbeziehungen".
Die Mehrheitseigentümer der HSH - Hamburg und Schleswig-Holstein - müssen sich auf Druck der EU im Gegenzug für Staatshilfen voraussichtlich bis 2014 von ihren Anteilen trennen. Mit der China Development Bank hat das Institut nun einen potenziellen neuen Eigentümer an der Angel. Die HSH hatte bereits erklärt, dass als Investoren künftig auch chinesische Banken in Frage kämen.
Für die Chinesen ist die HSH deshalb besonders interessant, da die Bank der weltweit größte Schiffsfinanzierer ist. Chinas Werften und Reedereien nehmen weltweit eine Spitzenposition ein.
Zurück in der Gewinnzone
Die HSH war im dritten Quartal nach jahrelanger Durststrecke wieder in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt. Der Überschuss belief sich auf 134 Mio. Euro nach einem Verlust von 254 Mio. Euro im Vorjahrszeitraum. Grund dafür waren deutlich geringere Rückstellungen für faule Kredite durch den Wirtschaftsaufschwung, der die für die HSH Nordbank wichtige Schifffahrtsbranche beflügelt hatte.
Neben Hamburg und Schleswig-Holstein ist der Finanzinvestor J.C. Flowers über mehrere Trusts mit gut neun Prozent an der HSH beteiligt.
Quelle: ntv.de, jga/rts