Wirtschaft

Konjunkturerwartungen immer trüber Angst vor Abkühlung wächst

Angesichts der Schuldenkrise im Euroraum trübt sich die Konjunkturzuversicht deutscher Finanzexperten deutlich ein. Der ZEW-Index als wichtiger Stimmungstest in der Finanzbranche fällt im Juli zum fünften Mal in Folge und gibt dabei stärker nach als erwartet.

Wie kalt wird die Dusche?

Wie kalt wird die Dusche?

(Foto: REUTERS)

Die Schuldenkrise auf beiden Seiten des Atlantiks lässt Finanzexperten um den deutschen Aufschwung bangen. Im Juli schätzten sie die Konjunkturaussichten so schlecht ein wie seit Anfang 2009 nicht mehr, teilte das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter 288 Analysten und Anlegern mit. Das ZEW-Konjunkturbarometer fiel überraschend deutlich von minus 9,0 auf minus 15,1 Punkte und damit bereits den fünften Monat in Folge. Der Index für die aktuelle Lage stieg dagegen um 3,0 auf plus 90,6 Punkte.

"Vor dem Hintergrund des instabilen weltwirtschaftlichen Umfeldes stellt sich die Frage, wie lange der Konjunkturmotor noch mit der derzeitig hohen Drehzahl laufen wird", sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Die Schuldenprobleme in einigen Euro-Ländern dämpften nach wie vor die Stimmung. Auch die wirtschaftliche und finanzpolitische Situation der USA werde mit zunehmender Sorge betrachtet.

"Dominoeffekt nicht unterschätzen"

Die Angst vor einem Scheitern des für Donnerstag geplanten Euro-Krisengipfels sorgt an den Finanzmärkten für erhebliche Nervosität. Euro und Aktienmärkte stehen unter Druck, während Investoren in Gold flüchten und die Preise für das Edelmetall in Rekordhöhe trieben. Vor allem bei einem harten Schuldenschnitt in Griechenland - bei dem die Gläubiger einen Großteil ihres Geldes nicht wiedersehen - befürchten Experten eine Finanz- und Wirtschaftskrise wie nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehmann Brothers 2008. "Keiner sollte den Dominoeffekt unterschätzen", warnte der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos.

Auch die USA ringen mit einer Schuldenkrise, in der sich Demokraten und Republikaner bislang nicht auf eine Anhebung der Schuldengrenze einigen können. Gelingt dies auch in den kommenden Tagen nicht, droht der größten Volkswirtschaft der Welt im August die Zahlungsunfähigkeit.

Angst vor Unsicherheitsschock

Experten sehen aber ungeachtet dieser Gefahren gute Chancen für einen anhaltenden Aufschwung in Deutschland. "Zwar ist die Staatsschuldenkrise ohne Frage ein Risiko", sagte Commerzbank-Analyst Ralph Solveen. "Spürbare Folgen für die Konjunktur hätte die Krise aber wohl nur bei einer Eskalation und einem dadurch ausgelösten Unsicherheitsschock." Das sieht UniCredit-Experte Alexander Koch ähnlich: "Obwohl die Abwärtsrisiken groß sind, erwarten wir weiter eine sanfte Landung".

Für das zweite Quartal sagen Analysten im Schnitt ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent voraus. Zu Jahresbeginn war es noch dreimal so stark ausgefallen, weil die Bauwirtschaft die am Jahresende wegen Schnee und Frost liegen gebliebenen Arbeiten rascher als erwarten aufholen konnte. Bis Ende 2012 rechnen die Experten mit einem Quartalswachstum, das zwischen 0,4 und 0,6 Prozent schwankt. Für 2011 insgesamt erwarten sie ein Plus von 3,4 Prozent, für 2012 von 1,9 Prozent.

Die Investitionen der Unternehmen haben inzwischen die Exporte als Konjunkturmotor Nummer eins abgelöst. Weil auch der private Konsum wegen anziehender Löhne und steigender Beschäftigung anspringt, rechnen Bundesbank und Wirtschaftsministerium ungeachtet der zunehmenden Risiken von außen mit einem längeren Aufschwung.

Quelle: ntv.de, nne/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen