"Letztes Mal eine Zwei vorm Komma" Inflation ist auf dem Rückzug
30.01.2012, 15:11 Uhr
Die Jahresteuerung sinkt weiter. Der Preisdruck wird kleiner.
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Den vierten Monat in Folge fällt die Jahresteuerung. Damit nähert sich Deutschland "stabilen Preisen". Die sieht die EZB bei Inflationsraten knapp unter zwei Prozent erreicht. Im Januar liegt sie bei genau 2 Prozent - auch wegen der typischen Preistreiber.
Trotz hoher Energiekosten steuert Deutschland zu Jahresbeginn auf stabile Preise zu. Erstmals seit Anfang 2011 ist die Jahresteuerung im Januar wieder auf die Marke von 2,0 Prozent gefallen, wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Daten mitteilte. Damit ist die Zielmarke der EZB fast erreicht, die stabile Preise im Euroraum mittelfristig bei einer Inflationsrate von knapp unter 2 Prozent gesichert sieht.
Die jährliche Teuerung ist im Januar zum vierten Mal in Folge gesunken. Im Dezember hatten die Verbraucherpreise noch 2,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahres gelegen. Für das Gesamtjahr 2011 hatten die Statistiker eine Inflation von 2,3 Prozent errechnet.
Die für den europäischen Vergleich relevante Teuerungsrate (HVPI) lag im Dezember sogar bei 2,3 Prozent. Die entsprechenden Daten für Januar lagen zunächst nicht vor. Größte Preistreiber blieben Heizöl, Gas und Strom, während die Verbraucher vielerorts für Frischobst und Gemüse weniger bezahlen mussten als vor Jahresfrist. Zum Vormonat gaben die Lebenshaltungskosten um 0,4 Prozent nach. Noch im Dezember waren die Verbraucherpreise gegenüber November um 0,7 Prozent gestiegen.
Kostendruck lässt weiter nach
EZB-Chef Mario Draghi geht davon aus, dass es noch einige Monate dauern wird, bis die Preis-Stabilitätsmarke im Euroraum unterschritten wird. Ökonom Stephan Rieke von der BHF-Bank rechnet damit, dass es in Deutschland im März soweit sein wird. "Allerdings nur, falls wir keine böse Überraschung beim Ölpreis erleben und es keine Eskalation im Streit um das iranische Atomprogramm geben wird", ergänzt Rieke.
Commerzbank-Volkswirtin Ulrike Rondorf geht sogar davon aus, dass die Verbraucher im Januar zum vorerst "letzten Mal eine Zwei vor dem Komma" bei der Jahresteuerung gesehen haben. Auch in den folgenden Monaten sollte die Inflation tendenziell weiter fallen. "Dafür spricht, dass der Kostendruck der Unternehmen weiter nachlässt. Bei vielen Vorprodukten und Rohstoffen hat sich der Preisanstieg gegenüber dem Vorjahr verlangsamt", sagt Rondorf.
Heizölrechnungen im Januar
Derzeit schlagen die hohen Energiekosten noch voll auf die Lebenshaltungspreise durch: Heizöl verteuerte sich beispielsweise in Bayern im Januar gegenüber dem Vorjahr um 17,9 Prozent. Auch an der Tankstelle steigen die Kosten weiter: Zum Vorjahr mussten die Autofahrer in Nordrhein-Westfalen 6,6 Prozent mehr für ihren Sprit bezahlen, zum Vormonat wurden Kraftstoffe dort um drei Prozent teurer.
Pauschalreisen verbilligten sich jedoch vielerorts im Januar nach Ende der Weihnachtssaison: Entsprechende Buchungen waren beispielsweise in Sachsen um 16,8 Prozent billiger als im Vormonat. Auch Kleidung war in vielen Regionen billiger zu haben als im Dezember. "Hier machen sich die zahlreichen Rabattaktionen bemerkbar, die früher unter dem Begriff Winterschlussverkauf firmierten", erläutert Rieke.
Quelle: ntv.de, rts/dpa