Griechenlands Zukunft Brüderle buddelt Treuhand aus
01.02.2012, 13:02 Uhr
Die Krise trifft auch die griechischen Rentnerinnen und Rentner sehr hart.
(Foto: dpa)
Wie weiter mit Griechenland? FDP-Fraktionschef Brüderle findet nun einen Staatsbankrott des Landes für beherrschbar. Er hält nichts von einem Staatskommissar, aber findet aber, dass Athen mit einer Treuhand geholfen werden könnte. Die Entschuldungsgespräche verlaufen weiter zäh. Mit der griechischen Wirtschaft geht es weiter bergab.
Europa könnte nach Einschätzung von FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle einen Staatsbankrott Griechenlands verkraften. "Griechenland hätte nie in die Eurozone aufgenommen werden dürfen. Es wäre zwar bitter, aber ein Staatsbankrott Griechenlands wäre notfalls beherrschbar", sagte Brüderle der Mainzer "Allgemeinen Zeitung".
Die helfende Hand der EU bleibe ausgestreckt, die Gemeinschaft müsse jedoch "die Überzeugung gewinnen, dass die Griechen es schaffen". Athen einen Sparkommissar zu verordnen, hält Brüderle für falsch. "Griechenland ist ein souveräner Staat", man müsse auf Mentalitäten und Befindlichkeiten Rücksicht nehmen. Brüderle schlug erneut eine Art "Treuhand" für Griechenland vor, wie es sie nach der Wende in Ostdeutschland zur Privatisierung ehemaliger DDR-Betriebe gab.
Die Gespräche zwischen Griechenland und der Troika aus EU, IWF und EZB werden nach Angaben des Chefs der IWF-Mission, Poul Thomsen, in einigen Tagen abgeschlossen ein. Es handelt sich seinen Angaben zufolge um eine Angelegenheit von Tagen.
Die Äußerung Thomsens bekräftigt ähnlich lautende Kommentare von Seiten Griechenlands und der EU. Bei den Gesprächen geht es um die Bedingungen für das zweite Hilfspaket, das die Finanzierung des Eurolandes bis Ende 2015 sicherstellt. Die Trioka fordert einschneidende Strukturreformen von der Regierung, bevor es weitere Kredite geben wird.
Der Regierung in Athen sitzt die Zeit im Nacken, weil sie Mitte März Anleihen im Volumen von mehr als 14 Milliarden Euro zurückzahlen muss. Selbst bei einer schnellen Einigung mit der Troika könnte es eng werden, weil die Beschlüsse mehrere Wochen geprüft werden müssen.
Tief im Rezessionssumpf
Schuldenkrise, globale Konjunkturflaute und drohende Staatspleite fesseln die griechische Industrie weiter fest in der Rezession. Der Markit-Einkaufsmanagerindex für den Sektor fiel im Januar um einen auf 41,0 Punkte. Das Barometer bleibt damit wie seit September 2009 weit unter der Marke von 50 Zählern, ab der es Wachstum signalisiert.
Die Industrie drosselte ihre Produktion im Rekordtempo und baute per Saldo den 45. Monat in Folge Arbeitsplätze ab. "Die griechische Industrie ist 2012 leider ähnlich ins Jahr gestartet wie sie 2011 beendet hat - in tiefer Rezession", sagte Markit-Volkswirt Paul Smith.
Quelle: ntv.de, wne/dpa/DJ/rts