Höchstes Handelsdefizit seit 1979 S&P nimmt Japan aufs Korn
20.02.2012, 09:55 Uhr
Martialischer Anblick: Aber in vielen Nationen sieht das Image der Ratingagenturen genau so aus.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Nicht Frankreich, Italien oder Spanien - Japan rückt ins Visier der Ratingagenturen. S&P will mehr Wirtschaftswachstum sehen, sonst droht eine Herabstufung der Bonität. Das Problem dabei: Die einstige Exportnation kämpft mit einem Rekord-Handelsdefizit.
Von wegen Euro-Schuldenkirse: Die Ratingagentur Standard & Poor's warnt Japan vor einer Herabstufung der Bonitätsnote. Dazu könne es kommen, wenn die Wirtschaft weniger wachse als erwartet oder die staatlichen Schulden weiter anstiegen, teilte S&P mit. Höhere Steuern allein könnten die Strukturprobleme des Landes nicht lösen.
Japan hat die größte Schuldenlast unter den Industrienationen.
S&P bewertet die Schuldtitel Japans mit der Note "AA-" und damit drei Stufen unter dem Spitzenrating "AAA". Die Bewertung ist mit einem negativen Ausblick versehen. Damit signalisieren die Agenturen, dass eine Herabstufung geprüft wird. Auch Fitch stuft Japan mit "AA-" mit negativem Ausblick ein. Das "Aa3"-Rating von Moody's für Japan entspricht dem der anderen Agenturen. Doch bei Moody's ist der Ausblick stabil.
Starker Yen würgt Export ab
Das Problem Japans derzeit: Die Wirtschaft leidet noch immer unter der Atomkatastrophe von Fukushima und deren Auswirkungen. Zusammen mit einem starken Yen bescherten sie der Exportnation Japan im Januar ein Rekord-Handelsdefizit von knapp 1,5 Billionen Yen (rund 14 Mrd. Euro). Wie das Finanzministerium mitteilte, nahmen die Importe im Vergleich zum Vorjahresmonat um 9,8 Prozent auf knapp 6 Billionen Yen zu. Die Exporte gingen um 9,3 Prozent auf 4,5 Billionen Yen zurück. Es ist das bislang höchste Defizit in einem einzelnen Monat seit 1979, als die Statistik erstmals erfasst wurde.
Vor allem teure Energieimporte trieben die Importkosten in die Höhe. Als Folge der Atomkatastrophe von Fukushima sind zurzeit fast alle der 54 japanischen Atomkraftwerke abgeschaltet.
Verstärkt wurden die Probleme durch die historische Stärke der japanischen Landeswährung Yen, die die Ausfuhr von in Japan gefertigten Waren verteuerte. 2011 hatte Japan daher zum ersten Mal seit 31 Jahren ein Handelsdefizit verzeichnet.
Quelle: ntv.de, bad/AFP/rts