Wirtschaft

Abstiegskandidat Q-Cells Solarkrise als TecDax-Chance?

Ein Schild an der A14 bei Bitterfeld: Wie lange steht es da wohl noch?

Ein Schild an der A14 bei Bitterfeld: Wie lange steht es da wohl noch?

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Krise in der deutschen Solarindustrie schlägt sich auch im TecDax nieder. Immer mehr Solartitel scheiden aus dem Index aus. Das wederum birgt Experten zufolge Potenzial - nicht nur für eine ausgeglichenere Zusammensetzung.

Mit der Krise in der Solarindustrie hat auch die goldene Ära der Solarwerte ein jähes Ende gefunden. Weil die Kurse deutlich einbrachen oder Unternehmen übernommen wurden, mussten sich zuletzt immer mehr Titel aus dem TecDax verabschieden. Was für die einst erfolgsverwöhnte Branche eine bittere Erfahrung ist, könnte dem Technologieindex nun zu neuem Schwung verhelfen.

"Er befreit sich zusehends von einer Last, die ihn in den vergangenen Jahren vor allem gegenüber dem MDax ausgebremst hat", sagte Frank Hansen, Fachmann für Klein- und Mittelwerte bei Allianz Global Investors (AGI). Auch nach Einschätzung von Björn Glück, Portfoliomanager bei Lupus Alpha, könnte der TecDax von seiner inzwischen ausgeglicheneren Zusammensetzung in diesem Jahr durchaus profitieren.

Lange Zeit waren Solaraktien wie Q-Cells, Solarworld oder Conergy der Inbegriff für das deutsche Technologiebarometer. Lag ihr Gewicht im TecDax Mitte 2007 laut Experten noch bei über 30 Prozent, ist ihr Anteil inzwischen unter 10 Prozent gerutscht.

Halbleiterwerte treiben TecDax

Zum Treiber haben sich seit Januar insbesondere die Halbleiterwerte gemausert, zu denen etwa Süss Microtec, Aixtron, Dialog Semiconductor oder Jenoptik zählen. Sie legten bislang zwischen 25 und 50 Prozent zu. "Hier spielt der Markt, dass sich die Auftragseingänge aufgrund der wieder besseren konjunkturellen Entwicklung im zweiten Halbjahr deutlich erholen werden", sagt Glück von Lupus Alpha. Bei Dialog hofften die Anleger auf einen weiter steigenden Smartphone-Boom. "Setzen auch TecDax-Schwergewichte wie die Software AG, United Internet und der Biotechkonzern Qiagen zu einer Erholungsrally an, ist es denkbar, dass der TecDax am Jahresende ein Plus von gut 20 Prozent verbuchen wird."

Insgesamt, so schlussfolgert AGI-Experte Hansen, gebe es derzeit einige Qualitätsunternehmen im TecDax, die gute Wachstumsperspektiven bieten dürften. Der Index habe daher - selbst wenn er seit Jahresanfang bereits auf ein Plus von gut 14 Prozent komme - noch Luft nach oben.

Zuletzt war das Technologie-Barometer auch wegen des schlechten Abschneidens der Solarwerte des öfteren hinterhergehinkt. 2010 kam der TecDax nur auf ein Plus von vier Prozent, während der MDax knapp 35 Prozent zulegte. Im vergangenen Jahr verbuchte der TecDax mit einem Abschlag von 19,5 Prozent das zweitgrößte Minus seit seiner offiziellen Einführung 2003. Der MDax und SDax kamen auf Verluste von gut zwölf beziehungsweise 14,5 Prozent.

Abstiegskandidat Q-Cells?

Für die Solarbranche, die derzeit mit Subventionskürzungen und der Billig-Konkurrenz aus China kämpft, ist ein Ende der Krise laut Experten nicht in Sicht. "Die Bedeutung der Solarfirmen dürfte weiter abnehmen", sagt AGI-Fachmann Hansen. Von ehemals neun Solarunternehmen sind heute nur noch vier im TecDax vertreten - und mit Q-Cells steht bei der regulären Indexüberprüfung im März bereits der nächste Kandidat auf der Abschussliste.

"Auch wenn das Handelsvolumen noch groß ist, ist der Börsenwert des um sein Überleben kämpfenden Unternehmens mittlerweile deutlich geschrumpft", sagt Glück von Lupus Alpha. Für die Zusammensetzung der Indizes am deutschen Aktienmarkt gelten zwei Kriterien: die Marktkapitalisierung des Streubesitzes und das Handelsvolumen einer Aktie. Q-Cells ist allein im vergangenen Jahr um knapp 80 Prozent abgerutscht, derzeit notiert sie nur noch bei rund 31 Cents. In ihren Hochzeiten 2007 war sie dagegen mehr als 80 Euro wert.

Quelle: ntv.de, Daniela Pegna, rts

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