Automesse in Peking Premiummarken hoffen auf China
22.04.2012, 12:29 Uhr
In China beliebt: Ein Audi auf dem Tian'anmen-Platz in Peking.
(Foto: REUTERS)
Die deutschen Autokonzerne treiben ihr Geschäft in China voran. Aus gutem Grunde: Denn auf dem größten Automarkt der Welt sind teure Oberklasse-Fahrzeuge besonders beliebt.
Seit langem ist China für Autobauer aus aller Welt das gelobte Land. Doch zur Automesse in Peking, die in der kommenden Woche ihre Tore öffnet, reisen viele Manager auch mit Sorgen: Im weltgrößten Automarkt hat sich das Wachstum abgeschwächt. Im ersten Quartal gingen die Verkäufe sogar zurück - für China, das in den vergangenen Jahren schier unglaubliche Wachstumsraten hinlegte, ungewohnt.
Die deutschen Autohersteller können dies vergleichsweise entspannt sehen, denn teure Oberklasse-Fahrzeuge finden nach wie vor reißenden Absatz. Und der Premiummarkt wächst weiter rasant, da sind sich alle sicher. Das ist für die deutschen Hersteller ein gutes Geschäft.
Die Zahl der Millionäre in China steigt, die kaufkräftige Mittelschicht wächst - und mit ihr der Hunger nach Mobilität und dem Statussymbol Nummer 1, dem Auto. Auf der großen Produktshow in der Hauptstadt rücken Audi, BMW oder Daimler deshalb die neuesten Langversionen ihrer Limousinen ins Rampenlicht oder andere, speziell auf den Geschmack der dortigen Kundschaft abgestimmte Fahrzeuge. Viele Modelle gibt es außerhalb Chinas gar nicht zu kaufen.
"Die Automesse in Peking ist wichtig - nicht, weil großartig Neues gezeigt würde, sondern als Stimmungsbarometer", sagt Ralf Kalmbach von der Unternehmensberatung Roland Berger. "Sie kann Sicherheit geben." Von den jüngsten Absatzrückgängen - ausgelöst durch das Neujahrsfest, das niedrigere Wirtschaftswachstum und die höheren Benzinpreise - waren neben lokalen Pkw-Bauern auch Massenhersteller wie General Motors, Ford oder Honda betroffen.
Viele Chinesen dürften die Messe einfach als Gelegenheit nutzen, die neuesten Modelle aus aller Welt zu bestaunen. Den deutschen Herstellern, die ein exzellentes Image in China genießen und fast alle seit Jahren mit Gemeinschaftsunternehmen vor Ort präsent sind, können volle Hallen nur recht sein. Im weltgrößten Automarkt wird wohl der Kampf um die Premium-Krone entschieden, weil die Stückzahlen dort besonders hoch sind, und dank der Vorliebe vieler Chinesen für teure Extras auch die Renditen.
Im vergangenen Jahr wurden in China rund 14,5 Millionen Limousinen, Geländewagen und Kombis verkauft. Die Steigerung fiel dabei mit gut fünf Prozent so niedrig aus wie noch nie seit der Jahrtausendwende. Für 2012 gehen Experten davon aus, dass der Markt wieder zweistellig zulegt. Auch danach wird weiteres Wachstum erwartet.
VW baut neue Fabrik
Während sich die Autobranche bislang vor allem auf den prosperierenden Ostteil des Landes konzentrierte, tun sich jetzt in einem anderen Teil des Riesenreiches neue Chancen auf: im bisher weitgehend unerschlossenen Westen. Gerade kündigte VW den Bau eines Werkes dort an. Die Verträge sollen am Montag, wenn Premierminister Wen Jiabao in Wolfsburg weilt, unterzeichnet werden. Außerdem will VW dann den Vertrag über sein Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Hersteller FAW um 25 Jahre verlängern. Die Wolfsburger betreiben ein weiteres Joint Venture mit SAIC. Mit Chinas größtem Autohersteller ist auch der US-Konzern GM verbandelt, den VW in einigen Jahren als Weltmarktführer als Weltmarktführer vom Thron stoßen will.
Als erster deutscher Hersteller wagte VW schon in den 1980er Jahren den Sprung nach China. Für Europas größten Pkw-Konzern, der vor Ort weder als billiger Massen-, noch als absoluter Oberklasse-Anbieter gilt, ist das Land längst der größte Markt. Auch Konzerntochter Audi verkauft in China so viele Autos wie nirgendwo sonst auf der Welt. Unter den drei großen Premiumrivalen haben die Ingolstädter die Nase vorn.
Dass die chinesischen Behörden unlängst die ausländischen Autohersteller von den offiziellen Einkaufslisten für Staatsdiener verbannt haben, dürfte den erfolgreichen Deutschen nichts anhaben. Nur ein paar tausend Stück gehen noch an Behördenmitarbeiter - bei mehr als 313.000 verkauften Audis, gut 217.000 BMWs und rund 193.000 Mercedes-Benz-Limousinen ist das verschmerzbar. Die Führung in Peking will den lokalen Anbietern auf die Sprünge helfen, die wegen ihrer mauen Qualität in China nicht besonders hoch angesehen sind. Wer Geld hat, kauft sich gern ein westliches, lieber ein deutsches und am allerliebsten ein in Deutschland gefertigtes Auto.
Quelle: ntv.de, jga/rts