Von Andalusien bis Valencia Spaniens Schulden-Regionen
23.07.2012, 15:49 Uhr
Spaniens traurige Schuldenmelodie
(Foto: REUTERS)
Spaniens Wirtschaft ist erlahmt, die Arbeitslosenquote liegt bei über 25 Prozent. Und nicht nur die Banken des Landes brauchen frisches Kapital - auch die Regionen. Milliarden sind nötig, um ihre Haushaltslöcher zu stopfen. Die Lage wird brenzlig.
Die 17 autonomen Regionen Spaniens müssen in diesem Jahr etwa 36 Mrd. Euro ihrer fällig werdenden Verbindlichkeiten refinanzieren und rund 15 Mrd. Euro aufbringen, um ihre Haushaltslöcher zu stopfen. Die Lokalregierungen sind praktisch von den Finanzmärkten ausgeschlossen, da sie die derzeit fast unhaltbar hohen spanischen Renditen nicht tragen können. Nachfolgend ein Überblick über die Lage der Regionen:
Murcia
Der Präsident der Provinz an der südöstlichen Küste signalisierte ein Hilfegesuch an die Zentralregierung. "Um ihnen eine Idee zu geben, wir würden um 200 Mio. bis 300 Mio. Euro bitten", sagte Ramon Luis Valcarcel in einem Zeitungsinterview. In der zweiten Jahreshälfte muss die Provinz 430 Mio. Euro an frischem Geld einsammeln. Sie steht mit insgesamt 2,8 Mrd. Euro in der Kreide.
Valencia
Die östliche Provinz hat als erste und bislang einzige die Regierung um Finanzhilfe gebeten. Vorausgegangen war der Zusammenbruch regionaler Banken, vor allem wegen einer geplatzten Immobilienblase. Valencia muss im November und Dezember zwei große Anleihen an Gläubiger zurückzahlen. Der Refinanzierungsbedarf beläuft sich im zweiten Halbjahr auf 2,882 Mrd. Euro. Insgesamt ist Valencia mit 20,8 Mrd. Euro verschuldet.
Katalonien
Die wirtschaftlich stärkste Region hat auch den höchsten Schuldenberg. Er beläuft sich auf 41,8 Mrd. Euro. Im zweiten Halbjahr muss sich Katalonien 5,755 Mrd. Euro leihen, um seinen Finanzbedarf zu decken. "Wir arbeiten sehr hart daran, unsere Rechnungen normal zu begleichen, aber der Druck ist sehr groß, weil die Märkte für uns geschlossen sind", sagte Wirtschaftsminister Andreu Mas-Colell.
Kastillien-La Mancha
Die Zentralregion hat bereits Zahlungsschwierigkeiten angedeutet. Sie ist für einen Finanzierungsmechanismus, der die Regionen stabilisieren soll. 704 Mio. Euro muss Castilla bis Ende des Jahres auftreiben. Der Schuldenstand beträgt 6,6 Mrd. Euro.
Kanarische Inseln
Die Urlaubsregion muss sich in der zweiten Jahreshälfte doppelt so viel Geld leihen wie im ersten Halbjahr - insgesamt 522 Mio. Euro. Die Inselgruppe ist mit 3,7 Mrd. Euro verschuldet.
Andalusien
Die größte Region hat eine der höchsten Arbeitslosenquoten Spaniens. Nach den Worten seines Vizepremiers ist Andalusien derzeit nicht auf Hilfsgelder angewiesen und hat eine vergleichsweise geringe Pro-Kopf-Verschuldung. Im dritten und viertel Quartal muss sich Andalusien 1,61 Mrd. Euro leihen. Die Gesamtverschuldung beträgt 14,3 Mrd. Euro.
Balearen
Bislang ist die Regionalregierung gegen Hilfsgelder. Die Pro-Kopf-Verschuldung der Balearen ist eine der höchsten Spaniens. Bis Jahresende muss die Region 212 Mio. Euro auftreiben. Die Schulden belaufen sich auf 4,4 Mrd. Euro.
Extremadura
Die Region im Südwesten gehört zu den ärmsten Gegenden Spaniens. Ihr Präsident lehnt Finanzspritzen ab. In der zweiten Jahreshälfte benötigt Extremadura 115,5 Mio. Euro an frischem Geld. Die Schulden summieren sich auf mehr als zwei Mrd. Euro.
Asturien
Die kleine nördliche Region, in der die Bergarbeiter kürzlich gegen die Sparpläne der Regierung streikten, will sich allein finanzieren. 74,4 Mio. Euro benötigt Asturien bis zum 31. Dezember. Die Schulden belaufen sich auf 2,1 Mrd. Euro.
La Rioja
940 Mio. Euro muss die Region bis Jahresende auftreiben. Der Schuldenstand ist mit 900 Mio. Euro der niedrigste aller Regionen.
Kastilien und Leon
Gemeinsam mit Extremadura hat die Region gegen die neuen Defizitziele der Regierung aufbegehrt. 248 Mio. Euro benötigt sie bis Jahresende, bei einem Schuldenstand von 5,5 Mrd. Euro.
Madrid
Die Hauptstadt hat nach Angaben ihres Sprechers den gesamten Finanzbedarf für dieses Jahr bereits gedeckt. Die nach Katalonien wirtschaftlich zweitstärkste Region hat Schulden in Höhe von 15,5 Mrd. Euro.
Andere
Navarra, Galicien, Kantabrien, Aragonien und das Baskenland müssen sich in diesem Jahr kaum noch frisches Geld besorgen. Ihre Finanzen sich vergleichsweise gesund.
Quelle: ntv.de, rts