Allianz gegen Auto-Krise Peugeot rettet sich mit Opel
24.10.2012, 12:04 Uhr
Die angeschlagenen Autobauer Opel und Peugeot schmieden eine Allianz, um sich in der Auto-Krise zu retten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Verlierer der Auto-Krise in Europa verbünden sich: Die angeschlagenen Autobauer Opel und PSA Peugeot Citroen wollen künftig gemeinsam Autos bauen und Teile einkaufen. Die Zwangsehe ist aus purer Not geboren: Frankreich stützt Peugeot mit einer Milliardengarantie, auch bei Opel wird über Werksschließungen spekuliert. Drohen nun Entlassungen?
Die beiden Autobauer GM und Peugeot wollen ihre Allianz zur Sanierung des kriselnden Europageschäfts ausweiten. Die amerikanische Opel-Mutter und der angeschlagene französische Konzern teilten mit, sie hätten sich in ihren seit Februar laufenden Verhandlungen auf eine Zusammenarbeit bei vier Fahrzeugmodellen sowie im Einkauf verständigt. Die Rüsselsheimer Marke mit dem Blitz und der französische Konzern leiden besonders darunter, dass wegen der Schuldenkrise in Südeuropa kaum Neuwagen verkauft werden, und schreiben rote Zahlen.
Peugeot bestätigte unterdessen, dass der französische Staat die Peugeot-Hausbank mit Garantien über sieben Mrd. Euro stützen will. Zugleich gab das Unternehmen einen Umsatzrückgang im dritten Quartal um 3,9 Prozent auf 12,93 Mrd. Euro bekannt. Die Aktie fiel an der Pariser Börse daraufhin auf den niedrigsten Stand seit 1986 und kostete nur noch 5,46 Euro.
Folgen der Allianz für Belegschaft bleiben unklar
Die beiden Autobauer hatten seit dem Frühjahr über ein Bündnis verhandelt, das später durch eine siebenprozentige Beteiligung des Opel-Mutterkonzerns an den Franzosen unterlegt wurde. Um sich zu retten, hat Peugeot sogar über eine Fusion mit Opel nachgedacht. Die Zusammenarbeit soll sich nun auf Klein- und Mittelklassefahrzeuge sowie Familienwagen und Nischenfahrzeuge erstrecken. Zu den jetzt vereinbarten vier Projekten gehört die Entwicklung gemeinsamer Vans für Opel/Vauxhall und Peugeot sowie eine Plattform für emissionsarme Kleinwagen. Ziel sei, die ersten gemeinsam entwickelten Autos bis Ende 2016 auf den Markt zu bringen, bekräftigten die Vorstände beider Unternehmen.
Opel gab außerdem bekannt, darüber hinaus würden weitere Felder ausgelotet. Die Verträge für eine umfassende Zusammenarbeit sollen bis zum Jahresende unterzeichnet werden. Gemeinsam wollen die Konzerne Material und Teile im Wert von 125 Mrd. US-Dollar einkaufen. So versprechen sich die Partner Kostenvorteile von jährlich rund zwei Mrd. US-Dollar, die in fünf Jahren erreicht werden sollen.
Insider hatten zuletzt spekuliert, GM könne die verlustreiche Tochter Opel durch die engere Verzahnung mit Peugeot abstoßen. In der Diskussion waren demnach mehrere Varianten, die von einem Verkauf an Peugeot bis zu einer Zusammenlegung in einer neuen Gesellschaft reichen. Beunruhigt von den Plänen forderte die europaweite Arbeitnehmervertretung von Opel/Vauxhall ein umgehendes Treffen mit dem Management, um über die Folgen der Kooperation für die Beschäftigten zu beraten. Die Arbeitnehmer dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden, erklärte das Europäische Arbeitnehmerforum. Weder GM noch Peugeot wollten zu den möglichen Konsequenzen für die Belegschaft Stellung nehmen. Die Zukunft der deutschen Opel-Werke war schon vor der Allianz ungewiss: Das Management hat nur bis 2014 eine Garantie für die Standorte in Rüsselsheim, Eisenach, Bochum und Kaiserslautern abgegeben.
Frankreich rettet Peugeot mit Milliardengarantie
Um Peugeot kurzfristig zu stützen, stellt der französische Staat der angeschlagenen Autobank Banque PSA Finance bis zu sieben Mrd. Euro an Garantien zur Verfügung, was deren Refinanzierung erleichtern soll. Nach jüngsten Herabstufungen der Kreditwürdigkeit droht der Finanzierungssparte der Ramsch-Status, was Kredite verteuern und die Wettbewerbsfähigkeit weiter verschlechtern würde. Belastet durch hohe Produktionskosten und große Überkapazitäten verliert Peugeot im Preiskampf auf dem schwächelnden Automarkt in Europa gegen Rivalen wie Volkswagen immer mehr an Boden. Peugeot hatte erst im Juli angekündigt, mehr als 8000 Stellen zu streichen und ein Werk zu schließen.
Dies will die französische Regierung verhindern, indem sie die Finanzhilfe an Bedingungen knüpft. Industrieminister Arnauld Montebourg verlangt eine Bestandsgarantie für die Werke in Frankreich und forderte Peugeot in einem Zeitungsinterview auf, Abstand vom angekündigten Stellenabbau zu nehmen. Gegen die Finanzhilfe hat das Land Niedersachsen als zweitgrößter VW-Aktionär Bedenken. Seinem Sprecher zufolge hält Ministerpräsident David McAllister diese zur Lösung der Probleme für ungeeignet. Niedersachsen hält allerdings selbst ein Fünftel der Stimmrechte an Volkswagen und kann damit seine schützende Hand über Europas größten Autobauer halten, was zu Problemen mit der EU-Kommission führt.
Quelle: ntv.de, dpa/rts