Die Hoffnung auf sinkende Zinsen in den USA dürfte die DAX-Anleger in der neuen Woche bei Laune halten. Am Donnerstag erklomm der deutsche Leitindex erstmals seit Mai wieder ein neues Allzeithoch und nahm damit Kurs auf die 19.000-Punkte-Marke. "Die Zeichen stehen auf Zinssenkungen und damit bessere Finanzierungsbedingungen – das ist der Treibstoff für die Börse und weiter steigende Aktienkurse", sagt Jürgen Molnar von RoboMarkets. In der abgelaufenen Woche hat der Dax rund 1,5 Prozent auf 18.907 Zähler zugelegt - zeitweise stieg er auf ein frisches Rekordhoch von 18.971 Punkten.
Immer mehr Anleger gehen davon aus, dass die US-Notenbank Fed im September die lang ersehnte Zinswende einleiten wird. Zentralbank-Chef Jerome Powell hatte den Finanzmärkten auf dem Notenbankforum in Jackson Hole das Signal für einen Lockerungsschritt im September gegeben. Die US-Währungshüter halten den Leitzins seit über einem Jahr in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent. Eine Mehrheit der Ökonomen geht davon aus, dass der Leitzins am 18. September um einen Viertel-Prozentpunkt gesenkt wird: Weitere Schritte nach unten im selben Umfang dürften demnach im November und Dezember folgen.
Timing und Tempo der anvisierten Zinssenkungen macht die Fed von den US-Inflations- und Wirtschaftsdaten abhängig. Neue Hinweise auf das Vorgehen der Notenbanker erhoffen sich die Investoren daher am Mittwoch vom Beige Book, dem Konjunkturbericht der Fed. Am Freitag steht zudem der Arbeitsmarktbericht der US-Regierung auf der Agenda. "Sollte sich darin eine schnellere Eintrübung der Beschäftigungslage zeigen, muss es entsprechend schneller gehen mit der Lockerung der Geldpolitik", heißt es vonseiten der LBBW. Ein maßvoller, geordneter Abstieg vom Zinsgipfel sei aus heutiger Sicht das wahrscheinlichste Szenario. Allerdings "stehen die USA doch an einem Punkt in der konjunkturellen Entwicklung, wo sich die Vorzeichen rasch ändern können", warnen die LBBW-Analysten. Anfang des Monats war an den Finanzplätzen Panik ausgebrochen, als schwache Zahlen vom Jobmarkt die Angst vor einer Rezession in den USA geschürt hatten.
In der Eurozone ist der erste Zins-Schritt nach unten bereits getan. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Juni die Zinswende vollzogen, als sie den Zinssatz vom Rekordhoch von 4,50 auf 4,25 Prozent drückte. Angesichts des zuletzt nachlassenden Teuerungsdrucks in Deutschland wie auch im Euro-Raum setzen viele Anleger darauf, dass bei der Sitzung am 12. September die Geldpolitik erneut gelockert wird. Die Inflationsdaten gäben zwar grünes Licht für die EZB, allerdings gebe es auch weiterhin gute Gründe für einen moderaten Zinssenkungskurs, der von Sitzung zu Sitzung neu beurteilt wird, meint Christian Lips, Chef-Volkswirt der NordLB. Wie es um die Konjunktur in der Euro-Zone bestellt ist, dürften die endgültigen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und die Dienstleistungen im August zeigen, die heute beziehungsweise zur Wochenmitte veröffentlicht werden.
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