Der Börsen-Tag Krisenwährung im Fall: Warum der Goldpreis immer weiter sinkt
24.08.2018, 14:29 UhrWas ist los mit der "Krisenwährung"? Dem "Stabilitätsanker"? Ob Absturz der türkischen Lira, politische Turbulenzen in Italien, Handelskonflikte, der Streit ums iranische Atomprogramm, die Nordkorea-Krise, Brexit oder Trump - Gold konnte von alldem zuletzt kaum profitieren.
Selbst die vielerorts anziehende Teuerung kann Gold, das als Inflationsschutz gilt, nicht puschen. Ist Gold als Fluchtwährung bei Investoren aus der Mode? "Gold wird seinem Ruf als Krisenwährung derzeit nicht gerecht", sagt Carsten Fritsch.
Trotz zahlreicher Risiken in der Welt ist der Goldpreis seit Jahresanfang um fast zehn Prozent gesunken. Der Rekordwert von 1921 US-Dollar, erreicht im Krisenjahr 2011, ist außer Reichweite. Zurzeit kostet eine Feinunze (31 Gramm) des Edelmetalls 1190 Dollar.
- Ein wichtiger Grund für das schwächelnde Gold sei der Höhenflug des amerikanischen Dollar, sagt Jan Edelmann, Experte von der HSH Nordbank. Gold wird international in der amerikanischen Währung gehandelt. Deshalb wird das Edelmetall für viele Nachfrager teurer, wenn der Dollarkurs steigt. Dieser Effekt dämpft die Nachfrage und lässt den Goldpreis fallen.
- Ein anderer Belastungsfaktor: das Zinsniveau. Denn so schön Gold auch glänzen mag - es wirft keine Zinsen ab. Konkurrenz erwächst Gold hier vor allem durch amerikanische Staatsanleihen. Die werfen nicht nur regelmäßig Zinsen ab. "Anleger betrachten Staatsanleihen der USA auch als sicheren Hafen allererster Wahl", sagt Commerzbank-Experte Fritsch. Steigen - wie derzeit in den USA - die Zinsen, fällt der Nachteil der zinslosen Goldanlage stärker ins Gewicht, das Edelmetall wird weniger lukrativ.
- Dazu kommt die Schwäche von Währungen vieler aufstrebender Volkswirtschaften. Schwellenländer, nicht zuletzt die krisengeschwächte Türkei, sind große Gold-Nachfrager. Geben deren Währungen nach, sinkt auch die Gold-Nachfrage von dort.
- Experte Fritsch kann sich zudem vorstellen, dass sich bei Anlegern eine Art «Krisen-Müdigkeit» eingestellt hat: "Man muss sich nur die steigenden Kurse am US-Aktienmarkt vor Augen führen. Von Krisenstimmung kann im Grunde keine Rede sein." Infolge der Flut an Hiobsbotschaften könnten Anleger schlicht abgestumpft sein - und deshalb weniger Gold kaufen.
Quelle: ntv.de