Der Börsen-Tag Türkei-Krise: Wie groß sind die Ansteckungsrisiken?
15.08.2018, 10:17 Uhr
Die Krise hat sich etwas entspannt, aber Präsident Erdogan heizt den Streit mit den USA weiter an. Das sind zumindest schlechte Nachrichten für türkische Banken.
(Foto: AP)
Die gegenwärtigen Turbulenzen in der Türkei werden laut der Schweizer Bank Vontobel voraussichtlich keine größere Krise in den Schwellenländern auslösen.
- Als Gründe für deren unterdurchschnittliche Entwicklung in diesem Jahr werden vielmehr die schwächere wirtschaftliche Dynamik und der Anstieg des US-Dollar sowie der US-Anleiherenditen gesehen.
- Dieser Gegenwind werde im weiteren Jahresverlauf abflauen, was Kaufgelegenheiten in Schwellenländeraktien eröffne, sagt Vontobel voraus.
- Der Ausverkauf zum Ende der vergangenen Woche sei teilweise auf die Angst der Investoren vor Ansteckungsrisiken zurückzuführen, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) in einem Bericht die hohe Positionierung europäischer und vor allem spanischer Banken in der Türkei hervorgehoben hatte. "Allerdings halten wir die Ängste für übertrieben, da diese Banken unseres Erachtens keine Kapitalisierungsprobleme haben", heißt es weiter.
Auch aus einem anderen Grund schätzt Vontobel die Ansteckungsgefahr der Türkei-Krise auf andere Schwellenländer eher als begrenzt ein: Das Land treibe wenig Handel mit anderen großen Schwellenländern, heißt es.
- Gleichzeitig habe sich die fundamentale Lage in den Schwellenmärkten verbessert, während die Bewertungen aller Anlageklassen wie Anleihen, Aktien und Währungen fair oder gar günstig seien.
- Als größte Gefahr bezeichnet Vontobel, dass europäische Banken mit Blick auf die Türkei nervös werden und sich aus anderen Schwellenländern zurückziehen. Dieses Szenario sei allerdings in weiter Ferne, da die Banken mit einem nennenswerten Türkei-Engagement über eine gute Kapitalausstattung verfügten.
- Auch eine Ansteckungswirkung über den Bankenkanal der Eurozone erscheine derzeit übertrieben, heißt es von Vontobel weiter.
Im Zusammenspiel mit einer weiteren Verschärfung des Handelskonfliktes zwischen China und den USA, der bevorstehenden Haushaltsdebatte in Italien und der Umsetzung der Sanktionen der USA gegen den Iran, sorge die Türkei-Krise jedoch für weitere Unsicherheit für Wachstums- und Inflationsaussichten.
Quelle: ntv.de