Der Börsen-Tag

Der Börsen-Tag Türkische Lira dürfte turbulenter Monat bevorstehen

Der türkischen Lira dürfte ein turbulenter Monat bevorstehen, prognostiziert die Commerzbank (Coba). Eine Weile habe es so ausgesehen, dass der amtierende Präsident Tayyip Erdogan die Wahl verlieren könnte, kommentieren die Coba-Devisenanalysten Tatha Ghose und Ulrich Leuchtmann. Damit hätte das "unkonventionelle geldpolitische Experiment der Türkei ebenso geendet wie das 'Ein-Mann'-Präsidialsystem". Für die Lira wäre dies nach Meinung der Analysten ein positives Szenario gewesen, weil die Oppositionsregierung die Unabhängigkeit der Zentralbank sofort wiederhergestellt und höhere Zinsen gestattet hätte. Sie hätten aber auch immer angenommen, dass es vielleicht nicht zu einem positiven Szenario kommen würde. Denn erstens sei es für eine fragmentierte Koalition kleinerer Parteien nicht einfach, die Türkei zu regieren. Zweitens wäre es auch nicht einfach, die zugrunde liegenden wirtschaftlichen Probleme zu lösen, die schon vor Erdogan bestanden hätten.

Solche Vorbehalte seien seit Sonntagabend aber zweitrangig. Erdogan habe bei den Wahlen viel besser abgeschnitten, als es die Umfragen angedeutet hätten. Zwar habe er nicht 50 Prozent der Stimmen erhalten, weshalb es zu einem zweiten Wahlgang am 28. Mai kommen werde. Trotzdem habe er am Ende einen beträchtlichen Vorsprung gegenüber seinem Hauptgegner, Kemal Kılıcdaroglu. Der dritte Kandidat, der ultranationalistische Sinan Ogan, scheide in der nächsten Runde aus. Die Coba-Analysten vermuten, dass seine Stimmen größtenteils bei Erdogan landen und nicht bei den Sozialdemokraten. Erdogan habe damit beste Aussichten, am 28. Mai zu siegen.

Sofern bis dahin nichts Dramatisches passiere, schränken Ghose und Leuchtmann ein. Dramatisch wäre beispielsweise ein massiver Absturz der Lira. Die Geld- und Wirtschaftspolitik dürfte daher bis zum 28. Mai genauso wie bisher darauf ausgerichtet sein, solch einen Absturz zu verhindern. Ihre Aufgabe werde allerdings durch das Wahlergebnis massiv erschwert. "Denn mittel- bis langfristig spricht nun nichts mehr für ein Ende der (vorsichtig ausgedrückt:) "unkonventionellen" Geldpolitik, nichts mehr gegen eine weitere Beschleunigung der Inflation und nichts mehr gegen eine Schwächung der Lira."

Sie hätten schon in den zurückliegenden Tagen und Wochen am Kurs-Chart ablesen können, dass die künstliche Lira-Stabilisierung immer schwerer falle. Jetzt, wo die Aussicht auf einen Politikwechsel nicht mehr realistisch sei, dürfte sich der Abwertungsdruck wesentlich erhöhen. Ob es wohl zum 28. Mai gelinge, einen deutlichen Lira-Rutsch zu verhindern? Man könne nicht sicher sein. Dass er danach komme, werde zunehmend wahrscheinlich. Die Alternative wären noch massivere Kapitalverkehrskontrollen. Auch die seien möglich, würden aber noch größeren Schaden anrichten.

Türkische Lira / Euro
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Euro / Türkische Lira
Euro / Türkische Lira 49,01

 

Quelle: ntv.de

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