Antizyklisch kaufen Biotechs in Asien
07.01.2008, 14:25 UhrVon Gerd Bennewirtz, Geschäftsführer der SJB FondsSkyline
Vor zwei Wochen trafen sich Shao Mingli und Andrew von Eschenbach. Eine elektrisierende Nachricht. Der eine repräsentiert die State Food and Drug Administration SFDA aus China, der andere die Food and Drug Administration FDA aus den USA. Gemeinsame Aufgabe seien sichere Lebensmittel und Medikamente sowie eine Ausweitung des Handels.
Hintergrund: Allein in den USA wird sich die Zahl der über 65-Jährigen in den nächsten 50 Jahren verdoppeln. Diese Altersgruppe verbraucht 4 Mal mehr Medikamente als die anderen zusammen. Die Ausgaben im US-Gesundheitswesen wachsen jährlich um 16 Prozent. Das Jahresvolumen 2007 lag bei rund 2 Billionen US-Dollar. Das nennt man Nachfrage. Daneben nimmt sich das 39 Milliarden US-Dollar große Angebot des asiatisch-pazifischen Biotechnologiemarktes fast klein aus.
Aber nicht mehr lange. Denn auch in Wirkstoffforschung gilt: Im Einkauf liegt der Segen. Von 10.000 Substanzen, die im Screening isoliert werden, schaffen es 5 in die Phase-I-Studie am Menschen und nur 1 als neues Medikament auf den Markt. Dieser Prozess dauert im Durchschnitt 12 Jahre und kostet 802 Millionen US-Dollar – 3,5 Mal mehr als noch vor 20 Jahren.
Hohe Investitionen, relativ wenige Zulassungen durch die FDA – diese Kombination hat in der Branche in den vergangenen sechs Monaten schwer zugesetzt. Doch die Fonds-Renditen über längere Zeiträume zeugen von gewaltiger Phantasie. In der Forschungsintensität, aber auch in der Forschungsorganisation.
Die immensen Sortier-, Portionier-, Misch- und Messarbeiten der Screenings leisten heute Roboter. 200.000 Substanztests, das war früher ein Forscherleben, heute ein gewöhnlicher Tag. Mehr als die Hälfte der Kosten entfallen auf die klinische Erprobung, insbesondere die logistisch extrem aufwendigen, multinationalen Phase-III-Studien. Ein indischer Spezialist für klinische Daten verdient bei gleicher Qualität 85 Prozent weniger als sein amerikanischer Kollege.
Bis 2011 erwartet Indien in diesem Sektor ein jährliches Wachstum von 36 Prozent und einen weltweiten Marktanteil von 15 Prozent. Und China? Ist bereits heute Weltmeister in der „grünen Biotechnologie“. Resistente Baumwolle „made in China“ beansprucht heute 70 Prozent weniger Pestizide und 28 Prozent weniger Kosten als vor 5 Jahren.
Und die KGVs? Globale Biotechwerte 20x, pazifisch-asiatische 14x. Ein klarer, antizyklischer Kauf.
Quelle: ntv.de