Abgeltungssteuer Folgen für Zertifikate
16.07.2007, 11:50 UhrVon Christian Dürr, C&F Certificates and Funds
Anfang Juli hat der Deutsche Bundesrat wie erwartet die Einführung der Abgeltungssteuer zum 1.1.09 verabschiedet. Die letztendliche Gesetzgebung durch Zustimmung des Bundespräsidenten sollte nur noch Formsache sein. Fakt für den Bereich Strukturierte Produkte ist, dass ein Bestandsschutz nur für Zertifikate gilt, welche vor dem 15.3.07 gekauft wurden. Alle nach dem 14.3.07 erworbenen Zertifikate werden zwangsweise mit der Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent versehen, sollten sie nicht bis zum Stichtag 30.6.09 wieder veräußert worden sein. Nur bei einem Verkauf vor dem Stichtag Ende Juni 09 und der gleichzeitigen Einhaltung der zwölfmonatigen Spekulationsfrist können also Kursgewinne von Zertifikaten, welche nach dem 14.3.2007 gekauft wurden, noch steuerfrei realisiert werden.
Man ist sich in der Branche einig, dass es bis Juni 08 viele Neuemissionen von Zertifikaten geben wird, welche nach Ablauf der einjährigen Spekulationsfrist noch bis Ende Juni 09 steuerfrei veräußert werden können. Die Gewinner dieses auf die nächsten elfeinhalb Monate begrenzten Übergangstrends sollten insbesondere Bonus-, Discount- und Expresszertifikate sein.
Neuanlagen in Zertifikate von Juli 08 an können der Abgeltungssteuer ab dem Jahr 09 definitiv nicht mehr entkommen. Als steuerliche Gewinner dieser Reform sollten dann für einige Zeit alle Zertifikate mit garantierter Rückzahlung des eingesetzten Kapitals hervorgehen. Denn zum einen werden risikoscheue und risikofreudige Anleger nunmehr steuerlich gleichbehandelt. Die bisherigen Freunde des Risikos werden es sich deshalb anfangs genau überlegen, ob sie trotz des fehlenden Anreizes der Steuerfreiheit bereit sind, in Strukturen mit Verlustrisiko zu investieren. Zum anderen dürften sich all jene betuchten Investoren für Zertifikate mit Kapitalgarantie öffnen, die ihre Erträge aus Finanzinnovationen bisher mit ihrem hohen individuellen Steuersatz versteuern mussten. Sie werden im Spitzensteuersatz etwa 17 Prozent weniger Steuer bezahlen müssen als bisher.
Auch wenn kurzfristig die Steuerreform das Wachstum der Zertifikatebranche etwas verlangsamen könnte, werden wohl auf lange Sicht - spätestens nach der ersten längeren Baisse mit starken Verkäufen ab 09 - allein steuerorientierte Anlagestrategien stark an Bedeutung verlieren. Zertifikate haben das Potenzial, hiervon überdurchschnittlich zu profitieren. Sie bieten einen nahezu unbegrenzten Fundus an Möglichkeiten zur sinnvollen Absicherung und Optimierung eines Portfolios. Darauf werden Anleger – Steuer hin oder her - sicherlich auch in Zukunft nicht verzichten wollen.
Quelle: ntv.de