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Nordex Weiter mit Rückenwind?

Von Harald Weygand, Analyst bei GodmodeTrader.de

Der Ölpreis ist in den vergangenen Wochen wieder in die Höhe geklettert. Öl ist aber nicht nur teuer, seine Verbrennung erzeugt reichlich Treibhausgase, die zur Erderwärmung beitragen. Was liegt also näher, als auf eine Alternative zurückzugreifen, die die Menschen schon seit Jahrtausenden verwenden: Die Kraft des Windes.

Davon profitiert Nordex (WKN: A0D655 ISIN: DE000A0D6554). Das Unternehmen entwickelt Windkraftanlagen und Rotorblätter, stellt sie her und baut die Anlagen vor Ort auf.

Boom der Windkraftanlagen

Nordex ist der siebtgrößte Windanlagenbauer in der Welt. Der globale Absatzmarkt, also die weltweit aufgestellten Windkraftanlagen, wächst sehr stark. Seit 1996 hat sich deren Energieausbringung verzwölffacht (von 6 Giga-Watt auf 74 Giga-Watt). Bis 2010 erwarten Experten nochmals eine Verdoppelung.

Nordex hat gute Chancen, am erwarteten globalen Windkraft-Boom teilzunehmen. Derzeit kommt Nordex als Windturbinenhersteller auf einen globalen Marktanteil von 2,6%, schätzt die Deutsche Bank. Bereits 70% der Umsätze werden danach außerhalb Deutschlands generiert. In 2008 wolle das Unternehmen den Weltmarktanteil auf etwa 5% ausbauen, heißt es.

Das Unternehmen verfolgt daher eine Internationalisierungsstrategie. Heute rüstet der Technologiekonzern bereits schon Windkraftanlagen in Deutschland, China und Frankreich aus. In unserem westlichen Nachbarland hat Nordex seinen Marktanteil im vergangenen Jahr bereits auf über 30% gesteigert.

In diesem Jahr soll Großbritannien und in 2008 Italien hinzukommen. Außerdem plant Nordex noch in 2007 in den boomenden nordamerikanischen Markt einzusteigen.

Wechselvolle Geschichte

Allerdings muss sich das Unternehmen gegen derzeit neun große Wettbewerber behaupten, darunter eine Tochtergesellschaften von Siemens oder des US-Giganten General Electric. Nordex hat außerdem bereit schon eine wechselvolle Geschichte hinter sich. In 2003/04 musste Nordex eine schwerwiegende Finanzkrise durchstehen. Die Analysten der beobachtenden Banken bescheinigen Nordex aber, dass das Unternehmen inzwischen seine operative sowie bilanztechnische Restrukturierung abgeschlossen hat.

Die HypoVereinsbank sieht - auf der Basis eines langfristigen Modells - den fairen Wert von Nordex bei 19,50 Euro. Die Bank betrachtet den Windkraftanlagen-Hersteller aber gleichzeitig auch als Übernahmekandidaten. Sollte es tatsächlich zu einer Übernahme kommen, müsste der Aufkäufer nach ihrer Ansicht eine Prämie auf den fairen Wert zahlen. Diesen Aufpreis schätzt die HypoVereinsbank mit 8,50 Euro ein und setzt daher ein Kursziel von 28 Euro. Daraus folgt die Empfehlung Kaufen. Die britische Großbank HSBC setzt die Kurslatte dagegen nur auf 25 Euro. Dort wird daher nur Halten empfohlen. Das ist auch die Empfehlung der Deutschen Bank.

Kampf um den Rivalen

Die im TecDax erfasste Nordex-Aktie ist schon stark gestiegen. Damit ist bereit schon ein Teil der Fantasie im Aktienkurs eingepreist. Dazu hat in den vergangenen Wochen ein Bieterstreit um den Konkurrenten Repower beigetragen.

Um Repower buhlen derzeit die französische Areva-Gruppe und die indische Suzlon. Areva ist ein französischer Nuklear-Konzern, der sich mit der Windkraft ein zweites Bein zulegen will. Suzlon bezeichnet sich selber als der fünfgrößte Hersteller von Windkraft-Turbinen der Welt und betreibt selbst Windkraftanlagen in Asien.

Beide Interessenten haben durch steigende Übernahmeangebote den Aktien-Kurs von Repower hochgetrieben. Da viele Investoren hoffen, dass bei Nordex bald etwas ähnliches geschieht, haben sie sich dort schon eingedeckt und damit auch den Kurs von Nordex in die Höhe getrieben. Sollten aber die erhofften Gebote ausbleiben - oder zu lange auf sich warten lassen - dürften dieses Investoren schnell wieder enttäuscht aussteigen und damit den Nordex-Kurs unter Druck setzen, zumindest vorübergehend.

Außerdem besteht die Möglichkeit, dass der Ölpreis, der im Moment durch den sich verschärfenden Konflikt mit dem Iran spekulativ angeheizt wird, stark einbricht. In diesem Fall dürfte auch das Interesse an alternativen Energiequellen einen Dämpfer bekommen, zumindest vorübergehend. Auch das wäre ein Grund, den Kurs von Nordex unter Druck zusetzen.

Zusammenfassung

Steigender Ölpreis und wachsende Belastung durch Treibhausgase rufen nach Alternativen. Die Kraft des Windes wird schon seit Jahrtausenden genutzt. Nordex produziert Rotorblätter und andere moderne Technologien für Windkraftanlagen. Der international ausgerichtete Technologiekonzern partizipiert an dem hohen globalen Wachstum der Windkraftanlagen, das auch durch die Subventionen vieler Regierungen angetrieben wird. Außerdem gilt Nordex als Übernahmekandidat. Der Aktienkurs wurde deshalb aber schon stark in die Höhe getrieben und ist daher spekulativ.

Zusatzinfo 1: Die schier unerschöpfliche Kraft der Sonne

Windenergie ist eigentlich Sonnenenergie. Weil die Sonnenenergie Atmosphäre, Wasser- und Landmassen genauso unterschiedlich erwärmt, wie Tages- und Nachtseite der Erde oder Tropen und Polargebiete, kommt es zu Temperaturunterschieden, die von den Bewegungen der Luft teilweise ausgeglichen werden. Der Wind hat den Vorteil, dass seine Kraft schier unerschöpflich ist, jedenfalls für ein paar Millionen Jahre. Außerdem unterliegt seine Verfügbarkeit nicht der Willkür einiger Produzenten, wie etwa der OPEC. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass bei der Nutzung keine schädlichen Abfälle entstehen. Aus beiden Gründen wird die Windkraft von den Regierungen vieler Länder heftig subventioniert. Andererseits sind Windkraftanlagen nicht unumstritten. Anlagen auf dem Festland zerstören den Reiz der Landschaft und stoßen auf breiten Widerstand. Allerdings bauen Nordex und andere Windanlagenbauer ihr Angebot für Windparks, die auf dem Meer betrieben werden (Offshore-Anlagen), rasch aus.

Zusatzinfo 2: Schneller als der Wind

Windenergie wurde bereits schon in der Kupferzeit eingesetzt, nämlich zur Verhüttung von Kupfer - bevor der Blasebalg erfunden wurde. Im alten Persien wurden Windmühlen eingesetzt zum Mahlen von Getreide, in China zum Pumpen von Wasser und in Tibet zum Betreiben von Gebetsmühlen. In Europa seit dem 12. Jahrhundert: Dort auch zum Dreschen von Getreide, Wasserpumpen und zum Sägen. Ab etwa 1890 in den USA auch zur Stromerzeugung. Damals entstand auch das Konzept der so genannten Schnell-Läufer, das ist eine Anlage bei der sich die Flügelspitzen schneller als der Wind bewegen. Aus den traditionellen Windmühlen wurden inzwischen Hightech-Anlagen. Die Subventionierung senkt Kosten und Preise und macht damit den aus Wind gewonnenen Strom gegen das an sich immer noch billigere Öl konkurrenzfähig.

Quelle: ntv.de

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