Uwe Zimmer Euro oder nicht Euro? Egal.
17.10.2011, 09:25 Uhr
(Foto: REUTERS)
Warum schreiben eigentlich alle über eine Euro-Krise? Oder besser gefragt: Warum kümmern wir uns um den Außerwert unserer Währung? Das Auseinanderbrechen der Eurozone wäre schlecht, nicht aber ein schwacher Euro.
Wenn die Tagesschau oder die Kommentatoren der großen Zeitungen oder der Wirtschaftspresse zeigen wollen, wie schlecht alles ist, dann sprechen oder schreiben sie über den „schwachen Euro“. Was aber genau heißt eigentlich „ein schwacher Euro“? Das heißt doch zunächst einmal nur, dass der Wert des Euro gegenüber dem Dollar, dem Franken, der norwegischen Krone oder den Währungen der Schwellenländer weniger wert ist. Dass ich also mehr Euro pro Dollar bekomme. Dass Einfuhren in die Eurozone teurer, Ausfuhren aus der Eurozone billiger werden.
Ist das schlimm? Eher nicht, denn es kurbelt zumindest bis zu einem gewissen Grad die Konjunktur, die Exportwirtschaft, an. Ja, Einfuhren werden teurer, das wird sich bemerkbar machen. Aber der Ölpreis, da er so gerne in Dollar gezahlt wird, droht derzeit nicht durch die Decke zu gehen, und im Falle einer konjunkturellen Abwärtsbewegung würde er sogar eher sinken. Die Einkäufer der Unternehmen könnten einen schwächeren Euro wohl verkraften.
Brötchen bezahlt man in Euro
Wie sieht es beim privaten Konsum aus? T-Shirts aus Bangladesch würden teurer, zugegeben. Beim Heizen und Tanken aber würden wir – siehe oben – nicht viel merken. Und die wirklich entscheidenden Dinge des täglichen Bedarfs zahlt man in Euro. Wie der zum Dollar oder zum Renminbi steht, ist für den Brötchenpreis egal.
Vielleicht aber macht es den Kapitalimport schwieriger. Wer möchte Anleihen einer Weichwährung kaufen? Da ist gegenzuhalten, dass die Eurozone sich ja unter anderem deshalb zusammengefunden hat, um einen starken Binnenmarkt, auch für Kapital, zu schaffen. Die Staaten fahren zudem ihre Schulden zurück, der Kapitalbedarf sinkt also langfristig. Zudem ist für die Kapitalgeber die langfristige Stabilität entscheidender als der Realzins beziehungsweise die zu erzielende Rendite. Anders ist nicht zu erklären, dass Japan mit Nullzins und hohen Schulden noch immer ohne Probleme Kredite aufnehmen kann.
Auf Stärken besinnen
Es ist also gar nicht so wichtig, wie der Euro nach außen dasteht. Viel wichtiger ist, dass er nach innen stabil ist. Dazu zählt auch das Einstehen der Euro-Länder füreinander. Eine Schwäche des Euro kann immer in Kauf genommen werden, nicht aber ein Auseinanderbrechen der Eurozone. Denn das würde den Marktteilnehmern so viel Angst einjagen, dass sie panisch verkaufen und erst nach geraumer Zeit wieder anfangen zu handeln.
Der Autor Uwe Zimmer ist bankunabhängiger Vermögensverwalter bei Meridio und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.
Quelle: ntv.de