Ralf Goerkes Aktienklima 03/10 Hohe Widerstandskraft
12.03.2010, 16:18 UhrWer in der Lage ist, das Aktienklima eindeutig zu bestimmen, kann sich entsprechend an den Börsen positionieren: In der Hausse wird das Depot zu 100% mit guten, trendstarken Aktien bestückt, in der Baisse ist man nicht mehr investiert oder setzt gar auf fallende Kurse.
lautete die Überschrift dieser Kolumne zum allgemeinen Aktienklima vor genau einem Monat. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Börsen weltweit noch auf Talfahrt. Die fünfzig wichtigsten Aktienindizes hatten in den ersten sechs Wochen seit Jahresbeginn im Durchschnitt etwa 4% verloren.
Grund für diesen allgemeinen Rückgang war die Unsicherheit, die mit der Schuldenkrise südeuropäischer Länder – allen voran Griechenland – verbunden ist.
Dass vor diesem Hintergrund eine vorsichtigere „Gangart“ an der Börse angeraten schien, war nur allzu verständlich. So lautete denn auch die abschließende Empfehlung der letzten Kolumne, sich mit Neuengagements vorerst zurück zu halten.
Auch wenn jetzt, einen Monat später, die Unsicherheit über den Ausgang dieser Krise des europäischen Finanzsystems keineswegs gewichen ist, so muss man den Märkten doch eine ziemliche Widerstandsfähigkeit im Hinblick auf weiter fallende Kurse zugestehen.
Denn seither haben die internationalen Börsen im Durchschnitt 6,1% hinzu gewonnen! Und nur ein einziger der hier regelmäßig beobachteten Indizes liegt gegenüber Mitte Februar im Minus: Ägypten (-2,4%).
Der Aktienklima-Indikator in Abbildung 1 hat es nach mehreren Wochen erstmals wieder geschafft, seinen gleitenden Durchschnitt nach oben zu durchbrechen (s. Pfeil im oberen Chartfenster). Dies ist allerdings bis jetzt nur ein Durchbruch um „Haaresbreite“ – mehr nicht. Zwischen dem Aktienklima-Indikator und dem MACD im unteren Chartfenster ist es zu einer mehrmonatigen (positiven) Divergenz gekommen.
Diese Divergenz wird im Chart visuell durch die beiden schwarzen Balken hervorgehoben. Beim Indikator im oberen Fenster ist der Punkt A deutlich niedrigerer, während der Punkt B im MACD etwas höher liegt.
Eine andere Möglichkeit, dem Anleger einen Eindruck von der Verfassung der internationalen Aktienmärkte zu geben, zeigt das folgende Chartbild der Abbildung 2, in der ich meinen „Global Market Indikator“ erstmals der Öffentlichkeit vorstelle.
Dieser Indikator untersucht die technische Verfassung einen großen Anzahl von deutschen und internationalen Aktien (1.100 Stück). Je nach Trendqualität wird ihnen eine Ziffer zwischen 0 und 3 zugewiesen. Am Schluss wird dann ein einfacher Durchschnitt gebildet.
Eine solche Darstellung hat den Vorteil, dass nicht nur ein Objekt unter die Lupe genommen wird (wie in der Technischen Analyse in den allermeisten Fällen leider gang und gäbe), sondern über die Einbeziehung einer Vielzahl von Werten (Multi-Index-Verfahren) auch ein viel besserer Eindruck des gesamten Geschehens vermittelt wird.
Ein weiterer Vorteil ist die für einen mittel- bis langfristig orientierten Anleger geringe Anzahl von Signalen. Schließlich soll über ein solches Modell ja auch nur die generelle Trendrichtung des internationalen Aktienklimas verdeutlicht werden. Vergleicht man diese Signale, die immer beim Durchbruch des Indikators durch seinen Mittelwert (1,5) entstehen, mit dem DAX, so lässt sich für den Zeitraum der letzten drei Jahre ein durchaus zufrieden stellendes Ergebnis erzielen. Nur im Oktober 2007 kam es einmal zu einem kurzfristigen Fehlsignal.
Deutlich wird auch, dass dieser Indikator bereits Monate vor den großen Einbrüchen des Jahres 2008 ein schwieriges Umfeld anzeigte, da er bereits frühzeitig in das negative Terrain (rot) abgedriftet war (Vorlauffunktion). Über die Zuweisung farblicher Komponenten – je nach Stand des Indikators – lassen sich außerdem Investitionsgrade bestimmen. So lässt sich dieser Indikator wie eine Verkehrsampel nutzen und man weiß, wann man Gas geben kann und wann man auf die Bremse treten sollte.
Demnach haben wir zurzeit eine durchaus ansprechende technische Verfassung und solange der Indikator im oberen Terrain bleibt, scheint keine Gefahr im Verzug. Was wir also in den vergangenen Wochen gesehen haben war und ist nach der Interpretation der hier dargestellten Indikatorenmodelle eine normale Konsolidierung im Rahmen eines immer noch intakten Aufwärtstrends.
Fazit:
Die Märkte zeigen trotz der Nachrichtenlage eine hohe Widerstandskraft nach unten. Das internationale Aktienklima hat sich in den letzten vier Wochen wieder erholt. Die alles entscheidende Frage ist, ob wir in den nächsten Wochen mit neuerlichen Kursstörungen rechnen müssen, wenn das Thema „Griechenland“ nicht zur Ruhe kommen sollte oder vielleicht sogar noch andere Länder (Spanien?) in den Focus der Schulden-Diskussion rücken sollten. Eine derartige Zuspitzung ist nicht auszuschließen. Wer also unbedingt investieren möchte, kann dies aufgrund der technischen Verfassung tun, sollte die Absicherung dieser Positionen keinesfalls aus dem Auge verlieren.
Mehr Informationen zur Strategie von Ralf Goerke finden Sie unter: Momentuminvestor.de
Quelle: ntv.de