Griechenland-Anleihen Kein sicherer Hafen
12.04.2010, 11:55 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Zinssparer bekommen beim Blick auf griechische Staatanleihen leuchtende Augen. Schließlich versprachen die Kurse zuletzt über sieben Prozent Rendite pro Jahr. Für deutsche Staatspapiere gibt es vier Prozentpunkte weniger. Da wird mancher Privatanleger schwach. Erst recht nach dem EU-Rettungsplan. Das Kalkül: Die Hilfe der EU-Länder für Griechenland lässt einen Staatsbankrott deutlich unwahrscheinlicher werden. Die "Ouzo"-Anleihen dürften bedient und die satten Zinsen relativ sicher eingestrichen werden – aber ist das wirklich so?
Der Anleihemarkt sendet zumindest positive Signale: Die Risikoaufschläge für Schuldtitel des hochverschuldeten Landes wurden am Montag weiter gedrückt. Die Rendite von zehnjährigen griechischen Anleihen lag "nur" noch bei rund 6,5 Prozent - deutlich unter dem Rekordniveau von rund 7,4 Prozent in der Vorwoche. Auch für die Experten der Société Générale ist das Hilfspaket eine gute Nachricht: "Es eröffnet Griechenland Zeit, um Kreditwürdigkeit zurückzugewinnen und sollte ein Zeichen von Vertrauen in den griechischen Anleihen- und Aktienmarkt bringen."
Nur für starke Nerven
Also auch für Privatanleger der richtige Zeitpunkt noch schnell zuzugreifen? Burkhard Wagner von Partners Vermögensmanagement rät lediglich spekulativ orientierten Schnäppchenjägern zum Einstieg. Die Anleger sollten zudem auf kurze Restlaufzeiten von 2-3 Jahren achten und nur mit kleineren Depotanteilen einstiegen. "Langfristig sind trotz aller Hilfspakete Ausfälle nicht auszuschließen, spätestens dann, wenn weitere Euro-Mitglieder ähnlichen Finanzbedarf haben.", befürchtet Wagner.
Noch kritischer schätzt Volker Schilling von der Greiff AG die Lage ein: "Privatanleger haben in dieser Form der Anlage nichts verloren. Anleger sollten nach Lehmann & Co den Zusammenhang zwischen hohen Zinsen und höheren Risiken inzwischen begriffen haben. Nach dem aktuellen Stand der Dinge sind die griechischen Staatsfinanzen nicht geklärt. Heftige Kursschwankungen bei den Anleihen sind daher vorprogrammiert."
Griechische Staatsanleihen sind also kein Schnäppchen. Denn wer die Papiere länger halten wolle, müsse bedenken, wie sich Griechenland aus der Schuldenmisere befreien könne. Denn langfristig, so Wagner, bleibe die Finanzkonsolidierung Griechenlands unabdingbar.
Auch andere Anlageexperten warnten vor übertriebenem Optimismus: "Kurzfristig werden die Bemühungen Griechenland helfen. Der Euro, griechische Anleihen und Aktien werden kräftig anziehen, da Leerverkäufer ihre Positionen schließen werden. Wir gehen aber davon aus, dass die Erleichterung nur kurzlebig sein wird", sagte Heino Ruland von Ruland Research.
Steiniger Rettungsweg
Die Zurückhaltung vieler Experten muss nicht verwundern. Denn Griechenland ist durch diese Hilfspakete keineswegs aus dem Schneider. Auf den ersten Blick steht dem Land zwar mehr Geld zur Verfügung, als es in diesem Jahr noch braucht. Doch den Betrag, den das Land in den kommenden drei Jahren benötigt, deckt das Hilfspaket nach inoffiziellen Schätzungen des griechischen Finanzministeriums nicht ab. Griechenland gewinnt lediglich Spielraum für Reformen, die - so die Hoffnung - dazu führen, dass bis zum Ende der verabredeten drei Jahre das Haushaltsdefizit wieder unter drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts sinkt und auf diesem Weg das Vertrauen der Kapitalmärkte zurück gewonnen wird.
Doch das dürfte zur Herkules-Aufgabe werden: "Der Versuch das Haushalts-und Leistungsbilanzdefizit durch rigide Sparmaßnahmen und massive Steuererhöhungen zu verringern und gleichzeitig noch für Wirtschaftswachstum zu sorgen, um die Schuldenlast abzutragen ist eine Quadratur des Kreises. Eine Aufgabe an der bereits griechische Philosophen gescheitert sind. Konsequenz: Es droht ein Austritt aus dem Euroraum oder Griechenland erklärt seine Zahlungsunfähigkeit. Beides würde bei den griechischen Schuldnern (Anleihebesitzern!) zu heftigen Verlusten führen.", warnt Volker Schilling.
Das Szenario eines späteren Zahlungsausfalls Griechenlands ist also keinesfalls gebannt. Kommt es trotz aller Bemühungen zum Worst Case, müssten Anleihenbesitzer mit heftigen Einschnitten rechnen. So könnten etwa Zinszahlungen ausgesetzt werden. Auch eine drastische Kürzung der Rückzahlung des investierten Geldes, ja sogar ein Totalverlust könnte dann drohen.
Quelle: ntv.de