Friedrich Huber Mehr Rendite, mehr Sicherheit: Norwegische Anleihen
04.06.2010, 09:00 UhrNorwegen ist zwar Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR), aber kein EU-Mitgliedsland und hat sich die Norwegische Krone als eigene Währung erhalten, was Anleger nutzen sollten, meint Vermögensverwalter Friedrich Huber.

Unter den Anlegern rumort es: Viele ziehen eine Zwischenbilanz und fragen sich, was die Einführung des Euro bis heute gebracht hat. Aus unserer Sicht wurden in den 90er-Jahren von den Konstrukteuren des Euro einige konzeptionelle Fehler begangen oder – besser gesagt – ein paar wesentliche Dinge übersehen. So wurde mit der Einführung einer gemeinsamen Währung das Pferd von hinten aufgezäumt. Klüger wäre es gewesen, zuerst ein für alle Euro-Länder bindendes Rechtssystem einzuführen und danach die Steuern zu harmonisieren. Erst nach diesen Schritten hätte eine gemeinsame Währung auf dem Programm stehen sollen.
Fest steht: Länder wie Griechenland hätten es unter diesen Vorgaben niemals in die europäische Währungsunion geschafft. Rettungsaktionen wie jüngst wären uns damit erspart geblieben. Doch es kam anders – was uns zu der Frage bringt, was passiert, wenn Länder wie Spanien in Schieflage geraten. Denn das Land auf der iberischen Halbinsel hat einen wesentlich größeren Anteil an der Wirtschaftleistung des Euroraums als Griechenland, das drei Prozent des Bruttosozialprodukts aller Euroländer repräsentiert.
Fakt ist auch: Etliche Länder, die der Europäischen Währungsunion am 1. Januar 1999 nicht beigetreten sind, stehen heute besser da als die 19 Mitgliedsländer (inklusive Vatikan) und haben weniger Probleme als diese. Dazu gehört auch Norwegen. Das Land ist zwar Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR), aber kein EU-Mitgliedsland und hat sich die Norwegische Krone (NOK) als eigene Währung erhalten. Wir glauben, dass Anleger, die auf der Suche nach Stabilität sind, durchaus einen Blick auf Norwegen werfen sollten.
Norwegen besticht mit stabiler Geldpolitik
Norwegen zeichnet sich durch eine besonders stabile Geldpolitik aus; seit 1999 hat die norwegische Zentralbank nicht am Devisenmarkt interveniert. Aktuell liegt die Inflationsrate bei 0,47 Prozent. Die Sparrate Norwegens beträgt 33,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Staatsschulden belaufen sich aktuell auf 19,88 Prozent, die Staatsausgaben auf 22 Prozent jeweils des BIP. Nach einer OECD-Studie zählt Norwegen zur drittreichsten Volkswirtschaft, gemessen am realen BIP.
Freilich, das Geheimnis dieses Erfolgs ist das Erdöl. Norwegen hat auf Grund seiner reichen Ölvorkommen einen starken Puffer, der in weltwirtschaftlichen Schwächephasen vieles auffängt. Wie groß der Einfluss des schwarzen Goldes ist, zeigt ein Blick in die Bilanz des staatlichen Pensionsfonds, in den ein Großteil der Einnahmen aus dem Ölgeschäft fließt. Allein im Jahr 2009 machte dieser 613 Milliarden Kronen Gewinn, was rund 78 Milliarden Euro entspricht.
Finanzkrise könnte NOK unter Druck bringen
Nicht zuletzt wegen der geringen Verschuldung erhält der Staat Norwegen von allen Ratingagenturen die Bestnote „AAA“; zudem gibt es bei norwegischen Staatsanleihen einen Renditevorteil im Vergleich zu deutschen Bundesanleihen. Anleger sollten aber auch wissen, dass die Entwicklung der NOK keine Einbahnstraße ist, wie das zwischenzeitliche Durchsacken der Krone in der Krise 2008 deutlich vor Augen führt. Eine erneute Finanzkrise wie auch ein Abrutschen des Ölpreises unter die 50 Dollar-Marke könnten Norwegens Wirtschaft empfindlich treffen.
Investoren sollten daher bei der Auswahl der NOK-Anleihe auf maximale Bonität des Emittenten achten, um neben dem Wechselkurs nicht noch einen weiteren Spekulationsfaktor aufzunehmen. Die aktuelle Situation beim Wechselkurs könnte dazu genutzt werden, um eine erste kleine Position (zwei bis drei Prozent des Portfolios) in NOK-Anleihen aufzubauen.
Der Autor Friedrich Huber ist geschäftsführender Gesellschafter der Huber Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.
Quelle: ntv.de