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Friedrich Huber Notenbanker im Abwertungsfieber

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Je klarer sich Inflation abzeichnet, desto mehr dürfte das Vertrauen der Anleger in Anleihen schwinden, meint Friedrich Huber. Mittelfristig werden somit voraussichtlich Sachwerte wie Qualitätsaktien und Edelmetalle zu den besten Anlagen gehören.

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Die Finanzwelt ist aktuell voller Widersprüche, die kaum auflösbar zu sein scheinen: Die Weltwirtschaft beginnt zu lahmen – das wirkt deflationär. Die Industrieländer hingegen pumpen die Geldmengen auf, um die Wirtschaft anzukurbeln und ihre Schulden zu senken – das wirkt inflationär. Welche Kräfte werden kurz- und langfristig die Oberhand behalten? Die Antwort darauf ist entscheidend für die erfolgreiche Geldanlage.

Die Anzeichen einer weltweiten Wirtschaftsabschwächung mehren sich: Der US-Philadelphia-Fed-Index und das US-Konsumentenvertrauen sind dramatisch eingebrochen, der US-Immobilienmarkt befindet sich erneut auf Talfahrt. Die Hoffnung auf eine Abkoppelung Europas oder Asiens erwies sich als vergeblich, wie die stark rückläufigen Daten aus Europa zeigen. Sogar die als kraftstrotzend eingeschätzte deutsche Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal mit 0,1 Prozent nur minimal. Nicht zuletzt läuft China Gefahr, dass steigende Inflationsraten und eine zunehmend flachere Zinsstruktur den Handlungsspielraum des „Rettungsankers der Weltwirtschaft“ immer mehr einengen.

Will die Geldpolitik Inflation um jeden Preis?

Während dieser wirtschaftliche Rückgang deflationär wirkt, sind die geldpolitischen Eingriffe der Notenbanken inflationär. In der Tat sind die Staaten an einem negativen Realzins interessiert – vulgo: sie wollen die Sparer faktisch enteignen – in der Hoffnung, dass die Bevölkerung in diesem Umfeld mehr konsumiert und so die Wirtschaft ankurbelt. Zu diesem Zweck entwerten Länder wie die USA ihre Währungen über ein Aufblasen der Geldmenge. So können sie ihre Schulden mit wertloserem Geld zurückzahlen, statt hart für die Begleichung ihrer Auslandsschulden zu arbeiten.

Notenbanker lernen ihre Grenzen kennen

Allerdings gibt es auch Grenzen für die Notenbanker. Das zeigt die Machtlosigkeit der Notenbanken der Schweiz und Japans, die – auf lange Sicht betrachtet – wenig erfolgreich versuchten, die Aufwertung ihrer Währungen zu stoppen oder diese selbst zu entwerten. Auch die Zentralbanken Amerikas und Europas haben ihr Pulver weitgehend verschossen: Die Zinsen sind im Keller und sollen dort für mindestens zwei weitere Jahre bleiben, wie die US-Notenbank Fed wissen ließ. Die Finanzmärkte spekulieren nun darauf, dass Fed-Chef Ben Bernanke die Welt mit einem weiteren Geldpaket (QE3) beglückt. QE3 wird wohl nach dem nächsten heftigen Schwächeanfall der Aktienmärkte zum Einsatz kommen. Aufgrund der Rally bei US-Staatsanleihen – und dem damit verbundenen Kursrisiko – könnte das so geschaffene Geld direkt in den US-Aktienmarkt fließen.

Qualitätsaktien absichern statt Bonuszertifikate ins Depot

Auch wenn es derzeit nicht so aussieht: Je klarer sich Inflation abzeichnet, desto mehr dürfte das Vertrauen der Anleger in Anleihen schwinden und Kursverluste vor allem bei Papieren mit längeren Laufzeiten nach sich ziehen. Mittelfristig werden somit voraussichtlich Sachwerte wie Qualitätsaktien (keine Finanzwerte!) und Edelmetalle zu den besten Anlagen gehören. Derivate zur Absicherung können helfen, die Volatilität an den Aktienmärkten in Grenzen zu halten. Finanzkonstruktionen wie Bonuszertifikate indes sind weniger dazu geeignet – so wurden jüngst nahezu zwei Drittel aller Barrieren dieser Instrumente gebrochen und die Schutzfunktion, wegen derer die Papiere gekauft wurden, damit hinfällig.

Bei den Edelmetallen dürfte vor allem der Goldpreis von den niedrigen beziehungsweise negativen Realzinsen profitieren – sozusagen als Thermometer für das Abwertungsfieber der Notenbanker.

Der Autor Friedrich Huber ist geschäftsführender Gesellschafter der Huber Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung und Experte des Internetportals Vermögensprofis.de.

Quelle: ntv.de

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