Kolumnen

Gegen den Strich Das Öl des 21. Jahrhunderts

Das Nationale Cyber-Abwehrzentrum soll Hacker-Attacken in Deutschland bekämpfen.

Das Nationale Cyber-Abwehrzentrum soll Hacker-Attacken in Deutschland bekämpfen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nicht nur die Öl-Ressourcen dieser Welt sind umkämpft. Auch der Krieg um sensible Daten im Internet wird immer härter. Das Cyber-Abwehrzentrum für Deutschland, das diese Woche seine Arbeit aufnimmt, wird somit genug zu tun haben. In seiner geplanten Form aber kann es keinen Schutz bieten.

Diese Woche eröffnet der Bundesinnenminister das Nationale Cyberabwehrzentrum in Bonn. Aber schon jetzt ist klar: Weder in Struktur noch in Mannstärke ist das Zentrum geeignet Cyberattacken in Deutschland wirksam zu bekämpfen oder gar zu verhindern. Schon heute ist erkennbar, dass der Kampf via Internet mit aller Härte und Kraft geführt werden wird - seien es kriminelle Akteure, Terroristen oder Staaten. Das World Economic Forum bringt es auf den Punkt, wenn es schreibt "private data - the oil of the 21st century." Und ebenso wie um die Vorherrschaft über das Öl, wird es Kriege über den Zugriff auf die Sammlung wichtiger Daten geben. Schon heute ist die Bedrohung aus dem Cyberspace gewaltig.

Die Bedrohung aus dem Cyberspace ist gewaltig.

Die Bedrohung aus dem Cyberspace ist gewaltig.

Seit Herbst 2010 vergeht kaum eine Woche, in der nicht symbolträchtige Organisationen und kritische Infrastrukturen attackiert würden. Letzte Woche war der Internationale Währungsfonds (IWF) Opfer einer Cyberattacke, Ende März wurde Lockheed Martin, die Nummer eins unter den Ausrüstern des US-Militärs angegriffen. Einige Wochen zuvor drangen Hacker bei Sony ein und kopierten die persönlichen Daten von 77 Millionen Playstation-Kunden. Ebenso wurde auf rund 100.000 Handys Schadsoftware aufgespielt. Stuxnet, der Virus, der Teile der iranischen Urananlage zerstörte, ist schon wieder fast vergessen.

Konzentrierte Aktionen sind notwendig

Die Beispiele zeigen: technisch ist heute bereits alles möglich - vom Massenklau sensibler Daten bis zum gezielten Lahmlegen kritischer Infrastrukturen wie Energieversorgung oder Telekommunikation.

Die Beispiele beweisen zudem: ein staatliches Nationales Cyberabwehrzentrum, das noch nicht einmal Kompaniestärke hat, wird uns nicht schützen. Was es braucht ist eine konzertierte Aktion von Innenminister, Verteidigungsminister sowie den Chefs der wichtigsten Unternehmen mit kritischen Infrastrukturen wie Telekommunikation, Energie, Logistik, Gesundheitswesen. Das in diesen Tagen häufig zitierte Robert-Koch-Institut hat rund 900 Mitarbeiter, die bei Gesundheitsrisiken rasch aktiv werden können. Angesichts der offensichtlichen Risiken braucht Deutschland eine vergleichbare Truppe auch für den Cyberspace.

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Prof. Dr. Klaus Schweinsberg ist Gründer des Centrums für Strategie und Höhere Führung und Vorstand der INTES Stiftung für Familienunternehmen. Der Volkswirt und Publizist arbeitet als persönlicher Berater für große Unternehmen und Top-Manager.

Quelle: ntv.de

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