Inside Wall Street Fast-Food-Bosse unterstützen Mindestlohn
14.05.2014, 07:09 Uhr
Zu teuer für die Belegschaft? Fast-Food-Ketten lehnen höhere Mindestlöhne nicht mehr ab.
(Foto: REUTERS)
In den USA bröckelt die Front der Mindestlohn-Gegner. Ausgerechnet bei den Fast-Food-Ketten deutet sich eine Kehrtwende an. Sie bringen nun eine höhere Lohnuntergrenze ins Spiel - nicht ganz uneigennützig übrigens.
Ist es okay, dass junge Erwachsene bei McDonald's für mitunter sieben Dollar Stundenlohn Burger braten? Ist es wirklich den Kräften des Marktes überlassen, die angemessene Bezahlung für Mitarbeiter zu ermitteln? Oder muss ein Mindestlohn eingeführt werden, um zumindest hart arbeitende Leute vor der Armut zu retten? Kaum ein anderes Thema wird in Washington so kontrovers diskutiert wie der Mindestlohn. Und mittlerweile findet das Konzept auch in Corporate America Unterstützer.
Zahlreiche amerikanische Unternehmen - und damit sämtliche Republikaner im Kongress - haben sich immer deutlich gegen einen Mindestlohn ausgesprochen. Einige der größten Konzerne Amerikas, etwa Wal-Mart oder McDonald's, zahlen ihren Mitarbeitern seit eh und je Hungerlöhne. Wenn das Geld nicht zum Leben reicht, dann empfiehlt das Management schon einmal, beim Staat um Unterstützung zu bitten. Damit werden ausgerechnet einige der profitabelsten Unternehmen des Landes zu Schmarotzern, die ihre Gewinne auf dem Rücken der Steuerzahler einfahren.
McDonald's-Broschüre für billiges Leben
Wenn der Steuerzahler irgendwann auch nicht mehr hilft, dann hilft das Management zumindest mit gutem Rat: In einer Broschüre für die Mitarbeiter erklärte McDonald's einst, dass der Verkauf von Weihnachtsgeschenken auf Ebay schnelles Geld bringen könnte. Wer seine Mahlzeiten in kleinere Stücke zerteile und langsamer esse, würde weniger zu sich nehmen und sich dennoch "voll fühlen". Und ein Tipp für den Winter: Ein warmer Pullover hilft Heizkosten zu sparen.
In einer zweiten Broschüre wollte der Fastfood-Riese vorrechnen, wie einfach sich mit einem eingeschränkten Budget haushalten ließe. Man veranschlagte 2000 Dollar im Monat - dafür jedoch müsste man bei der Kette 68 Wochenstunden ableisten.
Eine Zeit lang versuchten die Republikaner die Debatte in der Hauptstadt zu drehen: Ein Job bei McDonald's sei ja keine Karriere für Erwachsene, sondern ein Nebenjob für Jugendliche - daher seien die geringen Löhne angemessen. Das Problem: In einem schwachen Arbeitsmarkt ist das Durchschnittsalter der Burgerbräter auf 27 Jahre gestiegen, ein Großteil der Mitarbeiter muss von dem Mini-Lohn eine Familie ernähren.
Mindestlohn könnte teure Fluktuation begrenzen
Ausgerechnet aus dem Fastfood-Sektor kommt zurzeit immer mehr Unterstützung für eine Anhebung des Mindestlohns, den Barack Obama gerne bei 10,10 Dollar sehen würde. Zuerst meldete sich John DeLuca zu Wort, der Chef der Sandwich-Kette Subway. Er glaube nicht, dass ein Mindestlohn dem Geschäft schaden würde, sagte er. Jetzt legt John Gainor von Dairy Queen nach: "Die Leute müssen ein angemessenes Gehalt bekommen", sagt er, und er nennt einen guten Grund, weshalb davon letztlich auch das Unternehmen profitieren dürfte: Die Fastfood-Branche leide unter einer hohen Fluktuation, Mitarbeiter blieben oft nur wenige Unternehmen. "Es kostet jedes Mal viel Zeit und Geld, neue Mitarbeiter anzulernen."
Hinzu kommt offensichtlich, dass ein Mindestlohn gerade für die Fastfood-Restaurants den Kundenkreis massiv erweitern dürfte. Umfragen zeigen, dass sich viele der Mitarbeiter bei den großen Ketten, das eigene Essen gar nicht leisten können. Falls bei DeLuca abgesehen von unternehmerischen Überlegungen auch noch ein Quäntchen Gutmenschentum mit im Spiel war, dann hat er sich das vielleicht bei seiner Chefin abgeschaut: Dairy Queen ist eine Tochter von Berkshire Hathaway, deren Chef Warren Buffet nicht nur einer der reichsten Menschen der Welt ist, sondern sich auch seit jeher für soziale Gerechtigkeit einsetzt.
Quelle: ntv.de