Inside Wall Street Polarkälte geht ins Geld
08.01.2014, 03:37 UhrWeite Teile der USA werden von einer Kältewelle erfasst. Für die größte Volkswirtschaft der Welt beginnt damit das Jahr 2014 nicht optimal. Konjunkturexperten sorgen sich um die ökonomischen und fiskalischen Folgen dieser extremen Wetterlage.
Es ist kalt in den USA, bitterkalt. Eine arktische Kälte welle hat die Temperaturen in weiten Landesteilen der Vereinigten Staaten auf minus 50 Grad Celsius gedrückt. Vor allem im Mittleren Westen ist es eisig. Die Großen Seen frieren zu, und Millionen von US-Amerikanern gehen nicht aus dem Haus - es gibt sogar Fahrverbote. Der meteorologisch sensationelle "Polar Vortex" hat teure Folgen für die US-Wirtschaft.
Für Experten ist klar: 2014 ist für die USA das Jahr, in dem sich die Wirtschaft endgültig von der zurückliegenden Wirtschaftskrise erholt. Schon seit Monaten stabilisiert sich die Lage am Arbeitsmarkt, die Verbraucherausgaben nehmen zu, die Daten aus der Industrie sind vielversprechend. Im Dezember hat die Notenbank begonnen, ihre Marktunterstützung langsam zurückzufahren. Das sogenannte "tapering" soll nun weitergehen, wenn die Konjunktur weiter wächst.
Doch 2014 fängt schlecht an. Auch wenn der allgemein positive Trend nicht gefährdet ist, sorgen sich Konjunkturexperten über die teuren Folgen der arktischen Kälte, von der rund 190 Millionen US-Amerikaner - mehr als die Hälfte der Bevölkerung - betroffen ist. Erstes Opfer: der Einzelhandel. Bei derartigen Minusgraden geht kaum jemand aus dem Haus, vor allem nicht für unnötige Shopping-Trips. Lebensmittel werden gekauft, aber der für viele US-Amerikaner obligatorische Ausflug in die Mall fällt aus. Experten wissen: Die Gelegenheitskäufe, die Kunden mittags im Einkaufszentrum machen, werden nicht einfach auf nächste Woche verlegt - sie entfallen gewöhnlich. Der Branche drohen zwei bis drei Prozent der Quartalsumsätze wegzubrechen, fürchten Experten.
Autohändler und Airlines leiden
Doch leiden nicht nur die klassischen Mall-Läden, etwa die Kosmetikketten und Klamotten-Discounter. Auch die Autohändler müssen wohl Umsatzeinbußen hinnehmen. Bei vielen laufen zurzeit noch die traditionellen Neujahrs-Angebote, die den einen oder anderen Kunden auch mal spontan anlocken sollen.
Warm anziehen müssen sich auch die ohnehin wettergeplagten Fluggesellschaften. Im noch jungen neuen Jahr stehen viele Flughäfen im Mittleren Westen seit Tagen still, Jet Blue und zahlreiche andere Airlines haben Tausende von Flügen abgesagt. Mit den Fluggästen fallen auch Hotelübernachtungen weg, die ganze Reisebranche verliert im großen Stil.
Doch nicht nur für die Industrie ist der arktische Kälteeinbruch teuer. Auch der Verbraucher muss draufzahlen, etwa bei den Heizkosten. Experten rechnen damit, dass die US-Amerikaner insgesamt einen zweistelligen Millionenbetrag mehr für ihr Öl zahlen, als ein normal temperierter Winter gekostet hätte. Weil die Verbraucher gerade erst langsam von der Stabilisierung am Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft im Allgemeinen profitieren, könnte die Zusatzbelastung einen spürbaren Rückschlag auslösen.
Quelle: ntv.de