Inside Wall Street Amerikaner müssen umschulen
06.03.2009, 16:32 UhrDer amerikanische Arbeitsmarkt ist am Boden. Im Februar hat die US-Konjunktur mehr als 650.000 Jobs abgebaut, in den letzten vier Monaten mehr als 2 Millionen. Seit Beginn der Krise vor einem Jahr sind 4,4 Millionen Stellen verloren gegangen - eine Trendwende ist nicht in Sicht und Experten raten arbeitslosen Amerikanern, so schnell wie möglich umzuschulen.
Denn viele der Millionen Industrie-Jobs dürfte es auf lange Sicht nicht mehr geben. Auch der Einzelhandel dürfte unter der anhaltenden Rezession langfristig leiden, Läden dürften geschlossen bleiben. Tourismus hat für Leute keine Priorität, solange sie ihr Haus nicht abzahlen können.
Insofern gibt es nur wenige Branchen, in denen auf absehbare Zeit mit einer Verbesserung gerechnet werden kann. Die Bereiche Erziehung und Bildung sowie Gesundheit sind recht stabil, und dank Präsident Obamas Initiative im Bereich der landesweiten Infrastruktur dürfte es auch am Bau - vor allem im Tiefbau - bald ein wenig aufwärts gehen. Natürlich werden in diesen Branchen nicht alle beschäftigt werden, die jüngst ihre Jobs verloren haben. Entsprechend hart ist der Kampf um alle verfügbaren Stellen.
John Challenger, der Arbeitsmarktexperte von Challenger, Gray & Christmas, rät Amerikanern, diese düsteren Wahrheiten so gut es geht zu ignorieren. "Wie hoch die Arbeitslosenquote ist, ist im Prinzip für die eigene Job-Suche nicht relevant", beruhigt er. Es seien durchaus Stellen frei - nur möglicherweise nicht in der Wunsch-Branche eines jeden Kandidaten. "Man muss sich in diesen harten Zeiten anpassen", weiß Challenger. Ein Branchenwechsel dürfe nicht abschrecken, ein Umzug in eine andere Stadt auch nicht.
Letzteres dürfte vor allem für Arbeitssuchende im Mittleren Westen gelten, wo gerade die gesamte amerikanische Automobil-Industrie zusammenbricht, was nicht nur General Motors, Ford und Chrysler betrifft, sondern auch die Arbeiter und Angestellten bei tausenden von Zulieferbetrieben und Autohäusern, Kfz-Versicherern und verwandten Branchen. Auch im Westen der USA, vor allem in Kalifornien, ist die Lage angespannt. Hier haben viele Hightech- und Internetbetriebe Jobs abgebaut, die sich allerdings schneller erholen dürften als etwa die Auto-Branche.
So düster es also in einigen Gegenden aussieht, so vielversprechend ist die Lage im Süden der USA. Ob in Florida oder Georgia, in den wärmeren Staaten ist die Nachfrage nach Arbeitskräften im Gesundheitsbereich hoch. Denn ungeachtet der Wirtschaftskrise ziehen nach wie vor Senioren aus dem ganzen Land in den Süden, wo das Klima freundlicher ist und wo die Lebenshaltungskosten oft unter dem nationalen Durchschnitt liegen.
Allein in bessere Gegenden zu ziehen, hilft wohlgemerkt nicht. Eine Umschulung auf entsprechende Branchen dürfte laut Challenger das wichtigste Mittel sein, Arbeitslose wieder in Jobs zu bringen. Experten raten dringend zur Flexibilität. Denn, so Challenger: "In den nächsten Monaten dürfte die Situation auf breiter Front eher schlechter als besser werden."
Quelle: ntv.de