Minuszeichen allerorten Asien-Anleger in Sorge
02.03.2009, 11:16 UhrAnhaltende Sorgen um die US-Wirtschaft haben den Börsen in Fernost zum Wochenanfang überwiegend deutliche Verluste beschert. In Tokio fiel der Nikkei-Index am Montag zeitweise um mehr als vier Prozent. Vor allem Finanztitel standen unter Druck, nachdem in den USA die einst weltgrößte Bank Citigroup teilverstaatlicht wurde und der schwer angeschlagene Versicherungsriese AIG Kreisen zufolge zum dritten Mal mit einer staatlichen Finanzspritze vor dem Aus bewahrt werden muss. Im Sog der taumelnden US-Wirtschaft verbilligten sich auch die Aktien von japanischen Export-Größen wie Toyota und Honda.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss in Tokio 3,8 Prozent im Minus bei 7280 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index verlor 2,9 Prozent auf 734 Punkte. Die Börse in Taiwan büßte ebenfalls 2,9 Prozent ein, der Aktienmarkt in Südkorea fiel sogar um mehr als vier Prozent. Die Börsen in Hongkong und Singapur gaben ebenfalls deutlich nach. Der Aktienmarkt in Shanghai legte dagegen knapp 0,5 Prozent zu.
"Anleger machen sich große Sorgen um die US-Finanzbranche", sagte Terushi Hirotama von Ichiyoshi Securities. Sie fragten sich, ob die Regierung in Washington genügend Geld zur Rettung aller in Schwierigkeit geratenen Institutionen habe. "Das schadet dem Aktienmarkt auch hier."
Die Aktien der japanischen Großbank Mitsubishi UFJ Financial Group gab 6,8 Prozent nach, Konkurrent Sumitomo Mitsui büßte 5,5 Prozent ein, und die Aktien der Mizuho Financial Group verbilligten sich um 4,8 Prozent.
Auch die offenbar geplante Kapitalerhöhung von Europas größter Bank HSBC von rund 14 Mrd. Euro stand im Blick der Anleger, die weiter um das Wohl des internationalen Finanzsystems fürchten. Das britische Geldhaus wollte Kreisen zufolge am Montag die Ausgabe neuer Aktien bekanntgeben.
Die Asien-Börsen folgten den schlechten Vorgaben aus New York, wo der Dow-Jones-Index der Standardwerte am Freitag mit einem Abschlag von 1,66 Prozent bei 7062 Punkten aus dem Handel gegangen war. Das war der niedrigste Schlusskurs seit Mai 1997. Der breiter gefasste S&P-500-Index fiel 2,36 Prozent auf 735 Zähler, dem niedrigsten Stand seit Dezember 1996. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank 0,98 Prozent auf 1377 Punkte.
"An der Wall Street hat man sich Sorgen gemacht, wer nach der Citigroup als Nächster gerettet werden muss", sagte auch Händler Masayoshi Okamoto. "Und diese Sorgen belastet nun auch die Börse in Tokio." Unter der schlechten Lage leide auch besonders die exportabhängige Industrie Japans.
So verbilligten sich die Papiere des weltgrößten Autoherstellers Toyota um rund 3,5 Prozent. Rivale Honda Motor musste einen Kursverlust von etwa 3,1 Prozent hinnehmen, während Aktien des Kamera- und Büromaschinen-Herstellers Canon sogar 4,9 Prozent an Wert einbüßten. Den Exporteuren machte auch der stärkere Yen zu schaffen, der als eine von wenigen Währungen auch gegenüber dem Dollar zulegte. Ein Dollar war 97,48 Yen wert.
Mit heißer Nadel
Einem Zeitungsbericht zufolge erwägt Japans Regierung, den heimischen Banken Unternehmensanleihen und in Aktien umtauschbare Obligationen abzukaufen. Das Kaufprogramm der Regierung könne ein Volumen von bis zu 10 Billionen Yen haben, berichtet die Zeitung "Mainichi" in ihrer Montagausgabe. Denkbar sei demnach auch, dass die Regierung die Anleihen und Obligationen direkt von den Unternehmen kauft und nicht am Sekundärmarkt.
Die Bank of Japan (BoJ) hatte im Februar erklärt, sie werde Firmenanleihen im Wert von bis zu einer Billion Yen erwerben, die von den heimischen Banken gehalten werden. Beobachter hatten den Umfang allerdings als zu niedrig kritisiert und weitere Schritte zur Verbesserung der Finanzierungssituation von Unternehmen gefordert.
Verluste in China
Der Fall des Dow Jones auf den tiefsten Stand seit knapp zwölf Jahren belastete die Kurse in Hongkong. Als weiteren negativen Faktor nannten Börsianer Spekulationen vor einer Kapitalerhöhung des Schwergewichts HSBC, die sich im Verlauf des Tages bewahrheiteten. Der Hang Seng verlor 3,9 Prozent auf 12.317.46 Punkte, womit er nur unwesentlich über seinem Tagestief aus dem Handel ging.
Analysten äußerten sich für die kurzfristigen Aussichten des Marktes skeptisch. Die Sorgen über den Zustand der weltweiten Konjunktur dürften die Kurse weiter belasten, hieß es. Ein Test der 11.000er Marke sei aus technischer Sicht zu befürchten.
Die HSBC-Aktie war am Berichtstag in Hongkong im Vorfeld der Bekanntgabe der Kapitalerhöhung ausgesetzt und zeigte sich zum Start des Handels in Europa nach Börsenschluss in Hongkong mit Abgaben von rund 10 Prozent. "Die massive Kapitalerhöhung verstärkt das Gefühl, dass die Kreditkrise immer näher kommt, und das drückt auf die Stimmung", so ein Experte von Phillip Capital Management.
China Mobile verloren 3,9 Prozent. Ölwerte litten unter Sorgen über eine schwache Nachfrage angesichts der weltweiten Rezession. PetroChina rutschten um 5,8 Prozent ab und Cnooc um 6,6 Prozent.
Quelle: ntv.de