"Überhitzte Märkte" Asien-Börsen mit Verlusten
13.01.2010, 10:05 UhrNach Chinas Straffung der Geldpolitik haben die Börsen in Asien zum Teil kräftige Verluste erlitten. Zudem drückten Gewinnmitnahmen Nikkei, Topix und Co.
Grund war die Anhebung der Mindestreserve-Anforderungen für Banken in China. Sie heizte Befürchtungen an, der Schritt könnte den Import- und Rohstoffhunger des Landes abschwächen. Zudem lastete der schwache Auftakt der Berichtssaison in den USA auf den Märkten. In Tokio setzten zudem Gewinnmitnahmen und ein stärkerer Yen die Kurse unter Druck.
Der Nikkei-Index der 225 führenden Werte verlor in der japanischen Hauptstadt 1,3 Prozent auf 10.735 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index büßte 1,1 Prozent auf 944 Zähler ein. Der Markt in Shanghai rutschte gar knapp drei Prozent ab. Auch Hongkong, Taiwan, Singapur und Südkorea verzeichneten Abschläge.
Rally vorerst beendet
"Der japanische Aktienmarkt hat sich seit der Rally im Dezember überhitzt", sagte der Aktienstratege Tsuyoshi Segawa von Mizuho Securities. Hinzu komme die Entscheidung der chinesischen Zentralbank. Der Schritt werde die Konjunkturerholung des Landes wahrscheinlich nicht behindern, aber er veranlasste viele Investoren dazu, riskantere Positionen zu schließen.
Davon betroffen waren aus Sorge um eine geringere Nachfrage aus China vor allem Aktien von Unternehmen aus der Rohstoffbranche und von Baumaschinen-Herstellern, die stark in dem Land vertreten sind. So verloren die Titel des Nickel-Produzenten Pacific Metals 4,7 Prozent, die der Zink-Hütte Toho Zinc 3,8 Prozent. Sie reagierten damit auch auf enttäuschende Quartalszahlen des US-Konkurrenten Alcoa. Die Anteilscheine des Baumaschinenkonzerns Komatsu verbilligten sich um 2,9 Prozent.
Starker Yen drück Toyota
Exportwerte wie Toyota gaben wegen des stärkeren Yen nach. Der Dollar verlor am Dienstag gegenüber der japanischen Währung mehr als ein Prozent. Am Mittwoch tendierte er bei knapp mehr als 91,00 Yen nach 90,95 Yen in New York. Toyota-Titel gaben 1,5 Prozent nach.
Zu den Verlieren gehörten erneut die Aktien der finanziell angeschlagenen Luftfahrtgesellschaft Japan Airlines. Sie verloren angesichts der zunehmenden Spekulationen über eine Insolvenz 81 Prozent. Analysten zufolge hatte dies so gut wie keine Auswirkungen auf den Gesamtmarkt.
Verluste in Seoul
Die Börse in Seoul schloss im Gleichklang mit der gesamten asiatischen Region sehr schwach. Der Kospi fiel bei eher geringen Umsätzen um 1,6 Prozent auf ein Drei-Wochen-Tief von 1671 Punkten. Die nächste Unterstützung wird jetzt beim Zwei-Wochen-Tief um 1660 Zählern gesehen. Verkauft wurden vor allem Aktien der Stahlhersteller, Schiffbauer und Handelshäuser, was Beobachter in erster Linie mit der Sorge begründeten, dass China nach der gestrigen Anhebung der Mindestreserveanforderungen schon bald die Leitzinsen anheben könnte, um die hohe Liquidität in den Griff zu bekommen.
"Der Markt reagiert negativ auf die jüngsten Meldungen aus China, und die Anzeichen sprechen für eine weitere geldpolitische Straffung, was die Stimmung noch eine Weile belasten dürfte", sagte ein Analyst von KTB Securities. Unter den Einzeltiteln fielen Posco um 4,5 Prozent, Hyundai Heavy Industries um 5,6 Prozent und Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering um 3,5 Prozent. Diese Aktien hätten den Markt zuletzt aber auch outperformt, sagte ein Händler. Unter den Aktien der Handelshäuser sanken Daewoo Securities um 5,1 Prozent und Samsung Securities um 3,6 Prozent.
Einige Standardtitel hielten sich besser als Gesamtmarkt: Hynix Semiconductor etwas schlossen unverändert, und Kia Motors gewannen 0,3 Prozent.
Chinas Börsen im Minus
Mit kräftigen Abschlägen schlossen die Börsen in China. Wichtigster Belastungsfaktor seien die am Vortag von der chinesischen Nationalbank bekannt gegebenen, um 50 Basispunkte erhöhten Mindestreserveanforderungen an die Banken gewesen, sagten Händler. Der Shanghai-Composite sank bei recht hohen Umsätzen um 3,1 Prozent. In Hongkong fiel der HSI um 3,7 Prozent auf 21.749 Zähler.
Die Anlegerstimmung sei durch diesen früher als erwartet erfolgten Schritt der Zentralbank belastet worden und für die Zukunft dürften die Investoren vorsichtig sein, weil die geldpolitischen Zügel wohl weiter angezogen werden, kommentierte ein Analyst von Citic Securities. "Es zeigt, dass Peking zunehmend über die Inflation besorgt ist, die Bankenkredite werden jetzt zurückgehen", sagte ein weiterer Analyst. Für die restliche Woche wird im Markt mit einem Test der psychologisch wichtigen Unterstützungsmarke von 3100 Punkten gerechnet.
Unter den Bankentiteln fielen in Shanghai die Papiere der Industrial & Commercial Bank of China (ICBC) um 4,7 Prozent, die Aktien der Bank of China um 4,2 Prozent. Der Sektor Nichteisen-Metalle litt unter der Erwartung, dass hier spekulative Investments mit der geldpolitischen Straffung zurückgehen werden. Jiangxi Copper verloren 5,6 Prozent und Yunnan Aluminum 8,4 Prozent. Im Immobiliensektor sanken die Aktienkurse in Erwartung weiterer Regulierungen: China Vanke büßten 2,4 Prozent ein und Poly Real Estate 4,1 Prozent.
Der gesunkene Ölpreis belastete den entsprechenden Sektor: CNOOC verloren 5 Prozent und Petrochina 3,7 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts/DJ