Tokio rettet sich ins Plus Asien auf Richtungssuche
04.06.2010, 11:01 UhrDie Börsen in Fernost zeigen sich unentschlossen. Vor allem erneut wachsende Sorgen über Finanzierungsprobleme von europäischen Staaten belasteten den Markt.
Der japanische Aktienmarkt hat nach der Ernennung Naoto Kans zum neuen Ministerpräsidenten des Landes knapp behauptet geschlossen. An den Finanzmärkten war diese Personalie favorisiert worden. Durch Kan gebe es die Chance, die Schuldenbekämpfung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft voranzubringen, hieß es. Kursrückgänge in China hätten dann Gewinnmitnahmen ausgelöst. Der Nikkei-225-Index sank um 0,1 Prozent auf 9901 Punkte. Am Vortag hatte der Leitindex noch den größten Tagesgewinn seit einem halben Jahr verbucht. Der breiter gefasste Topix verlor knapp 0,1 Prozent auf 615 Punkte.
Der Stratege Seiki Orimi von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley sagte, ungeachtet dessen, wer neuer Ministerpräsident ist, seien die unmittelbaren Sorgen am Markt weiterhin die US-Arbeitsmarktdaten, die Aussichten für den chinesischen Immobilienmarkt und die Staatsverschuldungsprobleme in Europa. Nach der Wahl Kans zum Vorsitzenden der Demokratischen Partei, die der Ernennung zum Ministerpräsidenten voraus ging, hatte der Nikkei-225 im Handelsverlauf zunächst etwas zugelegt.
Orimi zufolge hat der Index bei einer technischen Betrachtung in der nächsten Zeit Potenzial nach oben. Die Bildung des neuen Kabinetts werde den Markt aber möglicherweise nicht stützen solange der Ministerpräsident nicht "unternehmensfeindliche Aussagen" aus dem Manifest der Demokratischen Partei entferne und langfristige Maßnahem für nachhaltiges Wachstum präsentiere. Kann sei besser als der frühere Ministerpräsident, betonte Koichi Ogawa von Daiwa SB Investments. Die fehlenden Ausschläge an den Börsen begründete er mit der abwartenden Haltung vieler Händler vor den Arbeitsmarktzahlen in den USA und "den vielen globalen Dingen, über die man sich Sorgen machen müsse".
In Japan standen vor allem Technologiewerte auf der Kaufliste. Sie profitierten von der Hoffnung auf positivere Aussichten für die US-Wirtschaft. So stiegen die Aktien des Kamera-Herstellers Canon um knapp 0,4 Prozent. Die Papiere des Autokonzerns Fuji Heavy Industries legten 7,0 Prozent zu. Der Hersteller des Subaru-Autos rechnet mit einem deutlichen Gewinnsprung in den USA.
Für Aktien mit Ölbezug ging es mit dem Ölpreis etwas aufwärts. Inpex steigen um 1,1 Prozent. Metallwerte gaben dagegen mit den Metallpreisen nach. Nippon Steel sanken um 0,6 Prozent. Mitsubishi Heavy Industries verteuerten sich um 0,9 Prozent, nachdem das Unternehmen für 2014 einen Anstieg der jährlichen Auftragseingänge im Bereich Umwelt und Energie auf einen Wert von 3 Bill. Yen in Aussicht gestellt hatte, ein Plus von 70 Prozent im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren.
Seoul leicht im Plus
Der südkoreanische Aktienmarkt schloss gut behauptet, nachdem er im Verlauf zwischen dem positiven und dem negativen Bereich geschwankt hatte. Der Kospi stieg um 0,1 Prozent auf 1664 Punkte. Die Marktteilnehmer hätten auf den im späteren Tagesverlauf anstehenden US-Arbeitsmarktbericht gewartet, hieß es. Analyst Bae Sung-young von Hyundai Securities sagte, der Markt benötige neue Impulse, um weiter zu steigen, und die US-Arbeitsmarktdaten seien bedeutend für die künftige Richtung.
Analyst Min Sang-il von ETrade Securities ergänzte, die jüngste kräftige Erholung in kurzer Zeit habe den Index an technische Widerstände bei den gleitenden 60- und 120-Tages-Durchschnitten bei 1660 und 1680 Punkte herangeführt. Daher fühlten Anleger sich nun unwohl bezüglich der Geschwindigkeit der Kursanstiege.
Automobilwerte legten zu: Kia Motors haussierten um 5,7 Prozent, einen neuen Höchstkurs. Autoanalyst Nam Kyung-moon von KTB Securities erklärte dies mit den Neuwagenverkäufen, darunter bei dem Modell "K5", und der Erwartung steigender Unternehmensgewinne. Ssangyong Motor legten um 1,9 Prozent zu nachdem sechs Übernahmeinteressenten ausgewählt wurden, um die Bücher des finanzschwachen Automobilherstellers zu prüfen. Hyundai Motor stiegen um 1,5 Prozent.
Technologieaktien folgten den US-Vorgaben aufwärts, was mit der Erwartung erklärt wurde, dass die zunehmende Beliebtheit von Smartphones die Nachfrage nach Chips und Displays gesund halten wird. Samsung Electronics verteuerten sich um 2,1 Prozent und LG Display um 2,4 Prozent. Hynix Semiconductor verteuerten sich um 6 Prozent, was Analyst Lee Sun-tae von Meritz Securities mit Anzeichen einer Stabilisierung der Speicherchippreise nach deren jüngstem kräftigem Fall erklärte.
Bankenaktien kamen dagegen etwas von den deutlichen Aufschlägen des Vortages zurück. KB Financial sanken um 1,9 Prozent und Woori Finance um 3,8 Prozent. Auch für die Aktien von Stahlkochern ging es abwärts, was Analysten damit erklärten, dass es keine Anzeichen gebe, dass die Stahlpreise demnächst anziehen. Posco fielen um 4,1 Prozent und Hyundai Steel um 3,7 Prozent.
China wartet auf Börsengang
Der chinesische Aktienmarkt schloss kaum verändert. Das wegen des anstehenden Börsengangs der Agricultural Bank erwartete Aktienangebot habe belastet und die positive Wirkung von
Hoffnungen auf einen Verzicht der Staatsführung auf weitere Konjunkturstraffungsmaßnahmen ausgeglichen, hieß es. Der Shanghai-Composite-Index schloss nahezu unverändert bei 2554 Zählern, der technologieorientierte Shenzhen-Composite legte um 1 Prozent auf 1035 Punkte zu. In Hongkong sank der Hang-Seng-Index dagegen leicht auf 19.780 Zähler.
Analysten prognostizierten, dass der chinesische Aktienmarkt in der kommenden Woche konsolidieren dürfte bevor am Freitag die Konjunkturdaten für Mai veröffentlicht werden, darunter die Inflationsrate. Analyst Chen Jinren von Huatai Securities sagte, der Börsengang der Agricultural Bank werde zu einem erheblichen Mittelabzug führen. In der zweiten Handelshälfte erholte sich der Shanghai-Composite aber, was Analysten mit nachlassenden Ängsten vor geldpolitischen Straffungsmaßnahmen in der nächsten Zeit erklärten. Sie verwiesen auf einen Bericht in "Century Weekly" dem zufolge sich die Neukreditvergabe im vergangenen Monat abgeschwächt hat.
Für die Aktien von Großbanken ging es abwärts. Bank of China sanken um 1,6 Prozent und China Construction Bank um 0,6 Prozent. Die Papiere von Softwareentwicklern legten dagegen zu nachdem "Shanghai Securities News" berichtet hatte, dass das Industrieministerium einem Plan zur Unterstützung der Branche zugestimmt hat. Join-Cheer Software und Inspur Software stiegen um die maximal zulässigen 10 Prozent.
Quelle: ntv.de