Europa belastet Asien uneinheitlich
12.05.2010, 11:13 UhrNeben Quartalsberichten sorgen an den asiatischen Börsen auch die Schuldenprobleme in Europa für Gesprächsstoff. Außerdem steht die Zinspolitik der Notenbanken im Blick der Anleger.
Zweifel an den Sparmaßnahmen hoch verschuldeter Eurozonen-Mitglieder haben die Stimmung an den asiatischen Aktienmärkten getrübt. In Japan ging der 225 Werte umfassende Nikkei-Index bei einem Stand von 10.394 Punkten und damit 0,1 Prozent schwächer aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix-Index schloss kaum verändert bei 932 Zählern. "Seit Monatsbeginn verkaufen Ausländer japanische Aktien", sagte Hideyuki Ushiguro von Okasan Securities. Dies habe mit den japanischen Feiertagen und den negativen Vorgaben anderer Märkte zu tun, aber auch mit der Zuspitzung der Griechenland-Krise. "Viele dieser Mittel werden nicht in andere asiatische Märkte fließen, sondern eher in US-Anleihen oder Gold."
Gegen den Trend legten Aktien des Autobauers Toyota zu, die sich um 2,7 Prozent verteuerten. Der Auto-Weltmarktführer hatte am Dienstag für das abgelaufene Quartal einen operativen Gewinn von umgerechnet rund 800 Mio. Euro ausgewiesen und damit die Erwartungen von Analysten übertroffen, die mit einem Verlust gerechnet hatten. Anleger kauften die Aktie aber wegen der potenziellen Gewinnsteigerungen, meinte ein Analyst. "Es ist normal, dass das Unternehmen für das laufende Jahr vorsichtig ist. Bewundernswert ist eher, was Toyota im abgelaufenen Jahr erreicht hat", fügte er hinzu.
Berichtssaison sorgt für Impulse
"Die Ergebnisse für das abgelaufene Geschäftsjahr waren gut, aber die Ausblicke tendieren dazu, eher schwach zu sein", fasste ein Händler die zahlreichen Quartalsberichte zusammen. Die Unternehmen wollten über Kostensenkungen profitabel werden, nicht über steigende Umsätze, so dass es nur wenig Gründe gebe, den Markt höher zu treiben, ergänzte er. Zudem habe der - vor allem zum Euro - starke Yen belastet.
Olympus wurden nach Geschäftszahlen stark gehandelt und verloren 7,7 Prozent. Das Unternehmen habe mit seinem Ausblick enttäuscht und sei nach Buchwert und Kurs-Gewinn-Verhältnis recht hoch bewertet, betonte ein Händler. Zudem hatte J.P.Morgan die Aktie auf "Underweight" abgestuft.
Bankentitel schlossen zumeist im Minus. Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG) gaben um 2,4 Prozent nach. Händler verwiesen auf einen Bericht des "Wall Street Journal", wonach US-Staatsanwälte bei Morgan Stanley wegen der Fehlinformation von Anlegern ermittelten. MUFG hat einen großen Anteil an dem US-Broker und unterhält mit ihm eine Reihe von Joint Ventures. Mizuho Financial Group fielen nach den hohen Vortagesverlusten um weitere 1,2 Prozent – auf den Aktien lasten weiterhin Spekulationen um eine große Kapitalerhöhung.
NTT Data haussierten mit dem Vierfachen des normalen Umsatzes um 10,5 Prozent. Sowohl der für das abgelaufene Geschäftsjahr ausgewiesene als auch der für das aktuelle Jahr prognostizierte operative Gewinn haben nach Ansicht von Morgan Stanley über dem Konsens gelegen - auch wenn dies keine Überraschung gewesen sei.
Verluste in Südkorea
Die Börse in Seoul schloss leichter. Belastet hätte neben Sorgen um steigende Zinsen in China und Südkorea die Schuldenproblematik in Südeuropa, hieß es zur Begründung. Der Kospi-Index sank um 0,4 Prozent auf 1663 Punkte, nachdem er im frühen Geschäft ein Hoch bei 1692 Punkten erreicht hatte.
Die koreanische Zentralbank hatte in ihrem jüngsten Kommentar zur Zinspolitik die Aussage "auf absehbare Zeit" in Bezug auf die Niedrigzinspolitik weggelassen. Deshalb dürften Anleger vorsichtig bleiben, bis sich klarere Hinweise auf den nächsten Zinsschritt offenbarten, kommentierte ein Händler. Zunächst seien die Auswirkungen aber eher gering, weil die Anleger eine solche Aussage angesichts zuletzt guter einheimischer Konjunkturdaten antizipiert hätten. Zudem sei die Zinspolitik in China, dem größten Exportland für Südkorea, bedeutsamer.
Das Börsendebüt von Samsung Life Insurance, dem nach Marktanteil größten Lebensversicherer in Südkorea, verlief trotz des negativen Marktumfeldes recht positiv. Die Aktie schloss bei 114.000 Won und damit 3,6 Prozent über dem Zeichnungspreis von 110.000 Won.
Hynix Semiconductor verbilligten sich um 3,4 Prozent, nachdem der Halbleiterkonzern eine fünfjährige Wandelanleihe über 500 Mio. Dollar emittiert hatte. "Einige Leute missverstehen immer noch, dass diese Emission einen Überhang an Hynix-Aktie generiere", kommentierte ein Analyst von Meritz Securities. Der Hauptzweck sei aber die Refinanzierung von bereits 2007 emittierten Wandelsanleihen, fügte er hinzu. LG Electronics fielen mit anhaltenden Sorgen das Handygeschäft des Unternehmens um 3 Prozent.
Autotitel waren dagegen angesichts des weltweit steigenden Marktanteils koreanischer Autos gesucht. Die Bewertung der Aktien erscheine vor diesem Hintergrund günstig, sagte ein Analyst. Hyundai Motor gewannen 2,7 Prozent und Kia Motors 1,7 Prozent.
China trotzt dem Trend
Die chinesischen Aktienkurse schlossen nach späten Schnäppchenkäufen vor allem bei Immobilien- und Finanztiteln leicht im Plus. Sorgen um künftige geldpolitische Straffungen begrenzten jedoch die Gewinne. Der Shanghai-Composite-Index stieg um 0,3 Prozent auf 2656 Zähler. In Hongkong gewann der Hang-Seng-Index (HSI) ebenfalls 0,3 Prozent und schloss bei 20.212 Punkten.
Der Markt befinde sich gleichwohl weiter im Konsolidierungsmodus, hieß es von Händlerseite. "Die sich ständig ändernden Marktmuster und sinkenden Umsätze zeigen, dass die Anleger wenig überzeugt sind", meinte ein Analyst. Aber der Markt scheine sich einem Boden zu nähern und die Investoren warteten auf gute Einstiegszeitpunkte, fügte er hinzu.
Immobilientitel legten nach den jüngsten Verlusten teils kräftig zu: Gemdale kletterten um 2,3 Prozent und Poly Real Estate Group um 3,6 Prozent. Simon Wang, Analyst bei Xiangcai Securities, sagte, dass die Immobilientitel ein guter Indikator für die Anlegerstimmung seien. Auch Bankenwerte profitierten von Schnäppchenkäufen: China Merchants Bank legten um 2,4 Prozent zu und Pudong Development Bank um 2,1 Prozent.
Unter Druck standen dagegen Titel aus dem Bereich Erneuerbare Energie. Analysten sprachen von Rotationsverkäufen. "Die Aktien waren inmitten der jüngsten Kursverluste am Markt recht stabil, so dass einige Investoren jetzt Gewinne im Sektor mitnehmen", so der Analyst.
Quelle: ntv.de, jga/DJ/rts