Devisen-Vorschau Athen im Blick
13.02.2010, 07:00 UhrHoffnungen, Sorgen und viele offene Fragen - so lässt sich die Stimmung der Märkte nach dem Bekenntnis der Europäischen Union zu Griechenland beschreiben. Viele Investoren betonen zwar, das Vorgehen der EU sei durchaus sinnvoll. Vorerst dominiert jedoch große Unsicherheit.
Das Risiko des Zahlungsausfalls eines Staates der Eurozone ist zumindest vorerst gebannt - doch die strukturellen Probleme bleiben. Die Haushaltsprobleme der Peripherieländer wie Griechenland und Spanien werden die Gemeinschaftswährung auch in den kommenden Jahren belasten. Während in der Vergangenheit die Staatsschulden teilweise weginflationiert wurden, haben sich mit der Währungsgemeinschaft die Spielregeln gerade für die südlichen Mitgliedsstaaten stark verändert.
Im Gegensatz zu den USA oder Großbritannien besitzen die Länder im Euroraum nicht die Möglichkeit, die durch die Finanzkrise in die Höhe geschossene Staatsverschuldung über hohe Inflationsraten für die nächste Generation in eine fassbare Größe zu bekommen. Für die Europäische Zentralbank (EZB) bleibt die Zielgröße von 2 Prozent bei der Inflation die Messlatte auch für die kommenden Jahre. Für Länder wie Griechenland und Spanien, die vor der Einführung des Euro über Jahrzehnte hinweg mit einer galoppierenden Geldentwertung lebten, ist dieser Ausweg nun verschlossen.
EZB vor Herkulesaufgabe
Die EZB steht vor einer schweren Aufgabe. Während die Bank of England mit Großbritannien und der heimischen Wirtschaft einen seit Jahrzehnten klaren Auftrag hat, hat die EZB die Interessen von Portugal bis Finnland zu berücksichtigen. So hat die hohe Liquidität im Zusammenwirken mit niedrigen Zinsen in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass es in Ländern wie Spanien und Irland am Immobilienmarkt zu einer Blase kam. Im Vergleich zu der Politik der US-Notenbank hat die Europäische Zentralbank nicht das Zinsruder herumgerissen. In einem solchen Interessenkonflikt wird sich die Hüterin des Euro immer wieder finden.
Momentan ist davon auszugehen, dass die Renditeunterschiede innerhalb der Eurozone in den kommenden Monaten auf erhöhten Niveau verharren werden. Dies bedeutet für die so genannten Peripherieländer eine höhere Zinslast zur Bedienung der Schulden wie auch höhere Finanzierungskosten für die heimischen Unternehmen. Dass könnte zur Folge haben, dass ganze Regionen ihre Wettbewerbsfähigkeiten einbüßen, was zu einer steigenden Zahl von Arbeitslosen und einer sinkenden Konsumnachfrage führen dürfte.
Dollar gewinnt an Attraktivität
Die am Freitagvormittag veröffentlichten Daten zeigten bereits, dass die Wirtschaftsleistung in der Eurozone im vierten Quartal nahezu stagnierte. Auch für das erste Quartal 2010 wird mit einem Stillstand gerechnet, da fiskalpolitische Impulse fehlen und das schlechte Wetter vor allem die Bauwirtschaft belastet. In Griechenland hat sich Ende vergangenen Jahres die Rezession mit einem Minus von 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorquartal verstärkt.
Ein Blick über den Atlantik zeigt, dass dort im Konsens für 2010 von einem Wachstum von 2,7 Prozent ausgegangen wird. Davon scheint der Euroraum derzeit weit entfernt. Investoren, die in den vergangenen Jahren den Dollar-Raum gemieden hatten, kaufen sich momentan wieder im Greenback ein. Die Positionierungen an den Terminbörsen zeigen zudem sehr hohe Short Positionen im Euro. Daraus kann abgelesen werden, dass im Markt mehrheitlich auf eine anhaltende Schwäche in der Gemeinschaftswährung gesetzt wird.
Der Start in die Handelswoche dürfte zunächst ruhig verlaufen. Die Chinesen feiern ihr Neujahrsfest, in den USA bleibt die Wall Street auf Grund des "President's Day" geschlossen. Am Dienstag steht aus Deutschland der ZEW-Index zur Veröffentlichung an. Der Stimmungsindikator, der die Konjunkturerwartungen der Analysten widerspiegelt, hat den Hochpunkt überschritten bereits überschritten und wird per Februar mit einem erneuten Rückgang erwartet. Ein anderes Bild zeigt sich in den USA. Dort stehen am Mittwoch die Industrieproduktion wie auch die Kapazitätsauslastung auf der Agenda, die im Konsens jeweils mit einem kleinen Plus erwartet werden.
Quelle: ntv.de, DJ/rts