Marktberichte

Solar- und Windtitel heben ab Atomaktien drücken Dax

Der deutsche Aktienmarkt steht zum Auftakt der Handelswoche unter dem Eindruck der Katastrophe von Japan. Die Aussetzung der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke lässt die Kurse der großen Versorger einbrechen. Papiere von Anbietern aus dem Bereich der Solar- und Windenergie schießen hingegen förmlich durch die Decke.

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(Foto: REUTERS)

Die Sorge vor den Folgen einer unkalkulierbaren Nuklearkatastrophe hat den deutschen Aktienmarkt am Montag auf breiter Front ins Minus gedrückt. Der Dax ging mit einem Minus von 1,6 Prozent bei 6866,63 Punkten aus dem Handel. Für den MDax ging es um 1,3 Prozent abwärts auf 9880,77 Punkte. Der TecDax legte wegen der außergewöhnlichen Stärke der Titel aus dem Bereich erneuerbarer Energien um 0,2 Prozent zu auf 870,75 Punkte.

Marktstratege Robert Halver von der Baader Bank zeigte sich mit Blick auf die Börsenkurse dennoch zuversichtlich. "Die Japaner werden ihr Land schnell wieder aufbauen, auch um den Preis noch höherer Schulden", so der Experte. Die massiven Liquiditätsspritzen der japanischen Notenbank und mögliche weitere Maßnahmen "sollten der Binnenkonjunktur auf die Sprünge helfen". Auch das weltweite fundamentale Wirtschaftsumfeld, das mittelfristig für weitere Kursgewinne an den Börsen sorgen sollte, bleibe intakt.

Ausstiegsangst bei Versorgern

Das beherrschende Thema unter den 30 großen Schwergewichten am deutschen Aktienmarkt war die befristete Aussetzung der Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke, den die Bundesregierung im Zuge der Reaktorkatastrophe von Japan kurzfristig beschlossen hatte. Binnen drei Monaten sollen nun jedes Kraftwerk auf seine Sicherheit geprüft werden und in der Bewertung einer Verlängerung der Laufzeit auch die Ereignisse in Japan mit berücksichtigt werden. Meiler, die bereits jetzt nur noch wegen der Laufzeitverlängerung am Netz sind, sollen unmittelbar abgeschaltet werden. Die Aktien der beiden größten deutschen Kraftwerksbetreiber Eon und RWE verloren 5,3 bzw 4,8 Prozent. Papiere von RWE sind damit so billig wie seit knapp sechs Jahren nicht mehr.

Im Gegenzug verbuchten die im Technologie-Index TecDax gelisteten Solar- und Windenergie-Werte enorme Kursgewinne. "Heute lautet das Motto: Raus aus Atom und rein in die erneuerbaren Energien'", sagte ein Börsianer. Die stärksten Kursaufschläge verzeichneten Conergy mit einem Plus von 22 Prozent, Nordex legten um 17,8 Prozent zu, Q-Cells um 14,5 Prozent und Solarworld um 13 Prozent. Erst jüngst hatten Anlegerschützer den Aktien der Branche eine desaströse Wertentwicklung attestiert.

Verunsicherung bei Versicherern

Die drohenden Belastungen aus den Folgen des verheerenden Erdbebens und des anschließenden Tsunami in Japan schickten die Versicherer auf Talfahrt. Der größte deutsche Branchentitel Allianz gab 2,9 Prozent nach. Der weltweite Branchenprimus unter den Rückversicherern, Munich Re, fiel um 3,4 Prozent. Der kleinere Rivale Hannover Rück gab im MDax 2 Prozent nach. Die Bilanz der Rückversicherer wird in diesem Jahr bereits vom Erdbeben in Neuseeland wie auch den Überschwemmung im australischen Brisbane belastet. Rückversicherungen dienen klassischen Versicherungsunternehmen, den so genannten Erstversicherern, quasi als doppelter Boden, um etwa Lasten durch große Schäden besser tragen zu können.

Bankenrettung treibt Deutsche Bank

Gegen den Gesamttrend stemmten sich die Papiere der Deutschen Bank mit einem Minus von lediglich 0,2 Prozent. Das Finanzhaus profitierte von einer etwas in den Schatten getretenen Einigung beim Euro-Gipfel am Wochenende, den Rettungsschirm für klamme Euro-Staaten kräftig aufzustocken. Die Euro-Mitgliedsstaaten weiten durch zusätzliche Garantien die Ausleihkapazitäten des Rettungsfonds von bisher 250 auf nunmehr 440 Mrd. Euro aus. Darüber hinaus kann Griechenland mit Erleichterungen bei der Rückzahlung seiner Schulden rechnen. Das sorgt für deutliche Entspannung am Anleihenmarkt und daher auch für geringere Ausfallsorgen bei der Deutschen Bank.

Quelle: ntv.de, nne/dpa/rts

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