Marktberichte

Inside Wall Street Ausverkauf des M. Phelps

Ein halbes Jahr nach den Olympischen Spielen sind die meisten Medaillengewinner in Vergessenheit geraten. Von Turn-Sternchen Nastia Lukin hört man nicht viel, Bronze Sprinter Walter Dix macht keine Schlagzeilen mehr, und selbst Bryan Clay - "König der Athleten" nach seinem Sieg im Zehnkampf - ist abgetaucht. Nur Schwimm-Star Michael Phelps ist omnipräsent manchmal auf beschämende Weise.

Dass sich der Schwimmer mit seinen acht Gold-Medaillen und einer stattlichen Reihe von Welt- und Olympischen Rekorden nicht zufrieden geben würde, war schon während der Spiele in Peking klar. Kaum war Phelps aus dem Becken gestiegen, saß er bereits mit dem Management von Hilton zusammen, um über einen Vertrag mit der internationalen Hotelkette zu verhandeln.

100-Millionen-Dollar-Mann

Bereits vor den Spielen vertrat er den Bademoden-Riesen Speedo, der ihm für seine historische Medaillenserie einen Bonus von 1 Million Dollar zahlte; stattliche Beträge fließen zudem von Visa, dem Uhrenhersteller Omega und dem Dow-notierten Telekom-Riesen AT&T. Phelps wird zudem von Kellog's unterstützt, außerdem wirbt er für den PowerBar und die Energydrinks von PureSport, und jüngst schloss er einen 4 Millionen Dollar schweren Vertrag mit Matsunichi ab, von dessen mp3-Spielern er sich seither vor jedem Wettkampf berieseln lässt.

Insgesamt sollen sich die Sponsorenverträge des Schwimmers bereits auf "mindestens 30 bis 50 Millionen Dollar" belaufen, wie Sport-Anwälte in den USA schätzen. Und Phelp's Agent Peter Carlisle nennt den Schwimmer einen "100-Millionen-Dollar-Mann" - soviel soll er in den nächsten Jahren einnehmen können. Carlisle muss es wissen: Seine Agentur Octagon ist eine der erfolgreichsten in der Branche und vertritt außer Phelps zahlreiche Tennis- uns Football-Stars, Musiker, Bands und Fergie, die Herzogin von York. Dem erfolgreichen Management ihres Sohnes hat selbst Mutter Debbie Phelps einen Sponsorenvertrag zu verdanken. Sie trägt bei öffentlichen Auftritten künftig Kleidung aus dem Sortiment von Chico's, einer Modekette im mittleren Preissegment, und kassiert dafür einen sechsstelligen Betrag.

Autogramme kosten Geld

So plagen Michael Phelps also keine Geldsorgen; der Mann ist gut versorgt, und das hat er auch verdient. Ein Deal droht aber das Bild des sympathischen Rekordschwimmers zu zerstören. Denn Phelps unterschrieb unter anderem beim Memorabilia-Dealer Steiner Sports, für den er exklusiv Autogramme schreibt, die Fans im Internet zu Phantasiepreisen erstehen können. Ein signiertes Foto gibt es ab 329,99 Dollar; beim größten Online-Händler der Branche, SportMemorabilia.com, sogar erst ab 481,25 - das ist wohlgemerkt ein Weihnachts-Schnäppchen, denn ursprünglich lag der Preis bei 603,97 Dollar. Weitere Angebote gehen bis 899 Dollar für ein signiertes Foto von Phelps mit Lorbeerkranz - da ist dann zwar das Autogramm echt, ansonsten lässt die Authentizität zu wünschen übrig, denn in der Schwimmhalle von Peking wurden gar keine Lorbeerkränze überreicht.

Fans ohne die dicke Kohle gehen bei Phelps leer aus - es sei denn, sie lassen sich auf schäbige Deals in der Buchhandlung ein. Um seine Biographie "No Limits" zu verkaufen, tourt Phelps gerade durch Amerika und unterschreibt in Filialen der Kette Border's. Allerdings unterschreibt er keine Poster, Fotos oder ähnliches, sondern nur sein Buch. Und nur, wenn es der Fan unmittelbar vor der Aktion im selben Laden gekauft hatKassenzettel werden gnadenlos geprüft. Dass der Verkauf unmittelbar vor der Autogrammstunde stattgefunden haben muss, ist wichtig. Denn Borders verlangt im Beisein des Superstars den vollen Buchpreis von 26 Dollar, während das Werk sonst mit einem 30-prozentigen Rabatt zu 18,20 Dollar zu haben ist.

Beim Konkurrenten Barnes & Noble sind ebenfalls 18,20 Dollar fällig, beim Online-Händler Amazon nur 17,16 Dollar. Über unabhängige Händler im Internet gibt es Schnäppchen ab 14,18 Dollar - satte 46 Prozent billiger als bei der Border's Abzocke-Stunde.

Das Phelps-Management begründet die strikte Autogramm-Regelung damit, den blühenden Internet-Handel unterbinden zu wollen. Das gelingt natürlich nicht. Die ersten signierten Bücher sind längst bei Ebay aufgetaucht, wo sie um 99 Dollar gehandelt werden. Was hingegen gelingt: die komplette Enttäuschung der Fans, bei denen sich Michael Phelps längst vom Albatros zum Geier gewandelt hat, der gierig über der Beute kreist.

Quelle: ntv.de

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