Aufstieg zum Feierabend Daimler schiebt den Dax
08.04.2009, 18:08 UhrDer deutsche Aktienmarkt geht am Mittwoch bei sehr dünnen Umsätzen und einem wechselhaften Handel mit deutlichen Kursgewinnen in den Abend. Der Leitindex Dax schloss nach zwei Handelstagen mit Verlusten im grünen Bereich bei 4358 Punkten, was einem Plus von 35 Zählern oder 0,82 Prozent entspricht. Der MDax kletterte um 1,10 Prozent auf 4797 Punkte. Der TecDax gewann 1,58 Prozent auf 512 Zähler.
Nach einer vorübergehenden Aufhellung am frühen Nachmittag und einem Absturz in Richtung Vortagesschluss schoben am späten Nachmittag vor allem zwei Auto-Werte den Leitindex wieder in die Gewinnzone.
Daimler-Chef Dieter Zetsche sieht die Autobranche zwar in einer "Jahrhundertkrise" und schließt selbst bei dem schwäbischen Vorzeigeunternehmen Entlassungen nicht mehr aus. Doch angesichts eines positiven Analystenkommentars hielt das die Anleger nicht von Zukäufen ab: Die Daimler-Aktie zog 7,87 Prozent an und kostete damit am Abend 24,39 Euro. "Nach unserer Einschätzung werden die Automobilmärkte die Talsohle frühestens in der zweiten Jahreshälfte durchschreiten", hatte Zetsche auf der Hauptversammlung mitgeteilt. "Letztlich wird niemand in unserer Branche von dieser Jahrhundertkrise verschont bleiben."
Im Gefolge der Daimler-Aktie verteuerten sich die Aktien von BMW um 6,2 Prozent. Die Stammaktien von Volkswagen gaben dagegen 0,14 Prozent ab. Analysten von Goldman Sachs hatte BMW auf eine europäische Kaufliste genommen, und die Einstufung für Daimler auf "Buy" von "Neutral" erhöht. Die Verlängerung der Abwrackprämie könnte dem Sektor auch noch etwas Unterstützung liefern, sagte zudem ein Händler.
Nach dem Start der Bilanzsaison in den USA blieb die Grundstimmung im recht übersichtlichen Handel dennoch nervös. Der weltgrößte Aluminiumkonzern Alcoa, der traditionell in den USA die Bilanzsaison einläutet, hatte den zweiten Quartalsverlust in Folge ausgewiesen. "Auch wenn der Zwischenbericht keine so große Überraschung mehr barg, so zeigt er doch, dass die Rezession noch lange nicht ausgestanden ist", hatte ein Händler am Morgen erklärt.
Zudem hielten sich viele Anleger vor dem langen Osterwochenende extrem zurück, meinten mehrere Marktteilnehmer übereinstimmend. Keiner wolle mehr große Positionen eingehen oder halten. "Erst wenn die Märkte nach Ostern einige schlechte Firmenbilanzen gut verdauen, könnte es am Aktienmarkt wieder vorwärts gehen", sagte ein Händler.
Stahlwerte standen nach einem vorsichtigen Kommentar durch Analysten der Deutschen Bank unter Druck. Die Marktbeobachter begründeten ihre Skepsis mit den schwachen globalen Wirtschaftsaussichten. Mit einer nachhaltigen Erholung der Stahlbranche sei noch nicht zu rechnen, die Markteinschätzung für die Branche sei noch zu optimistisch. Die Analysten rieten ihren Kunden, sowohl ThyssenKrupp als auch Salzgitter-Aktien zu verkaufen. "Die Empfehlung hat Gewinnmitnahmen ausgelöst", erklärte ein Händler. Schließlich hatten Salzgitter und ThyssenKrupp seit Monatsbeginn je mehr als zehn Prozent gewonnen. ThyssenKrupp gaben 0,8 Prozent nach, Salzgitter notierten 3,2 Prozent tiefer.
Unter Druck blieben zudem die Finanzwerte. Der Sektor müsse nach den jüngsten Kursgewinnen etwas durchatmen, hieß es. "Das ging etwas zu schnell, das muss erstmal wieder etwas abgebaut werden", sagte ein Händler. Deutsche Bank rückten 0,1 Prozent vor, Aktien der Commerzbank fielen rund drei Prozent. Eine Herabstufung von JP Morgan auf "Neutral" von "Overweight" belastete zeitweilig auch die Aktien der Allianz. Zuletzt notierte das Papier nach zeitweiligen Kursgewinnen 1,0 Prozent im Plus.
Quelle: ntv.de